Liturgische Flagge von Stefan dem Großen

Sonderausstellung im Nationalen Geschichtsmuseum in Bukarest

Das Original aus dem 15. Jahrhundert erstrahlt nach der Restaurierung in neuem Glanz.
Foto: George Dumitriu

Noch bis zum 12. März kann man im Nationalen Geschichtsmuseum (MNIR) die liturgische Flagge von Stefan dem Großen bestaunen, die einer eingestickten Inschrift zufolge im 43. Jahr seiner Herrschaft (1500) in einem moldauischen Kloster von ihm persönlich in Auftrag gegeben wurde. Ausstellungstafeln rund um das in einer Glasvitrine unter Heliumatmosphäre aufbewahrte, aufwendige Stickwerk aus Silber- und Goldfäden auf seidensamtenem Grund erzählen von seiner Entstehung, seinen Irrfahrten und stümperhaften Restaurierungen, die beinahe zur Zerstörung des kostbaren Stücks geführt hätten.

Die rotseidene Flagge stellt den Heiligen Georg dar, über ihm zwei Engel, die ihm Schwert und Schild reichen. Zu seinen Füßen windet sich ein dreiköpfiger Drache, symbolisch für die damaligen Feinde: der größere Kopf steht für den Islam, die beiden kleineren für die Katholiken und Heiden. Nach der Herrschaft Stefans des Großen gelangte die kostbare Flagge auf unbekannte Weise in den Besitz des Klosters Zugrafu am Berg Athos, wo sie erst 1882 von rumänischen Forschern, die eine Expedition auf der Suche nach den Spuren der rumänischen Kultur und Sprache auf dem Balkan unternahmen, zufällig entdeckt wurde. Die Flagge war von den Mönchen des Klosters 1898 in Metzgermanier „restauriert“ worden, wie Museumsdirektor Ernest Oberländer-Târnuveanu anlässlich der Eröffnung der Ausstellung preisgab: „Mit der Schere schnitt man die Stickerei vom Samtgrund und klebte sie mit Leim auf eine neue Unterlage“. Die Folge waren chemische Zersetzungen der Fäden fast bis zur Unkenntlichkeit. Doch erst 1917 wurde die Flagge des moldauischen Herrschers offiziell an den rumänischen Staat restituiert, 1920 kehrte sie zurück ins Land. Sieben Jahre dauerte die fachgerechte Restaurierung, einschließlich Säuberung und Stabilisierung der Fäden der Stickerei.

Eine Ausstellung in Chişinău letztes Jahr verzeichnete eine Rekordstatistik von fast 20.000 Besuchern. Experten zufolge gibt es in den Museen der Republik Moldau keine Relikte mehr aus der Zeit von Stefan dem Großen.