Silberarbeiten aus Hermannstadt und Kronstadt

Siebenbürgischer Silberschatz bei Dr. Fischer in Heilbronn

In der Auktion am 27. Juni 2020 werden im Auktionshaus Dr. Fischer in Heilbronn museale Silberarbeiten unter den Hammer kommen, teilt das Auktionshaus mit. Siebenbürgische Goldschmiedearbeiten aus dem 15. bis 19. Jahrhundert gehören in Europa zu den Spitzenstücken dieser Handwerksgattung. Die siebenbürgischen Goldschmiede waren in dieser Zeit in ständigem Austausch mit Goldschmiedezentren wie Nürnberg und Augsburg. Aus dieser Periode werden nun in Heilbronn einige außergewöhnliche Stücke angeboten. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Arbeiten von bekannten Goldschmiedemeistern aus Hermannstadt und Kronstadt.

Das früheste Stück ist ein 20 cm hoher Silberbecher aus Hermannstadt. Der auf 1564 datierte Becher trägt auf dem Lippenrand eine ungarische Inschrift, die sich auf den Besitzer Martin Kanai bezieht. Der Becher ist auf 65.000 – 75.000 Euro geschätzt. Das bedeutendste Stück ist ein Brautbecher des Hermannstädter Meisters Petrus Erosem (Meister 1588 - 1600). Trinkgefäße als Scherzgefäße in den verschiedensten Formen waren in der Renaissance – einer sehr trinkfreudigen Zeit – verbreitet und beliebt. Jungfrauenbecher bestehen immer aus einem kleinen, beweglichen Becher für die Dame und einem größeren, unbeweglichen Becher für den Herrn (Rock). In Siebenbürgen sind nur sehr wenige Jungfrauenbecher bekannt. Der hier angebotene Becher gehört zu einem der früheren  Exemplare. (Taxe: 125.000 – 135.000 Euro).

Des Weiteren gehören eine Ratskanne des Kronstädter Meisters Michael Schelling (1616 – 1652) zu der Offerte der Auktion. Auf der zylindrischen Kuppa befinden sich umlaufend stark reliefierte, detaillierte Darstellungen: drei Ovalmedaillons mit Darstellung „Jesus im Garten Gethsemane“, der „Fußwaschung“ und des „Letzten Abendmahls“, umgeben von Engeln mit den Arma Christi (Taxe: 95.000 – 110.000 Euro).
Ein Kluftbecher eines Schmieds stammt von dem Hermannstädter Meister PK und ist um 1690-1700 entstanden. Der Becher kommt aus dem Besitz des Grafen Géza Andrássy und ist auf 7000 bis 8000 Euro geschätzt.

Hervorzuheben ist auch ein großer Tränenbecher des Yanos Lakatos aus Tușnad. Die Kuppa weist in seiner Ornamentik eine seltene Ausführung des Tränen- oder Wassertropfendekors auf. Die Bestimmung dieser geheimnisvollen „Tränenbecher“ steht zweifellos in Zusammenhang mit dem Erlösung bringenden Leidensweg Jesu. Der Becher geht mit einer Schätzung von 12.000 – 15.000 Euro in die Auktion ein.

Weitere siebenbürgische Goldschmiedearbeiten und Schmuck vervollständigen das Angebot. Die Stücke werden im Rahmen der Auktion „Kunst, Antiquitäten, Russische Kunst, Silber und Schmuck“ am 26./27. Juni versteigert. Die Objekte können nach vorheriger Terminvergabe von Montag, 22. Juni, bis Donnerstag, 25. Juni, besichtigt werden. Ein illustrierter Katalog kann unter www.auctions-fischer.de oder info@auctions-fischer.de angefordert werden.