Jahrbuch 2021 „Auf der Suche nach Frieden“

Neue Folge des Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders erschienen

Jahrbuch 2021, „Auf der Suche nach Frieden“, Siebenbürgisch-Sächsischer Hauskalender, 66. Jahrgang. Im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diako-nischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. (ehemals: Hilfskomitee) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien herausgegeben von Berthold W. Köber. Schiller Verlag: Hermannstadt und Bonn 2020, 255 S., ISSN 0583-192X, 49 Lei.

Rechtzeitig zum Neuen Jahr erschien jüngst im Schiller-Verlag der 66. Jahrgang des Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders, das Jahrbuch 2021 mit dem Titel „Auf der Suche nach Frieden“, welches von Berthold W. Köber im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V. (ehemals: Hilfskomitee) in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien herausgegeben wurde.

Den Einband des Jahrbuches 2021 schmückt ein Foto des Eingangs zur Kirchenburg von Wolkendorf/Vulcan im Burzenland/Țara Bârsei mit der bekannten Inschrift über dem Tor, die an Titel und Thema des diesjährigen Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders anknüpft: „Der Krieg und die Zwietracht verwüsten das Land. Sie stürzen die Schutzmauern nieder. Nur Frieden und Eintracht, dies einzige Band. Sie bauen Zerfallenes wieder.“

Auf das Vorwort des Herausgebers und seine Einführung in das Jahrbuch folgt der Abschnitt „Kalendarium“, der mit der Jahreslosung 2021, einem Jesuswort aus dem Lukasevangelium (Kapitel 6 Vers 36), eröffnet wird: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Reinhart Guib, der Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, betont in seiner kurzen Auslegung dieses Bibelspruches die Verbindung von Erbarmen einerseits und Herzenswärme andererseits, die beide in der christlichen Tugend der Barmherzigkeit verankert sind.

Auf zwölf Doppelseiten folgen dann die Monatsübersichten mit den täglichen Bibeltexten, den Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres sowie den Namenstagen, die am Ende noch einmal alle alphabetisch aufgelistet sind. Sämtliche Monatssprüche des Jahres 2021 werden von Pfarrerinnen und Pfarrern aus Siebenbürgen, Österreich und Deutschland näher erläutert, und über jeder Monatsübersicht thronen jeweils zwei schöne Fotos von Kirchenburgen in Siebenbürgen. Im Anschluss daran sind im Jahrbuch 2021 auch die diesjährigen Feiertage der römisch-katholischen und der rumänisch-orthodoxen Kirche sowie der jüdischen und der islamischen Religionsgemeinschaft mit ihren exakten Daten verzeichnet.

Dem 35. Siebenbürgischen Kirchentag, der 2019 in Mannheim stattfand, sind dann die folgenden Seiten des Jahrbuches gewidmet. Wie dieses, so stand auch jener unter dem Leitwort des Friedens: „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34, 15). Eine Beschreibung des Ablaufs des Kirchentags, diverse Ansprachen und Grußworte, eine Andacht und ein geistlich-theologisches Impulsreferat zum Thema „Wie wir Kirche des gerechten Friedens werden“ geben neben zahlreichen Fotos einen lebendigen Eindruck von diesem kirchlichen Großereignis.

Besondere Beachtung verdient der Vortrag mit dem Titel „Den Frieden gesucht. Friedensbemühungen der Siebenbürger Sachsen im Lauf der Jahrhunderte“. Berthold W. Köber, der Autor des 35 Seiten umfassenden Aufsatzes, gibt darin einen Abriss der Geschichte der Siebenbürger Sachsen im Hinblick auf die Friedensproblematik, wobei er nicht nur das friedliche Zusammenleben verschiedener Völker und Staaten in den Blick nimmt, sondern auch den sozialen Frieden im bürgerlichen, dörflichen, verwandtschaftlichen und familiären Bereich in seine Überlegungen mit einbezieht.

Der Autor spannt dabei einen Bogen von der vorreformatorischen Zeit über Reformation und Gegenreformation, über die Zeit Josephs II., den österreichisch-ungarischen Ausgleich und den Ersten Weltkrieg bis zur Epoche „unter rumänischer Herrschaft (ab 1918 bis in die Gegenwart)“, wobei er den Einsatz der Siebenbürger Sachsen „für friedliches Zusammenleben durch Förderung demokratischer Strukturen und Aufbau einer Gesprächskultur“ in der aktuellen Situation der rumänischen Gesellschaft besonders hervorhebt.

Auf den 13-seitigen Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, Berthold W. Köber, welchen dieser bei der Mitgliederversammlung im Anschluss an den 35. Siebenbürgischen Kirchentag in Mannheim vorlegte, folgen dann im Jahrbuch 2021 mehrere Beiträge zum Umbruch 1989/90 in Rumänien und zu seinen vielfältigen Auswirkungen. Beatrice Ungar, die Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, gibt in zwei reich bebilderten Aufsätzen einen Einblick in die revolutionären Tage und Wochen in Hermannstadt, während die Eheleute Ziegler über das „revolutionäre Wintermärchen“ im Rumänien des Jahres 1989 nachsinnen und ihre Überlegungen mit Bildern aus ihrem Privatarchiv illustrieren. Aufzeichnungen von Pfarrer Ingo Göldner und Berichte des Ehepaars Seidner, das nach der Wende nach Siebenbürgen zurückgekehrt ist, setzen sich mit der Zeit nach der Revolution in Rumänien ebenso ausei-nander wie Pfarrer i. R. Kurt Boltres in seinem Beitrag „Der lange Umbruch“ oder Pfarrer Gerhard Wagner in seinem Aufsatz „Bleiben oder Gehen? Kein Thema“. Alle Beiträge sind durch zahlreiche Fotos aufgelockert und anschaulich bebildert.

Unter dem Motto „Auf der Suche nach Lohn und Brot“ sind im Jahrbuch 2021 zwei Beiträge gesammelt, die sich mit den Siebenbürger Sachsen in der Stadt Herten im Ruhrgebiet auseinandersetzen, wo Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die ersten Siebenbürger Siedlungen in Nordrhein-Westfalen gebaut wurden. Pfarrerin i. R. Renate Leichsenring erinnert sich in ihrem Aufsatz mit dem Titel „Siebenbürgen süße Heimat?“ an ihre Jahre als Pfarrerin in Herten, während die Kreisgruppenvorsitzende der Siebenbürger in Herten, Karin Roth, in ihrem Beitrag über siebenbürgisch-sächsische Frauen in Herten auf den Spuren ihrer Geschichte berichtet.

Im Schlussteil des Jahrbuchs 2021, der unter der Überschrift „Frieden durch Überwinden von Grenzen“ steht, wird dann der Fokus von den Stammgemeinden der Siebenbürger Sachsen auf das offene Feld der evangelisch-lutherischen Gemeinden Ostmitteleuropas insgesamt ausgeweitet. Das Projekt „Gesichter – Grenzen – Geschwister“ der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR), das 2018 ins Leben gerufen wurde, „ist nicht nur auf das Wirkungsgebiet der EKR begrenzt, sondern bringt auch in anderen Regionen der ehemaligen Donaumonarchie Menschen und Kirchen zusammen“, nicht zuletzt in der Bukowina und in Bessarabien, die als nächste Stationen des Projekts im Jahre 2021 fest eingeplant sind.

Das Foto von einem siebenbürgischen Hausspruch aus der Drei-Eichen-Straße in Hermannstadt beschließt das Jahrbuch 2021 und ruft am Ende noch einmal die Thematik des Friedens ins Gedächtnis: „Kommst du als Feind herein, so geh als Freund heraus, O lasse den Frieden und das Glück im Haus.“