Geht es tatsächlich um eine Hölle?

Das kleine Inferno - Eine Produktion über Familienleben

Foto: TNB

Sie will ihn verlassen, weil er gekündigt hat. Ehemann Sandu kann auf der anderen Seite die neugierige Mutter Vioricas nicht ausstehen. Viorica hat zwei Verehrer, einen davon wird Sandu los. Später möchte Sandu eine Affäre mit seiner Sekretärin haben, die Ehefrau beseitigt sie geschickt. Schwiegermutter Eleonora Arbore ist immer da, als würde sie eine Institution verkörpern. Irgendwann zieht sogar der lebenslange Verehrer Vioricas bei dem Ehepaar ein. Ärger und Krisen werden mit Humor und Optimismus überwunden und so vergehen Jahrzehnte in der kleinbürgerlichen Familie des 20. Jahrhunderts. Die Darbietung, die in zweieinhalb Stunden auf eine unterhaltsame Weise Schlüsselmomente einer 40-jährigen Ehe zeigt, trägt den (widersprüchlichen) Titel „Das kleine Inferno“. Doch am Ende der Aufführung muss sich einer fragen: Geht es tatsächlich um eine Hölle?

Das Stück, von Mircea Ştefănescu 1948 geschrieben, wurde zum ersten Mal im Bukarester Nationaltheater (TNB) im Jahre 2013 aufgeführt. Von der Uraufführung bis zu den neuesten Inszenierungen gab es eine 20-jährige Pause, da das Werk vor Jahrzehnten hoch umstritten war. „Mircea Ştefănescu hat die höchste Begabung: Er kann Leben schaffen. Vor diesem Wunder verblasst jede kritische Versuchung, man sieht und hört zu wie ein Kind, das zum ersten Mal Kontakt zum Leben herstellt“, schrieb der Schauspieler Radu Beligan als Vorwort der Komödie in drei Akten. Jetzt feiern rumänische Medien „Das kleine Inferno“ als eine langlebige und beliebte Komödie des Bukarester Nationaltheaters. Was könnte aber dazu geführt haben?

Die Erlebnisse der Familie Arbore verfolgt der Zuschauer über drei Etappen – man kann Viorica (Ilinca Goia) und Sandu (Liviu Lucaci) im Übergang vom frisch gebackenen Ehepaar zu reifen Erwachsenen und schließlich als nette Greise mit Enkelkindern erleben. Die Liebe füreinander hält sie zusammen, egal mit welchen Hindernissen sie konfrontiert werden. Schwiegermutter Eleonora Arbore (Ileana Stana Ionescu) ist von unvermeidlicher, imponierender Präsenz im Leben von Viorica und Sandu, so wie der immer verliebte Cornel (Marius Rizea). Das Bühnenbild spielt eine wichtige Rolle dabei - viele Elemente erinnern an frühere Zeitalter, darunter die Musik, die Möbelstücke und die elegante Kleidung. Das ganze Stück scheint eher ein pulsierendes Lob auf die Institution der Ehe zu sein und der Text hat auf keinen Fall seine Aktualität verloren, auch wenn lange Ehen heutzutage dazu tendieren, eine Seltenheit zu werden.