Mehr militante Museologie gefragt

Traurige Bilanz zur rumänischen Museenlandschaft

Experten für Geschichte und Museologie sind sich einig: rumänische Museen sind zu statisch und verstaubt.

Schwergewichte in ihrem Fach - in der Mitte der Autor Ioan Opriş, gerahmt von Akademiemitgliedern Dan Berindei (links)und Constantin Bălăceanu -Stolnici.
Fotos: George Dumitriu

„Das Museum ist das passendste Arsenal, mit dem ein Volk seine Individualität und das gesamte Erbe seiner Vorväter verteidigt“ –  mit diesem Spruch stimmt der Autor des letzten Mittwoch im nationalen Geschichtsmuseum vorgestellten Werks „Sammler, Museen, Kulturerbe“ (rum. Original: „Colecţionism, Muzeologizare, Patrimonializare“) seine Leser ein. Harsche Kritik übte Museologe Prof. Dr. Ioan Opriş dort an der Einstellung der rumänischen Fach- und Nichtfachwelt gegenüber den heimischen Museen.

Nicht nur Geldmangel, sondern auch Ignoranz seitens der Schulen, wo man Kindern den Zugang zum Kulturerbe noch nahebringen könnte, führen dazu, dass rumänische Museen einsam vor sich hinsiechen, während im Ausland nicht einmal kilometerlange Warteschlangen und gepfefferte Eintrittspreise vor einem Run auf exzellent aufbereitete Ausstellungen abschrecken. Einig ist sich hierüber auch die präsente Fachwelt, darunter Akademiemitglieder Dan Berindei und Constantin Bălăceanu-Stolnici. Als Beispiel dient nicht zuletzt der Ort der Veranstaltung: „Eine nationale Schande“, schimpft Berindei über den Zustand des renovierungsbedürftigen Gebäudes.

Statt dauergeschlossener Ausstellungen müsste es als Visitenkarte der rumänischen Geschichte brillieren, als Aushängeschild für Touristen. Landesweit vergammeln statt dessen Zehntausende Exponate ungesehen in Kellern. Nur wenige Museen veranstalten – wie das vorliegende – regelmäßige Sonderausstellungen. „Unsere Museumswelt ist zu statisch, sie muss aggressiver werden“, beklagt Opriş. „Militante Museologie“ und „Mission der Museen“ sind häufige Schlagworte in seinem Buch, in dem er die Entwicklungsgeschichte der rumänischen Museen ausführlich analysiert, mit der internationalen Landschaft vergleicht und neue Wege aufzeigt. Ein profundes wissenschaftliches Werk – und ein Aufschrei von unerwarteter Intensität,  einstimmig aus Fachkreisen bestätigt.