Über ein Kinderbuch für Leseanfänger

„Geschichten über Astrid“ von Karin Gündisch in Neuauflage

„Astrid ist nichts besonderes passiert. Also warum ein Buch über Astrid? Und nicht eins über Inge? Auch Inge ist nichts Besonderes passiert.“ Mit diesen Worten leitet Karin Gündisch in ihr Kinderbuch „Geschichten über Astrid“ ein und schickt die Leser in die Zeit ihrer eigenen Kindheit zurück, die 1950er Jahre.

Für Astrid ist ihre Heimatstadt Heltau/Cisnădie der Mittelpunkt der Welt. Was die Erwachsenen um sie herum machen, ist ihr oft rätselhaft und fremd. Und so kommt es, dass Astrid über alles nachdenkt. Sie denkt nach über die Eltern, besonders über ihren Vater, der nach langer Abwesenheit wieder zur Familie zurückkehrt und dann doch anders ist, als sie ihn sich vorgestellt hat. Sie denkt nach über die Schule und wie es sein kann, dass die Lehrerin „Es gibt keinen Gott!“ behauptet und der Pfarrer das Gegenteil sagt. Einer von den beiden muss doch lügen! Und wem von beiden soll sie denn glauben? Sie denkt über vieles nach. Und auf diese Weise sieht sich Astrid um und entdeckt die Welt. Gleich ob alleine, zusammen mit ihrem kleinen Bruder Geri oder mit ihren Freundinnen. Gleich ob auf dem Friedhof oder in der Schule, ob beim Kirschenklauben oder im Schwimmbad. Allmählich gewinnt Astrid Selbstvertrauen und findet sich in schwierigen Situationen zurecht. Auch wenn ihre Mutter sie noch abends auf das Plumpsklo begleiten muss, das hinten im Hof neben dem Mist ist. Zwar ist es dort im Winter kalt, dafür stinkt es dann aber auch nicht so sehr wie im Sommer.

Astrid ist nichts Besonderes passiert. Und vielleicht ist es gerade das, was dieses Buch so auszeichnet, denn so ermöglicht es jedem lesenden Kind, seine eigene Welt hinter den Geschichten von Astrid zu entdecken. Ältere Leser oder Lesebegleiter werden wohl öfters den geschichtlichen Hintergrund mancher Szenen wiedererkennen und können die verschiedenen Situationen nachempfinden, wenn sie nicht sogar Ähnliches selbst einmal erlebt haben. Karin Gündisch gelang es, ein für Leseanfänger ab sieben Jahren sehr empfehlenswertes Kinderbuch zu schreiben, das die Leser mit seinen leicht lesbaren Geschichten immer wieder schmunzeln lässt, aber auch zum Nachdenken bringt.

Das Kinderbuch „Geschichten über Astrid“ erschien erstmals 1984 bei Beltz und Gelberg in Deutschland und wurde mit dem erstmalig vergebenen Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur ausgezeichnet. Verlegt wird das Buch nun in einer neuen Auflage vom Schiller Verlag in Hermannstadt und kann dort für 29 Lei oder 6,90 Euro erworben werden.