„Germanistik im Spiegel“

Neunter Band der Klausenburger Beiträge zur Germanistik erschienen

Klausenburger Beiträge zur Germanistik, Bd. 9/2020, hg. von Réka Jakabházi, Ursula Wittstock und Kerstin Katzlberger, Cluj-Napoca: Casa Cărții de Știință 2020, 230 S., ISBN: 978-606-17-1688-3. Der Band kann auch als PDF-Datei über folgende Internet-Adresse kostenlos heruntergeladen werden: germanistik-cluj.jimdofree.com/forschung-am-institut/publikationen/

Vor Kurzem erschien im Klausenburger Verlag Casa Cărții de Știință der neueste Band der Schriftenreihe des Departments für deutsche Sprache und Literatur der Babe{-Bolyai-Universität Cluj-Napoca/Klausenburg/Kolozsvár. Es handelt sich dabei bereits um den neunten Band der von András F. Balogh und Daniela-Elena Vladu herausgegebenen wissenschaftlichen Reihe der Klausenburger Beiträge zur Germanistik. Die Herausgeberinnen dieses frisch erschienenen jüngsten Bandes des genannten wissenschaftlichen Fachorgans sind die Klausenburger Germanistinnen Réka Jakabházi, Kerstin Katzlberger und Ursula Wittstock, die folgenden Buchtitel für ihre aktuelle Publikation gewählt haben: „Germanistik im Spiegel: Wege und Umwege einer Wissenschaft“.

Der neunte Band der Klausenburger Beiträge zur Germanistik versammelt in erster Linie sprach- und literaturwissenschaftliche Vorträge, die bei der Jubiläumstagung des Departments für deutsche Sprache und Literatur der Babeș-Bolyai-Universität im Juni 2019 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der von König Ferdinand I. gegründeten rumänischsprachigen Universität in Klausenburg gehalten wurden, ergänzt durch zwei weitere wissenschaftliche Beiträge zur Translatologie und zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

Neben den beiden Rubriken „Analysen zur Literatur und Kultur“ sowie „Linguistische und sprachlich-didaktische Analysen“, auf die weiter unten näher eingegangen wird, findet sich im Band 9 der Klausenburger Beiträge zur Germanistik auch die Rubrik „Buchbesprechungen, Tagungsberichte, Lesungen“ mit Berichten von zwei Tagungen in Klausenburg und in Bad Kissingen (beide von Gustav Binder), mit Besprechungen von zwei Publikationen des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (von Ana-Maria Minea und Noémi Hegyi) und mit dem Bericht von der Lesung Thomas Perles auf der genannten Jubiläumstagung in Klausenburg (von Réka Jakabházi).

Ein Verzeichnis der Autorinnen und Autoren des Bandes sowie eine Gesamtübersicht über sämtliche Bände der wissenschaftlichen Reihe der Klausenburger Beiträge zur Germanistik, die seit 2015 mit der Zeitschrift Germanistik im Europäischen Kontext vereint ist, runden den insgesamt 230 Seiten umfassenden neunten Band jener Schriftenreihe der Babeș-Bolyai-Universität gelungen ab.

András F. Balogh (Klausenburg) eröffnet mit seinem Aufsatz „Die Geschichte der Klausenburger Germanistik. Von den Anfängen bis zur Wende 1989“ die Rubrik der literatur- und kulturwissenschaftlichen Analysen des neunten Bandes der Klausenburger Beiträge zur Germanistik. Er untersucht die Geschichte der Klausenburger Germanistik von ihren philologischen Anfängen über ihre Institutionalisierung als universitäres Fach an der im Jahre 1872 gegründeten ungarischsprachigen Universität sowie an der 1919 gegründeten rumänischsprachigen Universität in Klausenburg, bis hin zur kommunistischen Epoche, deren wissenschaftliche Bewertung im Kapitel „Höhepunkt und Stillstand – Die Klausenburger Germanistik in den 70er und 80er Jahren“ gipfelt.

Ioana Crăciun (Bukarest) befasst sich in ihrem Beitrag ebenfalls mit der Geschichte der Klausenburger Germanistik, jedoch im Spiegel eines literarischen Werkes: des 2007 erschienenen Romans „Die uns angebotene Welt. Jahre in Klausenburg“ von Joachim Wittstock, welcher Ende der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Klausenburg spielt. Joachim Wittstocks autobiografischer Roman ist zugleich ein Schlüsselroman, der dem historisch Kundigen einen interessanten Einblick in die Klausenburger Germanistik aus der Sicht eines Zeitzeugen verschafft.

Ferenc Vincze (Budapest) widmet sich in seinem Beitrag der Gattung der Gefängnisromane unter dem Aspekt transkultureller Verflechtungen einer Region, wobei er der Mehrsprachigkeit in Rumänien auch durch die Auswahl der von ihm behandelten Werke Beachtung schenkt. Eginald Schlattners Roman „Rote Handschuhe“ kommt in seinem Aufsatz ebenso zur Sprache wie der Roman „Matei Brunul“ (Matei der Braune) von Lucian Dan Teodorovici sowie der Interviewband „A börtön szaga“ (Der Geruch des Gefängnisses) von Ádám Bodor.
Noémi Kordics (Budapest) befasste sich in ihrem Beitrag mit dem Gesamtwerk des Reiseschriftstellers, Essayisten, Romanciers und Dramatikers Arthur Holitscher (1869-1941), während Kerstin Katzlberger (Klausenburg) in ihrem Aufsatz am Beispiel des Migrationsromans „Spaltkopf“ der  österreichischen Schriftstellerin Julya Rabinowich die literarische Darstellung von Traumata untersucht, nicht zuletzt auch in interdisziplinärer Hinsicht im Rückgriff auf wissenschaftliche Erkenntnisse der Psychotraumatologie.

Die Rubrik der linguistischen und sprachlich-didaktischen Analysen des neunten Bandes der Klausenburger Beiträge zur Germanistik wird mit einem Aufsatz von Emilia Codarcea (Klausenburg) zum Thema „Neuere Trends im deutschen Sprachgebrauch. Jugendwort und Anglizismus des Jahres“ eröffnet, in dem eine Fülle von jugendsprachlichen Bildungen aufgezählt und erläutert werden.

Romina Donțu (Klausenburg) untersucht in ihrem Beitrag die pragmatische Rolle der Äquivalenz in rumänischen Übersetzungen des Grimmschen Märchens „Die drei Männlein im Walde“, während Stephan Kitzberger (Budapest) sich in seinem Aufsatz zur Plagiatsforschung des Problems literarischer wie auch wissenschaftlicher Plagiate annimmt, wobei er neben rechtlichen Dimensionen auch solche der Psychologie, der Ästhetik und des Literaturbetriebs anspricht.

Anita Andrea Széll (Klausenburg) beschließt diese linguistische und sprachlich-didaktische Rubrik des neunten Bandes der Klausenburger Beiträge zur Germanistik mit einem Aufsatz zum Thema „Extracurriculare Tätigkeitsformen als Bestreben um eine interdisziplinäre Arbeit an der Klausenburger Germanistik“. Sie greift darin auf Erfahrungen einer seit 2015 am Klausenburger Germanistiklehrstuhl tätigen Arbeitsgruppe zurück, die sich interdisziplinär mit Sprachwissenschaft und Kinder- und Jugendliteratur befasst, und befragt diese im Hinblick auf deren Relevanz für das Studium der Germanistik.

Auch wenn nicht alle Beiträge, die bei der Jubiläumstagung 2019 in Klausenburg gehalten wurden, in den jüngst erschienenen neunten Band der Klausenburger Beiträge zur Germanistik aufgenommen werden konnten, so gibt der gehaltvolle Jubiläumsband dennoch einen Überblick über die vielfältigen Interessen der Klausenburger Germanistik sowie einen Einblick in ihr niveauvolles Schaffen.