Eine ganz besonders spontane Band: „The Jam Community“

The Jam Community im Bukarester Expirat-Klub. Foto: Cătălin Fătu

Michael Acker (m.), Pietonu’ (l.) und Gabi Matei (r.) Foto: Petra Acker

The Jam Community mit Jack DeJohnette. Foto: Facebook

Wenn man „The Jam Community“ zuhört, würde man nicht direkt glauben, dass die Musik spontan improvisiert ist, es klingt nämlich nach zahlreichen Proben. Dem ist nicht so, das Konzept der Gruppe beruht auf Musik, die auf der Stelle komponiert und gespielt wird. Durch non-verbale Kommunikation und Blickkontakt wird jede Idee ausgearbeitet, Solos der einzelnen Musiker finden ihren Platz ganz von selbst.

Die Idee einer solchen Band entstand schon 2014 unter den jüngeren Musikern der Bukarester Jazz-Szene, zustande kam das Projekt Ende 2015, als Darius Rus, der Inhaber von „JazzBook“, einem der wenigen Jazz-Klubs Bukarests, ein weiteres Lokal eröffnete, das sich „Studio“ nannte. Einmal wöchentlich lud Darius gewisse Musiker ein, um zu „jammen“, also spontan gemeinsam zu improvisieren, ohne Vorschriften oder, wie es bei klassischen Jazz-Jamsessions der Fall ist, gewisse Jazz-Songs zu spielen. Obwohl das „Studio“ inzwischen geschlossen wurde, organisiert Darius solche Treffen weiterhin an verschiedenen Orten und zahlt dabei Honorare aus eigener Tasche. Sein Wunsch ist es schon seit Jahren, mehr Bewegung und Kommunikation in die Bukarester Jazzszene zu bringen.

Bei jeder „Session“ ist die Zusammensetzung der Band etwas anders, es gibt aber eine gewisse Gruppe von fast 30 Musikern, aus der die Instrumentalisten jedes Mal ausgewählt werden – hauptsächlich Mitglieder der jüngeren Jazz-Szene, die schon als bekannte Musiker des Landes gelten wie Albert Tajti (Keyboard), Tavi Scurtu (Schlagzeug), Dan Mitrofan (Gitarre), Alexandru Arcuș (Saxofon), der internationale Jazz-Preisträger Sorin Zlat (Klavier) oder der kubanische Trompeter Harvis Kuni-Padron. Von Schlagzeug, Bass und Keyboard bis Gitarre und Blasinstrumenten ist alles vertreten, meistens macht auch ein DJ mit. Der Kronstädter Michael Acker, der ebenso Bass-Gitarre wie Kontrabass spielt, ist der einzige, der immer dabei ist und auch die Zusammensetzung für jeden einzelnen Auftritt bestimmt, da die Initiative teils auch von ihm ausgegangen ist.

Die Musik der Gruppe geht meist in Richtung Hip-Hop, R’n’B und Nu-Soul, deshalb wird neuerdings zu jedem Konzert auch jeweils ein Rapper eingeladen, der die richtigen Worte nur teilweise von zuhause mitbringt, sie hauptsächlich an Ort und Stelle findet. So waren teilweise schon sehr bekannte Namen wie Omul Gnom, Motanu oder Vali Umbră (Ex-Subcarpați) dabei. Bei der letzten Show kam auch Macanache spontan auf die Bühne.
Der Prozess des freien Improvisierens geschieht meist durch Initiative von einem der Musiker, eine Idee wird gespielt und von den anderen aufgegriffen, harmonisiert und interpretiert, dazu kommen dann eventuell „Themen“ (Melodien) der Solo-Instrumente wie Saxofon oder Trompete. Sobald das Ganze eine stabile Form hat, wird nach Gefühl zu einem neuen musikalischen Teil übergeschweift. Die Musiker sind stets bereit, neue Initiativen aufzugreifen; wenn zum Beispiel einer der Musiker ein Solo spielen will, wird ihm sofort „Platz“ gemacht, das Generalvolumen gesenkt und die Begleitung vereinfacht, um das Solo hörbar zu machen.
Schwierigkeiten oder kreative Blockaden kennt „The Jam Community“ nicht, alles was zählt, ist, dass die Leute sicher sein müssen und keine Angst davor haben dürfen, „sich ins Nichts zu schmeißen“, wie Michael Acker sich äußerte.

Die wichtigsten Auftritte der Gruppe waren bisher das Eröffnungskonzert für den Amerikanischen Schlagzeug-Virtuosen und Komponisten Jack DeJohnette im Bukarester Radio-Saal und die Teilnahme beim „JazzTM“ Festival in Temeswar. Seit Anfang des Jahres spielt „The Jam Community“ einmal monatlich im Bukarester „Expirat“-Klub. Jedes Konzert wird gefilmt und tontechnisch aufgenommen, die Aufnahmen werden dann von Darius Rus (Ton) und Michael Acker (Video) bearbeitet. Die Videos sind bei facebook.com/thejamcommunity und auf Youtube zu finden.