Finissage mit singenden Popen

Hinterglasikonen aus Siebenbürgen in Rheinbach ausgestellt

Christi Geburt, Glasikone

„Vergessen Sie alles, was Sie von Pavarotti wissen“. Diese Worte von Dr. Ruth Fabritius, Direktorin des Glasmuseums Rheinbach, mischten sich in den lebhaften Beifall der Besucher der Hinterglasikonen-Ausstellung, die bis Januar in dem nahe Bonn gelegenen Städtchen zu sehen war. Pfarrer Petru Damian hatte soeben bei saurer Suppe (ciorbă), Würstchen (mititei) und Banater Wein vom Zillascher Berg das Lied „O sole mio“ gesungen.

Vorher hatte er während der Finissage zusammen mit seinem Kollegen Mihai Ciolan (beide kommen aus der Moldau) und zum Teil auch mit dem Abt Ilarion Urs aus dem siebenbürgischen orthodoxen Kloster Sâmbăta de Sus Weihnachts- und Neujahrslieder dargeboten. Die drei Popen (Priester) waren eigens für die Finissage nach Rheinbach gekommen. Die beiden Priester ließen mit ihren markanten Stimmen weitere Lieder folgen, darunter auch typische rumänische Trink- und Liebeslieder. Zur Schlussveranstaltung nach Rheinbach war auch der rumänische Generalkonsul aus Bonn, Dr. Vlad Vasiliu, gekommen.

Die im Glasmuseum Rheinbach unter dem Titel „Fenster zum Himmel“ präsentierten Hinterglasikonen stammen aus dem Wallfahrtskloster Sâmbăta. Zur Ausstellungseröffnung am ersten Advent waren drei Malermönche aus Sâmbăta gekommen: die Pater Mihail, Ştefan und Siluan, um den Museumsbesuchern die Kunst der Ikonen-Hinterglasmalerei vorzuführen.

Die Herstellung einer Glasikone dauert etwa sechs Tage. Vom Übertragen des Motivs auf das Glas bis zur letzten Farbgebung mit Blattgold sind einige Schritte notwendig. „Vor allem müssen die aufgetragenen Farben genug Zeit zum Trocknen haben, so Pater Mihail. Viele kennen nur russische oder griechische Ikonen, die stets auf Holz gemalt sind. Das Spezifische der rumänischen Ikonen ist ihr Erscheinungsbild „hinter Glas“. Die Hinterglasmalerei ist vor rund 300 Jahren von Österreich und Böhmen aus in das Gebiet des heutigen Rumänien gelangt.

„Die Hinterglasikonenmaler aus Siebenbürgen sind sehr in der Tradition verhaftet. Sie greifen immer auf altbewährte Vorlagen zurück, nur die Farben dürfen sich ändern“, so die aus dem siebenbürgischen Meschen/Moşna stammende Ruth Fabritius, die die rund 60 Besucher der Finissage durch die Ausstellung mit den farbenfrohen, leuchtenden und tief religiös geprägten Ikonen führte.

Die Einnahmen von der Verkostung der rumänischen Spezialitäten nach der Finissage kommen Kinderhilfsprojekten der Heiner-Buttenberg-Stiftung zugute. Der Unternehmer Heiner Buttenberg, der im Rheinbacher Nachbarort Meckenheim ein Hotel betreibt, setzt sich in Rumänien für verwaiste und verwahrloste Kinder ein. Die Buttenberg-Stiftung betreibt im Banater Kurort Busiasch das Kinderdorf Hänsel und Gretel, zu dem unter anderen ein Kinderheim, ein Mutter-Kind-Haus, eine Sozialküche und eine Ausbildungswerkstatt für Schreiner und Maler gehören.