Über 300 alte und neue Lieder aus Siebenbürgen

Dritte Auflage einer siebenbürgischen Liedersammlung

2020 erschien ungeachtet der außergewöhnlichen Umstände im pandemischen Kontext im Verlag Haus der Heimat in Nürnberg die dritte Auflage des Liederbuches „E Liedchen hälft ängden. Alte und neue Lieder aus Siebenbürgen“ und krönte damit die aufwendige, verantwortungsvolle Arbeit einer Gruppe von mit Heimat- und Nächstenliebe erfüllter Freunde des fröhlichen Gesangs.

Obwohl der Plan zur Veröffentlichung eines siebenbürgischen Liederbuches von manchen  mit Skepsis kommentiert wurde, ließen sich die Herausgeberinnen Angelika Meltzer und Rosemarie Chrestels davon nicht entmutigen, weil sie letzlich doch „weit mehr Zuspruch erfuhren als Zweifel und Unverständnis“. Das Liederbuch fasst eine Auswahl der bekanntesten volkstümlichen hochdeutschen und Mundartslieder aus Siebenbürgen zusammen, die aus mündlicher Überlieferung und handschriftlichen Chormappen sowie aus Liederheften und gedruckten Liedersammlungen zusammengetragen wurden.

Die in Kirchheim unter Teck geborene, in  Schäßburg/Sighi{oara aufgewachsene Grundschullehererin Angelika Meltzer ist Autorin eines Kinderbuches und Co-Autorin mehrerer Lehrerhandbücher, leitet eine Singgruppe und begleitet eine weitere instrumental. Die in Nürnberg ansässige Deutschlehrerin Rosemarie Chrestels , geboren in Neustadt/Cristian, Kreis Kronstadt/Brașov, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte, der Mundart und dem Brauchtum ihrer Heimatgemeinde.

Ausschlaggebend für die Herausgeberinnen war der Wunsch, mit der Veröffentlichung einer siebenbürgischen Liedersammlung Menschen eine Freude zu bereiten. Das Liederbuch richtet sich vor allem an jüngere Landsleute, welche die Texte oder Melodie der Lieder nicht mehr auswendig kennen, daher oft ins Stocken geraten und deswegen manchmal auf das Singen verzichten. 
Die zweite Zielgruppe für das Buch sind die Laienchöre der Siebenbürgen Sachsen, denen es oft an Notenmaterial mangelt. Chorleiter und -leiterinnen haben meist erhebliche Schwierigkeiten, für ihre Singgemeinschaften und zu verschiedenen Gelegenheiten die entsprechenden Partituren zu besorgen. 

Das neue Liederbuch soll außerdem eine  Lücke auf dem Markt schließen, denn zurzeit sind keine anderen Liedersammlungen, die quer durch das siebenbürgische Liedgut führen , in den Buchhandlungen zu finden. In den letzten Jahren wurden Liederbücher einzelner siebenbürgischer Komponisten und Chorwerke gedruckt, jedoch sind die 1952 mehrfach wiederaufgelegte beliebte Liedersammlung „Siebenbürgen, Land des Segens“ von E. Phleps und die 1991 erschienene kleine gelbe „Im Kreise der Lieben“ von A. Türk, welche einen Großteil der Mundartlieder umfassen, längst vergriffen.

All diese Lieder sind schon vorhanden und waren allgegenwärtig im Leben der Siebenbürger Sachsen. Früher wiegten damit Mütter ihre Kinder in den Schlaf, sie wurden von Kindern beim Spielen, in der Schule, beim Wandern und von Erwachsenen bei der Arbeit sowie auf Festen gesungen. 

Als Forschungsinstrument erstellten Angelika Meltzer und Rosemarie Chrestels außerdem einen Fragebogen, der ihnen Auskunft gab über die beliebtesten Lieder, über jene, an die man sich aus Kindheit und Jugend erinnert oder die heute noch gesungen werden, oder die in Not- und Krisensituationen Halt geben konnten, was ihnen bei der Auswahl der Lieder verhalf. Die Befragten wurden auch um eigene Vorschläge gebeten. Mit den Ergebnissen der Umfrage machten sich die Herausgeberinnen, zusammen mit dem Hermannstädter Professor für Musiktheorie an der Mannheimer Musikhochschule, Heinz Acker, und dem Kronstädter Musiker Frieder Latzina, der den MusikNoten-Verlag Latzina in Karlsruhe gründete, an die Arbeit. Dies bedeutete das Durchblättern unzähliger alter Liedersammlungen, das Auf- und Abschreiben der Lieder und setzte viel Verantwortung und in einigen Fällen auch Kreativität voraus. Es wurde, wo möglich, auf die ältesten Fassungen der Lieder zurückgegriffen. Die originalgetreuen Texte wurden in Begleitung einer singbaren hochdeutschen Übertragung und mit von Karin Schiel signierten Federzeichnungen gedruckt. 

Mithilfe von Heinz Acker wurden bereits für die Zweitauflage des Liederbuches die Schreibfehler ausgemerzt, satztechnische Mängel behoben, Akkordsymbole optimiert und Zusatzstimmen oder ganze Lieder ergänzt. Ihm ist die musikalische Revision der zweiten Auflage zu verdanken und mit einer Vielzahl eigener, ausdrücklich für die dritte Auflage geschriebener Sätze, hat er wesentlich zum Gelingen des Buches beigetragen.

Das Projekt wurde vom Kreisverband Nürnberg der Siebenbürger Sachsen und vom Verlag Haus der Heimat Nürnberg gefördert.


Die gebundene dritte Ausgabe des Liederbuches ist bei der Buchhandlung des Schiller-Verlages oder beim Erasmus Büchercafe in Hermannstadt, bei der Buchhandlung am Dom in Temeswar und bei der Buchhandlung zum Sachsenbischof auf der Birthälmer Burg für 21 Euro/104 Lei erhältlich, sowie online bei  www.buechercafe.ro. 371 Seiten. ISBN 9783000581977. Für Chöre wird auf Anfrage Rabatt gewährt.