Mit zwei Booten auf fünf Süßgewässern, fünf Salzgewässern, durch fünf Meeresengen sowie rund um Europa segeln, von Rumänien nach Serbien, Bulgarien, in die Türkei, über Griechenland, Italien, Malta, Frankreich, Spanien, Portugal, das Vereinigte Königreich, Belgien, die Niederlande, Deutschland, Österreich, die Slowakei und Ungarn – das nimmt sich die Circumeuropa-Crew in den kommenden Monaten, bis Spätherbst, vor. 
Die Besatzung trat am vergangenen Wochenende die Kreuzfahrt „Sail Europe Across / SEA 2023“ (Europa durchsegeln) an, die erste Fluss-See-Expedition einer rumänischen Mannschaft. Die Initiative hat gleich mehrere Hauptziele – Segeln, Ökologie, Kultur und Journalismus. 

Samstag, den 27. Mai, 10 Uhr, an der Brücke in unmittelbarer Nähe der Orthodoxen Kathedrale in Temeswar/Timișoara. Es ist soweit. Nach zwei Jahren, seitdem zum ersten Mal von einer solchen Expedition gesprochen wurde und nach einer mehrmonatigen Vorbereitung geht es endlich los. Das Segelboot „Vulpea“ (der Fuchs) lichtet seinen Anker und auf geht´s in das Europa-Abenteuer zu Wasser von der Bega aus, durch die Schleusen von Rumänisch Sanktmichael/Sânmihaiu Român und Neuburg an der Bega/Uivar, in Richtung serbischer Grenze. Nach 70 Jahren Unterbrechung wird durch die Überquerung der rumänisch-serbischen Grenze auf dem Wasserweg die internationale Schifffahrt auf dem Bega-Kanal wieder aufgenommen. Dabei werden die europäische Kulturhauptstadt Temeswar und deren Kulturprogramm europaweit bekannt gemacht, aber auch der Verschmutzungsgrad der europäischen Gewässer wird erforscht. „Ein Traum wird wahr!“, sagt der Initiator der Expedition, Cristian Ilea, Vorsitzender des Vereins „Wild Watch Romania“, Bildregisseur beim lokalen Fernsehsender TVR Temeswar und Dokumentarfilmemacher sowie seit zwei Jahrzehnten begeisterter Segler. Nun ist er der Kapitän der SEA 2023-Expedition.

„Vulpea“, ein 7,5 Meter langes Boot mit geringem Tiefgang, mit dem man auf flachem Wasser segeln kann, bringt die Crew von der Bega zum Donau-Theiß-Donau-Kanal, dann geht es weiter auf der Donau nach Sulina bis ins Donau-Delta. „Es ist geplant, Sulina in etwa zwei Wochen zu erreichen“, sagt Kapitän Ilea vor der Abfahrt in Temeswar. „Wegen des Kriegs in der Ukraine kann es aber sein, dass wir verpflichtet sein werden, nach Konstanza zu fahren“, setzt Ilea fort. 

An der Schwarzmeerküste angekommen wird die Besatzung in ein anderes Boot umsteigen. Mit „Gaia“ wird die Reise auf dem Meer nach Griechenland fortgesetzt. Ziel in Griechenland ist die Stadt Elefsina, die 2023 zusammen mit Temeswar und der Region Vészprém-Báláton Kulturhauptstadt Europas ist. Ein erstes Kulturprogramm soll dort in der kleinen griechischen Hafenstadt angeboten werden. Der Temeswarer Musiker Petre Ionuțescu (auch „Tompetre“ genannt) wird dort, Ende Juni, eine Performance darbieten. Eine  Vorschau dazu bot der Musiker auch bei der Abfahrt der Mannschaft am Samstag, als er für etwa zehn Minuten auf der Eisenbrücke in der Josefstadt/Iosefin spielte. Während der Reise soll die Expedition in rund 20 ehemaligen und aktuellen europäischen Kulturhauptstädten Halt machen und als „eine perfekte Visitenkarte der Stadt und Botschafter für das Kulturhauptstadtprogramm“ fungieren, sagt der Expeditionsinitiator Cristian Ilea. 

Aus Griechenland wird dann die Expedition rund um den europäischen Kontinent ziehen, bis man von der Nordmeerküste über das europäische Kanalnetz und mehrere Flüsse zurück zur Donau fährt, um wieder mit „Vulpea“ nach Hause zu gelangen. 

Fünf Mitglieder bilden zusammen mit Cristian Ilea die „Circumeuropa“-Besatzung für dieses herausfordernde Wasserabenteuer. Die Crew besteht aus begeisterten Seglern und Fachleuten: Cosmin Jitariuc ist TV-Journalist, Oana Gavriliuc Biologin, Valentin Bogdan ist der Besitzer der Gaia und Doru Creț ist Vorsitzender des West Yacht Clubs in Temeswar. Dass zwei Mitglieder der Mannschaft Journalisten sind, wird dazu führen, eine gut dokumentierte Reise zu unternehmen. Ein 90-minütiger Dokumentarfilm sowie zahlreiche Inhalte in den sozialen Medien, Live-Streaming, Fotos, Filmaufnahmen, Bootsgeschichten, ein Schiffstagebuch und Berichte über kulturelle Veranstaltungen, die in den Städten, in denen die Expeditionscrew Halt machen wird, stattfinden, sollen dabei entstehen.

Die kulturelle Komponente der Kreuzfahrt besteht darin, das Kulturprogramm der Europäischen Kulturhauptstadt Temeswar auf der Reise bekannt zu machen und sogar einige Künstler an Bord einzuladen. Petre Ionuțescu geht beispielsweise in Istanbul an Bord und segelt somit zusammen mit der Circumeuropa-Crew nach Elefsina. Für diese kulturelle Komponente hat die Expedition eine Finanzierung über das Projektezentrum der Stadt Temeswar erhalten. Eine weitere Finanzierung, für die Fortsetzung des Kulturprogramms rund um Europa, soll auch vom Temescher Kreisrat beantragt werden. 

Des Weiteren soll man durch diese Expedition auch erfahren, wie „gesund“ die europäischen Gewässer sind. „Wir werden den Verschmutzungsgrad untersuchen, von überall Proben nehmen, und wir hoffen, dass wir am Ende eine wissenschaftliche Abhandlung über den Zustand der europäischen Binnengewässer haben werden“, sagt Cristian Ilea. Für diese Forschungsarbeit wird die Biologin Oana Gavriliuc zuständig sein. 

Das „Circumeuropa“-Projekt und die SEA-2023-Expedition können nach wie vor unterstützt werden. „Die Circumeuropa-Webseite ist eine Plattform, die für jeden, der uns helfen möchte, von Spenden bis zu Partnerschaften, offen steht“, schließt der Expeditionskapitän. Informationen zur Kreuzfahrt, zu den Hauptzielen des Projekts und zu den Spendemöglichkeiten sind von der Webseite circumeuropa.com abrufbar. Ein visuelles Tagebuch ist in den sozialen Netzwerken unter „Circumeuropa“ erhältlich.