Literarische Vielfalt in Berlin

Beim Internationalen Literaturfestival sind auch Stimmen aus Rumänien zu Gast

Vom 5. bis zum 15. September 2018 findet das Internationale Literaturfestival Berlin (ILB) statt. Seit seinem Gründungsjahr 2001 wird ein großes literarisches Spektrum zeitgenössischer Lyrik, Prosa, Nonfiction, Graphic Novels und auch Kinder- und Jugendliteratur aus aller Welt präsentiert. Neben renommierten Autorinnen und Autoren wird das Programm von internationalen Neuentdeckungen abgerundet. Etwa 200 Schriftsteller aus über 40 Ländern werden zum 18. Festival in Berlin erwartet. Neben Lesungen und Autorengesprächen wird das lebendige Programm auch Diskussionen und Rahmenveranstaltungen bereithalten und so Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der Weltliteratur bieten.
Rumänien ist bei dem Internationalen Literaturfestival Berlin durch mehrere renommierte Namen vertreten.

Samstag stellt die 1942 in Târgu Ocna geborene Gabriela Adameșteanu ihren Roman „Verlorener Morgen“ vor. Der 1983 erschienene Roman, der weithin als Meisterwerk gilt, liegt nun endlich in deutscher Übersetzung vor, er „rollt die bewegte Geschichte Rumäniens im 20. Jahrhundert auf und zieht dabei von der Gossensprache über die Rhetorik der Staatspropaganda bis zu den Resten einer untergegangenen Bildungsbürgerlichkeit, von Bewusstseinsströmen bis zu brillanten Dialogen alle Sprachregister“, schreibt das ILB. Bei Lesung und Gespräch (Rumänisch/Deutsch) wirkt Ernest Wichner mit, der auch die meisten anderen Begegnungen mit den rumänischen Schriftstellern moderiert.

Cătălin Dorian Florescu liest aus dem Erzählband „Der Nabel der Welt“ und seinem Roman „Der Mann, der das Glück bringt“. Dieser Roman entwirft ein Jahrhundertpanorama aus der Sicht kleiner Leute zwischen dem rumänischen Donaudelta und der amerikanischen Metropole New York.
Varujan Vosganian präsentiert „Als die Welt ganz war“. Die Erzählungen in dem Band handeln von Menschen am Rand der Gesellschaft.

György Dragomán (geboren 1973 in Târgu Mureș; lebt und arbeitet in Budapest) wirbelt mit seinem Roman „Der Scheiterhaufen“ Zeitgeschichte auf: „Unmittelbar nach der Revolution 1989 zieht eine dreizehnjährige Vollwaise in eine rumänische Provinzstadt und erfährt dort von ihrer verstörenden Familiengeschichte, die mit der Geschichte Rumäniens eng verwoben ist.“ (ILB)

2008 erschien in Rumänien Filip Florians Roman „Zilele regelui“ (Die Tage des Königs), der vom Kolloquium des zeitgenössischen rumänischen Romans zum Buch des Jahres gewählt wurde. Der 1968 in Bukarest geborene Autor liest aus „Alle Eulen“. Cătălin Mihuleac, geboren 1960 in Jassy/Iași, stellt dem Publikum „Oxenberg & Bernstein“ vor, ein Roman, der sich anschaulich mit Geschichte auseinandersetzt, sodass man sie nicht vergisst: Die Stadt, Wiege der rumänischen Kultur und zugleich Stätte eines der brutalsten Pogrome des Zweiten Weltkriegs, ist Ausgangspunkt dieses Romans, der die Verbrechen des vergangenen Jahrhunderts am Beispiel zweier jüdischer Familien neu erzählt. „Oxenberg & Bernstein“ war in der deutschen Übersetzung von Ernest Wichner 2018 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Die Veranstalter legen bei der programmatischen Gestaltung des Festivals ein großes Augenmerk auf politische Themen. Ein weiteres zentrales Ziel des ILB ist die Vernetzung von Literaten auf der ganzen Welt und auch die Realisierung von internationalen Literaturprojekten zu unterstützen. Die Zuschauer erwartet also ein Festival, das durch seine Internationalität und seinem genreübergreifenden Charakter eine bemerkenswerte literarische Vielfalt in Zeiten der Globalisierung erlebbar macht. Das Programm ist auf der Internetseite www.literaturfestival.com einsehbar.