Liebe in modernen Zeiten

Zu „Botho Strauss meets August Strindberg“

Szene aus dem Stück „Botho Strauss meets August Strindberg“
Foto: Robert Tari

Ein lautes Schnarchen in einem ruhigen Raum. Dunkelheit, durchbrochen durch den Schein einer Taschenlampe, der auf die Bühne gerichtet ist. Ein junger Mann liegt auf Stühlen, weit ausgestreckt. Er scheint zu schlafen. Zwei junge Frauen stürmen die Bühne. Sie tanzen und nähern sich dem Schlafenden. Was darauf folgt, ist ein Spiel. Ein Spiel zwischen Liebe und Hass, zwischen Annäherung und Distanzierung. „Botho Strauss meets August Strindberg“ heißt das Theaterstück der Deutschen Schauspielabteilung der Hochschule für Musik und Theater, das im Rahmen der Deutschen Kulturtage in Temeswar aufgeführt wurde. „Ich hatte die Idee, einen aktuellen Schriftsteller mit einem Schriftsteller der Klassik zu verbinden“, erklärt Regisseurin Simona Vintilă. „Es war eine große Herausforderung für uns alle, aber wir sind sehr froh über das Resultat.“ Das Stück mit drei Schauspielern wurde ursprünglich für ein Festival in Chemnitz geschrieben. Dort feierte es erste Erfolge.

Die beiden Frauen auf der Bühne lieben und hassen sich, tragen die gleiche Kleidung, ähnliche Frisuren und sind doch sehr verschieden. Während die Schauspielstudentin Ioana Niţulescu einen Monolog hält, steht Daciana Voinescu unbewegt, unberührbar wie eine Puppe, daneben. Ioana legt eine Boa um den Hals ihrer Freundin und Feindin. Sie zieht den Schal zu, richtet eine Pistole auf Daciana, nur um sie wieder sinken zu lassen. „Hast du Angst bekommen, hast du gedacht, ich will dich erschießen“, sagt sie mit lauter, schriller Stimme. Ioana bewundert Daciana, ist aber zugleich erfüllt von einer tiefen Eifersucht. Anspielungen auf Korruption in der Theaterwelt, auf Frauen, die ihren Körper für ein Engagement am Theater verkaufen, eine leise geäußerte Kritik an der Gesellschaft, die im zweiten Teil des Stücks lauter wird.

„Kein Mensch, keine Menschenseele weit und breit“, ein Satz, der beide Teile des Stücks verbindet. Es ist der Tag der Hochzeit, doch kein einziger Gast lässt sich blicken, keine Anrufe oder Glückwunschkarten. „Vielleicht ist es, weil wir die ganze Zeit zu glücklich waren“, sagen sie. Ein Lächeln in den Gesichtern der Frauen, festgefroren. Dialoge, voller Einsamkeit und Selbstzweifel. Ioanas Aufmerksamkeit ist ihrem Handy gewidmet. Ihre Finger tippen, ihr Blick klebt auf dem Bildschirm. Daciana trinkt unablässig aus einer Schnapsflasche. Bewegungen, die nicht menschlich wirken, einem Roboter gleichen. „Wir sind seit langer Zeit nur mit uns selbst beschäftigt“, sagt Daciana, während die Flasche immer und immer wieder zu ihrem Mund wandert. „Die Technik der heutigen Zeit hat sehr schlechte Auswirkungen auf die Menschen“, sagt Simona Vintilă. „Es geht um Liebe, ohne die Möglichkeit zu kommunizieren.“ Liebe in modernen Zeiten, geprägt von Zweifeln und einer veränderten Kommunikation, Hass und Einsamkeit. „Botho Strauss meets August Strindberg“ – in der Begegnung der Moderne und der Klassik entsteht ein kritisches Bild einer Gesellschaft.