„Immer war diese Hoffnung“

Fotos ehemaliger Russlanddeportierter in einer Ausstellung von Marc Schroeder

 2012 hat der Luxemburger Fotograf Marc Schroeder ein Dokumentationsprojekt über die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion begonnen. Eine kleine Auswahl des fotografischen Materials mit Auszügen aus den aufgezeichneten Zeitzeugengesprächen als Begleittext wurde erstmals im März am Stand des Gastlandes Rumänien auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse gezeigt. Eine etwas umfangreichere Auswahl an Fotos und Auszügen aus Aufzeichnungen wird ab heute in der Gedenkstätte der Opfer des Kommunismus in Sighet zu sehen sein. Die Eröffnung der Ausstellung findet heute, um 15.30 Uhr, im ersten Stock des Museums statt, sie bleibt bis zum 12. August geöffnet.

Von der Russlanddeportation hatte Marc Schroeder 2010 bei seiner ersten Entdeckungsreise in Rumänien auf den Spuren der u. a. aus dem heutigen Raum Luxemburgs stammenden Vorfahren der Siebenbürger Sachsen gehört. Er stellte fest, dass diese Verschleppung vielen Menschen in Rumänien  aber auch in Europa unbekannt war. Das Thema ist zwar wissenschaftlich erforscht sowie literarisch und filmisch behandelt, aber es existierte noch keine umfangreiche fotografische Dokumentation zu diesem historischen Kapitel.

Die Lebensgeschichten älterer Menschen haben den Fotografen schon seit seiner Kindheit fasziniert und also begann er, einige der letzten Zeitzeugen aufzusuchen. Während der folgenden drei Jahre besuchte er über 40 ehemalige Russlanddeportierte, von denen zwischenzeit-lich viele verstorben sind, in allen Landesteilen Rumäniens, fotografierte die Betroffenen in ihrem Alltag und zeichnete ihre Erinnerungen auf. Entstanden ist eine ausdrucksvolle Porträtserie, die die Identität dieser Menschen als Angehörige einer Minderheit sowie ihre traumatischen Erfahrungen im sowjetischen Arbeitslager widerspiegelt. Die Zeitzeugenaussagen entwerfen ein kollektives Erinnerungsbild an die Deportation und verleihen den Porträtfotos eine Stimme.

Marc Schroeder, 1974 in Luxemburg geboren, hängte seine Karriere im Bankwesen an den Nagel und begann 2009 seine Laufbahn als freischaffender Dokumentarfotograf. Er arbeitet an Langzeitprojekten über Themen, die ihn faszinieren und persönlich berühren. Derzeit arbeitet er an einem Fotoband über die Deportation der Deutschen und erhofft sich eine baldige Veröffentlichung. Das Dokumentationsprojekt erhielt 2013 eine Förderung vom Rumänischen Kulturinstitut Bukarest im Rahmen eines Stipendiums für Kulturjournalismus, die Ausstellung wird durch die Kulturreferentin für Siebenbürgen bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Stiftung Academia Civică gefördert.