Stadtkirchen im Fokus

Hermann Fabini veröffentlichte Nachfolgeband seiner Kirchenburgenatlanten: „Sakrale Baukunst in siebenbürgisch-sächsischen Städten“

Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit Hermann Fabini seinen zweibändigen „Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen“ veröffentlichte. Die beiden Bücher – mittlerweile gehören sie zur Kirchenburgen-Standardliteratur – ergänzt der Hermannstädter Architekt nun mit einem dritten Band über die „Sakrale Baukunst in siebenbürgisch-sächsischen Städten“.

Das neue Buch soll die bisherigen ergänzen und abrunden, schreibt Fabini im Vorwort, wobei diesmal die Stadtkirchen im Vordergrund stehen. Dokumentiert und informiert wird über die sakralen Baudenkmäler in Bistritz/Bistriţa, Hermannstadt/Sibiu, Klausenburg/Cluj, Kronstadt/Braşov, Mediasch, Mühlbach/Sebeş und Schäßburg/Sighişoara. Den Fokus legt Fabini auf die von Siebenbürger Sachsen errichteten Stadtpfarrkirchen des Mittelalters und späteren Datums. Diese widerspiegelten beispielhaft die soziale, geistige und weltanschauliche Lebenswelt der Sachsen. Doch der Architekt beschränkt sich nicht ausschließlich auf die sächsischen Hauptkirchen, sondern er beschreibt ebenso weitere historisch bedeutsame Sakralbauten in den sieben Städten, darunter auch ihre Synagogen.

Für das Buch schöpfte Fabini aus seinem in mehr als 50 Jahren angesammelten Fundus an Plänen, Werkzeichnungen, alten Stadtansichten sowie historischen und aktuellen Fotografien. Besonders umfangreiche Erfahrungen besitzt Fabini nach eigener Aussage in den evangelischen Stadtpfarrkirchen in Hermannstadt, Kronstadt und Mediasch, „wo ich längere Zeit Projektleiter von Restaurierungsvorhaben war“. „In Schäßburg, Mühlbach und Bistritz habe ich an den dortigen Stadtpfarrkirchen Detailprojekte durchgeführt, sodass ich auch diese Baudenkmäler im Laufe der Zeit gründlich kennengelernt habe.“

Bevor er sich den Kirchen widmet, macht Fabini den Leser auf 22 Seiten zunächst vertraut mit der Entwicklung der siebenbürgisch-sächsischen Städte. Schon bei der Kolonisierung habe es den Versuch gegeben, ein  planmäßiges Netz an Städten bzw. Vororten zu etablieren, so Fabini, Indizien dafür sind besonders große romanische Kirchenanlagen aus dieser Zeit. Während Gründungen wie Großschenk/Cincu oder Draas/Drăuşeni nicht über den Status stattlicher Dorfgemeinden hinauswuchsen, entwickelten sich Hermannstadt, Kronstadt oder Bistritz dank ihrer Fernhandelsbeziehungen sehr erfolgreich. Städte wie Schäßburg oder Mediasch ergänzten das ursprüngliche Städtenetz im 14. bzw. 16. Jahrhundert.

Die sächsischen Städte übten eine identitätsstiftende Wirkung auf die sächsische Nation aus, betont  Fabini, gleichzeitig standen sie in permanenter Konkurrenz untereinander, die sich nicht zuletzt in der Sakralarchitektur ausdrückte. Dieser widmet sich Fabini in den sieben Hauptkapiteln seines Buches. Jedem Kapitel sind geschichtliche Fakten der jeweiligen Stadt vorangestellt, wobei Fabini auf die Arbeiten von Dr. Hellmut Klima zurückgreift, ergänzt mit Fotos, Plänen und Veduten. Die historisch bedeutsamen Kirchen selbst stellt Fabini anhand von Grundrissplänen, Aufrissen, baugeschichtlichen Daten und Beschreibungen vor.

Am prominentesten werden die Stadtpfarrkirchen behandelt. Ihre Baugeschichte, Fotografien architektonischer Merkmale und Bauplastik werden detailliert beschrieben und bieten interessante Einblicke in die jeweilige Ortsgeschichte. Häufig stehen die eindrucksvollen Stadtpfarrkirchen auf den Fundamenten älterer Vorgängerbauten, wie Fabini anhand von Grundrissplänen veranschaulicht, teilweise gibt es Fundamente, die von nie vollendeten Kirchenerweiterungen zeugen, beispielsweise in Hermannstadt. Anderen Kirchenbauten widmet sich der Autor in kürzerer Form. Interessant sind daneben insbesondere auch die Dokumentationen nicht erhaltener Kirchen- und Klosterbauten in den einzelnen Städten.

Nach den 1998 und 1999 erschienenen Vorgängerbänden „Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen“ ist das neue Buch von Hermann Fabini tatsächlich eine gelungene Ergänzung. Detailreich werden die Stadtkirchen dargestellt, wobei man sich an der einen oder anderen Stelle ein wenig aktuelleres Bildmaterial gewünscht hätte – beispielsweise aus Bistritz. Unerwähnt bleiben die derzeit laufenden Sanierungsmaßnahmen an den Stadtpfarrkirchen wie Hermannstadt und Mühlbach, die aus Gründen der Vollständigkeit in die Zeittafeln hätten einfließen können. Insgesamt jedoch ist das Buch, dessen Herausgabe von der Stiftung Patrimonium Saxonicum gefördert wurde, ein sehr lesenswertes Nachschlagewerk.

Erschienen ist das Buch (ISBN: 978-392848960) im Monumenta Verlag Hermannstadt, gemeinsam herausgegeben mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde. Erhältlich ist es in den Buchhandlungen der Hermannstädter Erasmus-Büchercafé-Kette oder beim Autor selbst.