Mit der „Delta Machine“ auf Tour

Kult-Band Depeche Mode reist rund um die Welt und macht Riesenshow

Popikone Dave Gahan gibt alles auf der Bühne.

Die Bühnenshow wird von live-übertragenen Bildern und Videos begleitet.
Fotos: Andreea Oance

Depeche Mode, die Band, die den Sound der modernen Musik neu definiert hat, ist zum absoluten Phänomen der Popkultur geworden. Seit mehr als drei Jahrzehnten steht sie auf der Bühne und vereint Generationen mit ihrer Musik. Einmal in die Depeche-Mode-Welt eingetaucht, gibt es kein Zurück mehr – man wird Fan ein Leben lang, meinen die Anhänger der Band. Vier Jahre mussten sie nun warten, bis die britische Electroband erneut eine Tournee startete. Kurz nachdem die neue Platte herausgebracht wurde, machte sich Depeche Mode auf eine gleichnamige „Delta Machine“-Welttournee, die bis 2014 dauert und mit Europa-Hallenkonzerten im Winter endet. Bis jetzt zog die Band durch die wichtigsten Hauptstädte Europas.

Ende März veröffentlichten Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher  die 13. Platte ihrer Karriere: „Delta Machine“ – eine Mischung aus allem, was Depeche Mode in den 33 Jahre Karriere geschaffen hat, meinen die Kritiker. „Das neue Album begeistert mich“, so der charismatische Leadsänger Dave Gahan knapp vor der Veröffentlichung. „Ich freue mich sehr, endlich wieder auf Tour zu sein“, fügte er beim Start der Tournee hinzu. Und das kann man auch bei jedem seiner Konzerte bemerken. Es scheint, als hätte er die ganze Energie der Welt in sich angesammelt, um sie nun auf der Bühne loszulassen! Der 51-jährige Leadsänger strahlt jedenfalls mehr als je zuvor.

Bei ihrer letzten Tour 2009 hatte die Stimmung der Band etwas zu leiden. Bei Dave Gahan war nach einem Konzert in Athen ein Krebs diagnostiziert worden. Noch während der Tournee wurde ihm ein Blasentumor entfernt. Nun kehrt der Brite nach vier Jahren energiegeladener als je zurück. Doch als Comeback-Phänomen ist Dave Gahan schon bekannt. Er selbst hat vieles hinter sich: Drogensucht, einen Selbstmordversuch, Herzstillstand nach Überdosis, Krebsdiagnose. Alles hat er überlebt, „der Sänger mit dem dunklen Charisma“.

„Willkommen in meiner Welt“

„Welcome To My World“ – mit diesem Song startet die Band ihre Show auf der neuen Welttour und lässt damit all ihre Fans in die Depeche-Mode-Welt eintauchen. Im Dunkeln erscheinen sie auf die Bühne. Jeder stellt sich vor sein Instrument oder Mikro, schon lösen sich die ersten Klänge. Die Scheinwerfer auf der Bühne „explodieren“ beim Ertönen der kraftvollen Stimme des Sängers Dave Gahan. Die Stimmung der Fans  explodiert gleichzeitig vor Freude. Auf diesen Augenblick haben sie vielleicht schon ewig gewartet. Manche haben ihre Favoriten schon seit der letzten Tour nicht mehr gesehen, andere haben sie nur im Fernsehen oder im Internet gesehen oder nur auf Platten gehört.

Nun steht ihre Lieblingsband bloß einige Meter vor ihnen entfernt und die Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Zuerst langsam, dann explodieren die Rhythmen und schon beginnt Gahan, energiegeladen auf der Bühne zu tanzen. Nur ein Song, schon schmeißt er sein Sakko weg und performt in der bereits berühmten schwarzen Weste. Noch einige Bewegungen, dann erhebt er das Mikro über seinen Kopf, dreht sich sieben Mal – und beginnt erneut zu singen.

Dave Gahan – eine Popikone

Das Alter des Sängers würde niemand erraten, wenn er auf der Bühne performt - wenn man es nicht besser wüsste. Seit 33 Jahren ist der Frontmann der Synthie-Pop-Band das Zugpferd von Depeche Mode. Im Jahr 2012 positionierte ihn das Q-Magazin auf Platz 73 auf der Liste der 100 größten Sänger und auf Platz 27 der 100 größten Leadsänger. Dass er als Popikone für seine Fans gilt, ist selbstverständlich – das Charisma, das er ausstrahlt, wollen viele nachahmen und kopieren. Die dunklen Kostüme mit Leder- oder Seidenweste sind bereits zu seinem Markenzeichen geworden. Auch die Frisur des Sängers ist Kult. Viele der Fans sehen ihm ähnlich, von Kopf bis Fuß. Auch seine typischen Bewegungen auf der Bühne werden nachgeahmt.

Konzert-Highlights: die älteren Songs

Einige der besten Lieder der Band stehen auf der Setlist des Konzerts. Vom Nummer Eins Hit „Just Can´t Get Enough“ aus dem Jahr 1981 bis zur neusten Single „Heaven“ – kennen die Zuschauer alle Verse. Der Funke der Begeisterung entzündet sich immer wieder beim Erklingen der älteren Hits. Im Konzert wird aus Alben wie „Songs For The Masses“, „Violator“ oder „Ultra“ gespielt, und hätte die Band sich ganz auf die alten Stücke beschränkt, hätte sich wahrscheinlich keiner beschwert. Über 50.000 Leute füllten die Nationalarena in Bukarest Mitte Mai, etwa 35.000 Zuschauer waren beim Konzert in der serbischen Hauptstadt dabei und rund 66.000 Fans sahen neulich Depeche Mode im Berliner Olympiastadion performen.

Fast jeden zweiten, dritten Tag steht die Gruppe vor einer riesigen Masse von Zuschauern und zeigt sich dennoch live in hervorragender Form. Aber nicht nur Dave Gahan beweist immer wieder seine Qualitäten als einer der besten Frontmänner der Welt, auch Martin Gore sorgte für Beifall. Gore ist seit 1980 Mitglied bei Depeche Mode und gilt als der Hauptkomponist der Band. Er ist Keyboarder, Songwriter, Gitarrist und, neben Dave Gahan, Sänger der Synthie-Pop-Band. Er verleiht den Liedern einen leicht emotionalen Ton und performt immer wieder auch Solo. Seine Stimme in Liedern wie „But Not Tonight“, „Home“ oder „Only When I Lose Myself“ lässt bei den Zuschauern Gänsehaut aufkommen. Das Publikum ist verzaubert. Romantisch und melancholisch  lässt er ältere Lieder in einem neuen Klang vibrieren. Zur hypnotischen Stimmung des Konzertes zählen auch die Special Effects, die vom niederländischen Regisseur Anton Corbjin speziell für die Tour kreiert wurden. Jeder Song verfügt über einen anderen Videoclip, der im Hintergrund gezeigt wird.

Die Zugabe bringt erneut ältere Lieder vors Publikum, nur schwer finden sich die Fans mit dem Ende des Konzerts ab. Mit dem Live-Stück „Never Let Me Down Again“ als fünfte Zugabe verlässt Depeche Mode schließlich die Bühne nach gut zwei Stunden. In Bukarest und Belgrad performte die Band bei mildem Maiwetter, doch selbst bei Regen, wie in München und Stuttgart, bleiben die Depeche Mode-Fans ungebrochen begeistert.