Octavian Smigelschi im Überblick

Die Ausstellungen „Smigelschi 150“ und „Zwischen den Pforten des Orient und Renaissance des Westens“

Detail aus dem Entwurf „Seraphim“ für die Blasendorfer Kathedrale

„Die Mutter Gottes“, in dem von Smigelschi erfundenen farbigen Zementmarmor durchgeführt
Fotos: Eveline Cioflec

Octavian Smigelschis Werk kann derzeit in Hermannstadt/Sibiu an mehreren Orten besichtigt werden – es ist die bisher umfassendste Darstellung seiner Arbeit. Die Ausstellung „Smigelschi 150“ im Brukenthal-Museum Hermannstadt, eröffnet zum 150. Geburtstag des Künstlers am 21. März, besteht in Werken aus der Sammlung des Hauses, aber auch aus dem Klausenburger Museum Siebenbürgens, dem Bukarester Nationalen Dorfmuseum „Dimitrie Gusti“ und weiteren Privatsammlungen. Erstmalig werden in dieser Ausstellung zwei Erfindungen des Künstlers, die er 1909 in Rom zum Patentieren vorgelegt hatte, gezeigt: „Die Mutter Gottes“, angefertigt aus buntem Zementmarmor, und „Der Erzengel Michael“, ein Mosaik aus Glaspaste.

Gleichzeitig findet auch eine Ausstellung in der evangelischen Stadtpfarrkirche statt, „Zwischen den Pforten des Orient und Renaissance des Westens. Monumentale Kirchenmalerei um 1900“, mit den 1902-1903 in überwältigender Größe auf Karton angefertigten Vorlagen für die griechisch-katholische Kathedrale in Blasendorf/Blaj. Diese wurden rund 80 Jahre im Brukenthal-Museum gelagert, bis Alexandru Constantin Chituţă, der Organisator der beiden Ausstellungen und Vorsitzender des dem Maler Octavian Smigelschi gewidmeten Kulturvereins, diese entdeckte und zum Teil restaurierte. Es sei ein großes Anliegen des Malers gewesen, so Chituţă, diese Arbeiten auch jenseits der Karpaten bekannt zu machen, er hat hierfür aber zu Lebzeiten keinen Ausstellungsraum erhalten. 2015 wurden die gut erhaltenen Malereien auf Kartons im Museum des Rumänischen Bauern erstmalig in Bukarest ausgestellt. Ergänzend zu den beiden Ausstellungen können in Hermannstadt Smigelschis spätere Gemälde in der rumänisch-orthodoxen Metropolitankathedrale hinzugezogen werden. Außerdem sind in der Dauerausstellung des Brukenthal-Museums, in der Galerie für Rumänische Kunst des Zeitraums 18. bis 20. Jahrhundert, sowie in der Dauerausstellung im Museum der Astra-Biblio-thek einige weitere Werke des Künstlers zu sehen.

Octavian Smigelschi (1866-1912) wird als einer der bedeutendsten siebenbürgischen Maler zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesehen. Sein Werk ist vielseitig und umfasst Porträts, Landschaften, symbolistische Kompositionen, Studien zu Trachten und weiteren Motiven rumänischer Folklore, Statuen aus Tonerde und vieles mehr. Selbst griechisch-katholischer Konfession, führte er die Gemälde der Kuppel, der Evangelisten und der Ikonostase in der orthodoxen Metropolitankathedrale in Hermannstadt durch sowie die Innenmalereien der orthodoxen Kirchen in Neudorf/Rădeşti und in Tschakowa/Ciacova. In diesen Malereien führte Smigelschi, beeinflusst von mehreren Studienreisen zu rumänischen Klöstern, den neubyzantinischen Stil ein, als dessen Schöpfer er gilt.

Der in Ludo{ geborene Maler ist väterlicherseits polnischer Abstammung, mütterlicherseits Arumäne. Als Gymnasiast an der Ungarischen Staatsschule Hermannstadt nahm Smigelschi Malunterricht bei Carl Dörschlag, zur gleichen Zeit wie auch Fritz Schullerus, Robert Wellmann und Arthur Coulin. Die Freundschaften mit diesen festigten sich während Smigelschis Studium an der Schule für Kunstlehrer in Budapest, für das er ein öffentliches Stipendium erhielt, und werden auch im späteren Verlauf für sein Werk eine maßgebliche Bedeutung haben, insbesondere die Zusammenarbeit mit Arthur Coulin, der Smigelschi bei der Ausführung der Arbeiten in der Metropolitankathedrale in Hermannstadt helfen wird.
Im Anschluss an das Studium in Budapest arbeitete Smigelschi zunächst für kurze Zeit als Kunstlehrer in der Slowakei, ab 1892 dann in Elisabethstadt/Dumbrăveni. Ab 1899 unternahm er mehrere Studienreisen in Europa, zu den damaligen Hochburgen der Kunst: München, Dresden, Wien, Venedig, Ravenna und Rom. Auf diesen Reisen wurde sein Schaffen auch vom Jugendstil beeinflusst. Zugleich werden für Smigelschi, im Zuge der aufkommenden Nationalkunst, auch Motive rumänischer Kunst immer bedeutsamer.

Schon in Budapest beeindruckt Smigelschi mit seinen Arbeiten und erhält drei aufeinanderfolgende Stipendien für Arbeitsaufenthalte in Italien. In Siebenbürgen erlangt er Aufmerksamkeit mit Ausstellungen in Hermannstadt (1890), seine erste Ausstellung, in Blasendorf (1903) und erneut in Hermannstadt (1903). Endgültig etabliert hat sich Smigelschi allerdings durch Kirchenmalerei. Die Entwürfe für die griechisch-katholische Kirche in Blasendorf stellen sein erstes Gesamtprojekt für die Innenausstattung dar. Smigelschi nimmt als erster programmatisch Motive der rumänischen Volkskunst in die Kirchenmalerei auf und setzt damit ein Zeichen. Die Ausstellungen im Multimedia-Saal des Blauen Hauses und in der evangelischen Stadtpfarrkirche können noch bis zum 29. Mai besichtigt werden.