Geschichten über Gold und Silber

Das Buch „Siebenbürgische Goldschmiedekunst“ von Horst Klusch, das in einer stark erweiterten Auflage im Honterus-Verlag in Hermannstadt erschienen ist, kann als das Standardwerk in diesem Bereich angesehehn werden. Die Goldschmiedekunst ist in der siebenbürgischen Kunstgeschichte das bedeutendste Thema. Die Meister haben hier gearbeitet, Bestellungen kamen von überall, oder sie haben sich in anderen Städten Europas niedergelassen. Die Blütezeit fällt auf das 16. - 17. Jahrhundert.

Die siebenbürgischen Goldschmiede haben auch viel für die rumänischen Fürsten gearbeitet, so stand der Behandlung des Themas auch in den Jahrzehnten vor 1989 nie etwas im Wege. Horst Klusch kennt nicht nur die ganze Materie, er konnte auch eigene Aufsehen erregende Entdeckungen machen.

Martin und Georg de „Clussenberch“

Diese beiden Bildhauer haben das Reiterstandbild des hl. Georg im Kampf mit dem Drachen geschaffen, 1373, es ist aus Bronze und steht im dritten Burghof des Hradschin in Prag. Es handelt sich in der europäischen Kunstgeschichte um ein Meisterwerk in der Darstellung des Georg-Kults. Einmal bin ich zu Neujahr extra nach Prag gefahren, um dieses Standbild zu sehen (eine Kopie gibt es in Klausenburg). Was einem auffällt, ist der zierliche Ritter, der mit dem Drachen kämpft, das tänzelnde Pferd, und das nicht unbedingt Schrecken erregende Reptil. Alles einheitlich und elegant.

Martin und Georg de Clussenberch sind den Forschungen von Horst Klusch zufolge ursprünglich Goldschmiede gewesen. Der Vater der beiden Künstler, Nikolaus (der Maler) soll im letzten Viertrel des 14. Jahrhunderts von Hermannstadt nach Klausenburg übersiedelt sein.

Der Corvinusbecher

Dieser Corvinusbecher, ein selten schönes Prunkstück vom Ende des 15. Jahrhunderts, befindet sich im Besitz von Wiener Neustadt. Geschaffen wurde er in der Werkstatt des aus Hermannstadt eingewanderten Sigmund Langenauer, genannt „der Walach“. Horst Klusch erzählt, dass die Großeltern des Meisters Sigmund in Câmpulung (Lagenau) gelebt haben. Ihr Enkel Sigmund ist zuerst nach Hermannstadt und dann in die Wiener Neustadt gezogen, wo er es zu großem Ansehen gebracht hat. Dieser Sigmund Walach hatte zweimal geheiratet, er starb aber früh, 1450. Danach hat seine zweite Frau Anna den Neffen und Gesellen des verstorbenen Meisters, Wolfgang Zulänger, geheiratet. Er übernahm den Besitz und das Handwerk seines Oheims, darunter auch alle laufenden Bestellungen. Unter ihnen befand sich auch der spätere Corvinusbecher. Er wurde aber so oft für einen Ehrentrunk verwendet, dass er schon im 19. Jahrhundert zweimal restauriert werden musste.

Der Prunkpokal Peters des Großen

Der Tulpen-Prunk-Pokal des Zaren Peter der Große ist ein Werk des Hermannstädter Goldschmieds Sebastian Hann, aus dem Jahr 1697. Der Zar hatte den Pokal aber weder direkt noch indirekt in Hermannstadt bestellt, er ist über den moldauischen Fürsten Constantin Cantemir nach Petersburg gebracht worden. 1917 ist der Pokal nach Europa gelangt. Im Spätsommer 1984 hat Horst Klusch bei einer Versteigerung in Deutschland den Pokal auf Anhieb als ein Werk von Sebastian Hann identifiziert. Zuletzt ist der Pokal bei einer Auktion in Deutschland wieder angeboten worden, man ging von dem Schätzpreis von einer Million Euro aus.