Jugendtheaterfestivals T4T und ManyFest

200 Jugendliche hielten sich Ende August in Temeswar auf

Junge Leute konnten bei T4T und Manyfest ihre kreative Seite zum Ausdruck bringen.

Neun Gruppen haben sich in diesem Jahr beim Nationalen Theaterfestival für Jugendliche in Temeswar gemeldet - vier Theatergruppen aus Bacău, zwei aus Suceava, eine aus Piatra Neamţ und zwei aus Temeswar.

Masterklassen für Improvisation, Regie, Choreographie, Dramaturgie, Musical, Pantomime oder Zirkus (im Bild) wurden bei T4T gehalten.

Die Theatergruppen konnten nach den Meisterklassen verschiedene kulturelle Werke erstellen - Jeden Abend standen Vorführungen auf dem Programm.

Zehn Jugendliche sitzen in einem Klassenzimmer des Sportlyzeums in Temeswar. Die Schulbänke sind diesmal ganz anders als während des Schuljahres aufgestellt worden. Die Bänke stehen im Kreis, so dass jeder der Teilnehmer im Raum sich in die Augen blicken kann. Am Eingang ins Klassenzimmer klebt ein Blatt Papier mit der Aufschrift „Dramaturgie-Workshop“. Im Raum herrscht Stille. Allein kleine Geräusche brechen diese Stille, denn die Jugendlichen sind sehr konzentriert - ab und zu hört man ein leises Sumsen oder die Kugelschreiber, die gerade über das Papier gleiten. Der eine kaut an einem Bleistiftende, die andere stützt ihren Kopf auf die Hände, während sie verloren aus dem Fenster schaut, ein anderer wiederum schreibt eifrig alles mit und wackelt ungeduldig mit den Beinen.

Sie alle zerbrechen sich die Köpfe, um die besten Geschichten zu Papier zu bringen. Sie müssen sich verschiedene Situationen ausdenken und so berichten, als würden sie gerade an einem Dramatext arbeiten. „Gestalten zum Leben erwecken“ heißt das Hauptthema dieser Werkstatt, die heute von der jungen Dramaturgin und ADZ-Redakteurin Elise Wilk gehalten wird. Die Dramaturgin hat einen langen Weg mit dem Zug aus Kronstadt/ Brasov hinter sich. Sie kam nach Westrumänien, um bei einer neuen Auflage des Nationalen Theaterfestivals für Jugendliche T4T dabei zu sein und den jungen Theaterbegeisterten einiges über die Techniken und Geheimnisse der Dramaturgie zu verraten.

T4T wurde volljährig
Es ist bereits die 18. Auflage von T4T, wobei sich rund 200 Jugendliche aus mehreren rumänischen Städten, darunter aus Bac²u, Suceava, Piatra Neamţ und Temeswar für anderthalb Wochen in der Bega-Stadt aufgehalten haben. Vom 21. August bis zum 1. September ließen junge Leute ihrer Leidenschaft fürs Theater freien Lauf. Improvisation, Regie, Choreographie, Dramaturgie, Musical, Pantomime oder Zirkus – diese waren die Bereiche, in denen sich die jungen Leute ausdrücken konnten. Für all diese gab es auch Masterklassen, die von verschiedenen Fachleuten bestritten wurden. Genauso wie die Dramaturgie-Klasse, die Elise Wilk hielt.

In dieser Gruppe kamen Jugendliche aus allen Teilnehmergruppen zusammen. Sie mussten u.a. 26 Sachen über sich selbst erzählen oder aus mehreren Fotografien eine Gestalt auswählen und sich dabei das Leben dieser bestimmten Person vorstellen. Was würde ihre fiktive Gestalt an einem Tag auf Facebook posten, oder wie würde sie sich auf einer Dating-Webseite verhalten? Spannende und lustige Geschichten kamen dabei heraus. Und dies war auch nicht schwer für sie, denn alle zehn Teilnehmenden an der Dramaturgieklasse sind Mitglieder von Jugendtheatergruppen. Bianca Trandafir, zum Beispiel, ist 18 Jahre alt und kommt aus Bacău. Sie mag es sehr, Dramatexte zu schreiben – eine Karriere in diesem Bereich kann sie sich gut vorstellen. Ihr Gruppenkollege Theodor Radu wollte zu diesem Anlass bloß etwas Neues ausprobieren. Seine Wahl bereute er gar nicht. „Es war spannend, sich verschiedene Situationen vorstellen zu müssen“, sagte er. Tanja Podoleanu war in diesem Jahr zum zweiten Mal beim T4T-Festival dabei. Dramtische Texte zu schreiben war für sie eine Herausforderung, denn gewöhnlich schreibt sie nur selten, ließ sie wissen. Alec Tudor Bosneac ist 17 und kommt aus Temeswar. Als Schüler des Banater Kollegs ist er auch Mitglied der Theatergruppe „Heaven in Hell“ und gehört zur 20-köpfigen Organisatorengruppe des T4T-Festivals.

Auch für die Dramatikerin Elise Wilk war die Begegnung mit den Jugendlichen interessant. „Es hat großen Spaß gemacht. Die Teilnehmer waren besonders kreativ und hatten viele Ideen, am besten hat mir aber gefallen, dass alle von ihnen ihre Aufgaben sehr ernst genommen haben“, sagt die Dramatikerin.
 

Ein Festival für visuelle Künste

Insgesamt haben sich in diesem Jahr neun Gruppen beim Nationalen Theaterfestival für Jugendliche in Temeswar gemeldet. Die meisten kamen aus der Region Moldau – vier Theatergruppen aus Bacău, zwei aus Suceava, eine aus Piatra Neamţ und zwei aus Temeswar.

Die herausgebildeten Teilnehmergruppen haben nach den Meisterklassen verschiedene kulturelle Werke erstellt – alle kreisten in diesem Jahr um das Stichwort „Vintage”, das Hauptthema des diesjährigen Festivals. Jeden Abend standen Vorführungen auf dem Programm. Diese wurden von den Temeswarer Schauspielerinnen Claudia Ieremia und Mădălina Ghiţescu-Petre sowie vom Regisseur Radu Nica unter die Lupe genommen, wobei sich die Zuschauer die verschiedenen Aufführungen auch im Tineretului-Haus, im Haus der Künste und am Sankt-Georgs-Platz kostenlos anschauen konnten.

In den letzten zehn Augusttagen gingen in Temeswar gleich zwei Festivals für Jugendliche über die Bühne. Neben dem T4T wurde auch die zehnte Auflage von ManyFest – das Festival für visuelle Künste - veranstaltet. Zehn Tage lang konnten junge rumänische Künstler im Alter von bis zu 24 Jahren ihre Kreativität in Sachen visuelle Künste unter Beweis stellen. ManyFest besteht aus Kurzfilm-, Foto- und Kunstwerkstätten, die jedes Jahr von erfahrenen Dozenten der Kunsthochschule Temeswar gehalten werden. Zahlreiche Workshops wurden für die Hauptsektionen des Festivals - Fotografie, Kurzfilmdrehen und Graphik - veranstaltet. ManyFest und T4T finden gleichzeitig statt. Dadurch sollen die Teilnehmenden an den beiden Festivals zusammenarbeiten und gemeinsam etwas schaffen. Junge aufstrebende Regisseure, Fotografen oder Grafiker sollen mit jungen, aufstrebenden Schauspielern zusammenarbeiten und sich gemeinsam unterstützen. Die Arbeiten, Fotografien und Kurzfilme, die während des Festivals entstanden sind, sollen demnächst auf einer DVD gesammelt werden.

Beide Festivals wurden auch in diesem Jahr vom Temeswarer Kulturverein AT4T in Zusammenarbeit mit dem Temeswarer Bürgermeisteramt, dem Stadtrat und dem Temescher Kreisrat veranstaltet.

Der Verein AT4T wurde im Jahr 2001 ins Leben gerufen. Die Initiative gehörte einigen Schülern und Lehrern des Banater Kollegs aus Temeswar. Ziel war, verschiedene kulturelle Aktivitäten für Jugendliche zu organisieren. In den ersten Jahren haben die Mitglieder der Schülertheatergruppe ein Jugendtheaterfestival in englischer Sprache veranstaltet. Das Festival wuchs im Laufe der Jahre und daraus entwickelte sich ein Nationales Theaterfestival sowie das Festival für visuelle Künste ManyFest.