Weltklasse in der Aufführung, frei von Theatralik

Das 6. Internationale Festival für Klassische und Zeitgenössische Musik Ţintea Muzicală

Es war eine große Freude und Ehre, heuer am Internationalen Festival für Klassische und Zeitgenössische Musik „Ţintea Muzicală”, das zwischen dem 15. und 22. Juli in Băicoi (Kreis Prahova), Ploieşti und Bukarest stattfand, teilzunehmen. Unter den Konzerten, die sich der Pentatonik aus der ganzen Welt widmeten, war ich besonders berührt vom Eröffnungskonzert im Haus der Kultur in Lilieşti/ Băicoi, in dem rumänischen Volksliedern aus Klausenburg/Cluj, Bihor und der Maramuresch traditionelle Kost wie ein „Prélude“ von Debussy für Klavier, sein „Syrinx“ für Flöte solo, Spirituals aus den Vereinigten Staaten und viele weitere Werken aus anderen Ländern gegenüber gestellt wurden.

Interpretiert haben dieses vielseitige Programm Carolina Iulia Astanei (Violine), Gary Barnett (Klavier), Christoph Breidler (Klavier), Zi Wan Breidler (Flöte), das Vokalquartett „Cavadin“, Sebastian Dumitrescu (Bassgitarre, Stimme), Maria Magdalena Probst (Cello, Stimme), sowie auch die Organisatorinnen des Festivals, Adina Dumitrescu und Dana Cristina Probst (Stimme). Beeindruckend war die rege Beteiligung der lokalen Gemeinschaft sowie die reichhaltige Gestaltung der Programme, die rumänische Folklore bis hin zu Jazz Songs wie Paul Simons „Still Crazy After All These Years“ umfassten.

Die folgenden Konzerte fanden an altgedienten historischen Aufführungsorten in Nachbarstädten sowie auch in Bukarest statt. In der katholischen Kirche „Cristos Rege“ in Ploieşti, zum Beispiel, sang das Vokalquartett „Cavadin“ Gregorianische Choräle, gefolgt von „Preludes“ für Klavier solo von Alberto Ginastera, Olivier Messiaens „O sacrum convivium“, George Gershwins „Summertime“ für Sologesang,  weitere amerikanische Spirituals und ein berührendes Sing-Along von „Amazing Grace“. So verschieden das Publikum bei jedem Konzert auch war, so waren die Antworten am Ende jedes Konzertes immer gleich enthusiastisch.

In Bukarest wurden die Konzerte und Vorträge im George-Enescu-Museum sowie im Stadtmuseum Bukarest geboten. Vorträge wie zum Beispiel  über das „Emotionale Potenzial komplexer Strukturen“ von Christoph Breidler vertieften den Blick auf den Schwerpunkt des diesjährigen Festivals, lebhafte Diskussionen folgten den Vorträgen zu Themen der zeitgenössischen Musik und interdisziplinären Studien aus Rumänien und China.

Die zeitgenössischen Werke wurden von zwei prominenten Künstlern aufgeführt: dem Duo Noëmi Schindler (Violine) und Christophe Roy (Cello), das Werke von Adrian Pop, Adina Dumitrescu, Christoph Breidler, Dana Cristina Probst, Sebastian Dumitrescu und Ulpiu Vlad, wie auch von Maurice Ravel und Zoltán Kodály aufführte. Rumänische Komponisten standen dabei im Mittelpunkt, Komponisten, von denen heute viele außerhalb Rumäniens (in Finnland und Österreich) wohnen.

Der Wechsel der Aufführungsorte, die angesehenen Künstler, die Vortragenden und Interpreten waren nur ein Aspekt eines Festivals, das sich als ebenso unverwechselbar in seinem Glanz wie auch in seiner Intimität bewies. Die engagierten Solisten begegneten einem gleich herzlichen Publikum, sei es an rustikalen Stätten wie Ţintea oder in der kultivierten und anspruchsvollen Atmosphäre der Hauptstadtmuseen.

Als Interpret auf der Bühne und ebenso als Zuhörer bereitete mir das Festival großes Vergnügen. Viel Folklore wurde sorgsam ausgewählt und speziell für dieses Festival arrangiert. Die Begeisterung des Publikums war wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass die Musik, sei sie folkloristisch, Jazz, oder zeitgenössische Musik, sorgfältig erarbeitet, in der Ausführung Weltklasse, jedoch frei von aller unfreiwilliger Theatralik war.

Gary Barnett,
Pianist und
Musikwissenschaftler,  
California State University,
Los Angeles