„So setz ich das Wort“

Neuerscheinungen im Münchner IKGS-Verlag

Das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) macht auf drei Neuerscheinungen seines Verlags aufmerksam. Eduard Schneiders Bibliografie „So setz ich das Wort - Zeitschrift Banater Schrifttum/Neue Literatur (1949-1989) als Quelle der Literaturgeschichte. Eine bibliografische Darstellung“ ermöglicht es dem Leser, die Facetten der rumäniendeutschen Literatur im Spiegel der in der Zeitschrift „Neue Literatur“ (1949-1989) erschienenen, übersichtlich erfassten Beiträge nachzuvollziehen. Die Zeitschrift stellte über Jahrzehnte das einzige literarische Periodikum dar, das in den Ländern des Ostblocks zur Förderung der Literatur einer deutschen Minderheit herausgegeben wurde. In der Entwicklung und Positionierung der rumäniendeutschen Literatur, welche vor der Wende auch als „fünfte deutschsprachige Literatur“ bezeichnet wurde, und bei ihrer Wahrnehmung über die Landesgrenzen hinaus kam der „Neuen Literatur“ eine entscheidende Rolle zu. Für die Forschung und für Studierende, ebenso für interessierte Laien, erweist sich diese Bibliografie als ein reichhaltiges Findbuch.

Der Band „Wendemanöver, Beiträge zum Werk Richard Wagners. Mit literarischen Texten von Felicitas Hoppe, Johann Lippet und Richard Wagner“, welcher 2018 von Enikö Dácz und Michaela Christina Rossi herausgegeben wurde, geht dagegen zurück auf eine Temeswarer Germanistiktagung im Jahr 2016. Die Beiträge widmen sich Richard Wagners lyrischem, erzählerischem und essayistischem Werk in seiner weiten zeitlichen Dimension, ästhetischen Bandbreite und narrativen Vielgestaltigkeit. Wagner, der sich als Angehöriger der deutschen Minderheit in Rumänien früh mit einer avancierten, engagierten Literatur als kritischer Querdenker positioniert, hat sich seit seiner Ausreise nach Berlin im Jahr 1987 in die Mitte des deutschen Literaturbetriebs geschrieben. Das Lebenswerk des Schriftstellers liefert zahlreiche Beispiele dafür, wie Literatur Räume vermessen kann und Migration auch innerhalb einer Kultur Zwischenräume erzeugt, in denen das Individuum sich selbst und seine Sprache neu finden muss.

In eine andere Richtung geht der von Florian Kührer-Wielach und Michaela Nowotnick im selben Jahr herausgegebene Band „Aus den Giftschränken des Kommunismus - Methodische Fragen zum Umgang mit Überwachungsakten in Zentral- und Südosteuropa“. Mit ihren interdisziplinären Beiträgen versuchen die Autoren Antworten zu finden auf eine Vielzahl von Fragen: Was sagen Überwachungsakten tatsächlich über die kommunistische Epoche und ihre Akteure aus? Lassen sich Opfer- und Täterrollen immer eindeutig zuordnen? Wo enden gesellschaftliche Aufarbeitung und Traumabewältigung? Wo beginnen Rachefeldzüge, wo entstehen neue Machtverhältnisse auf Basis des „Aktenwissens“? Der Band zieht eine Zwischenbilanz der diesbezüglichen Forschung zu kommunistischen Regimen in Zentral- und Südosteuropa (Deutschland, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Ungarn). Anhand von Untersuchungen zu ethnischen, religiösen und sozialen Minderheiten werden interdisziplinäre Lesarten von Geheimdienstakten und ihre Produktivität für die Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften diskutiert, ihre Aussagekraft hinterfragt und Möglichkeiten vorgestellt, das aus diesen Dokumenten gewonnene Wissen abzusichern. (KML)