Wie Donnerschlag und Sturmgebraus

Vor 100 Jahren wurde der Banater Deutsche Sängerbund gegründet (Teil 2 von 4)

Beim Schubert-Sängerfest in Wien 1928 war auch der Banater Sängerbund vertreten.

Banater Gruppe beim Festumzug im Rahmen des Deutschen Sängerfestes 1932 in Frankfurt

Sänger des Banater Deutschen Sängerbundes und des Bukarester Deutschen Gesangvereins beim Festumzug in Wien 1928

Programmheft zum Sängerbundesfest 1928 in Detta

(Fortsetzung vom letzten Freitag)

Bereits 30 Gesangvereine waren diesem Sängerbund beigetreten, 1925 waren es schon 67 Chöre. Zweck des Bundes war in erster Linie „die Pflege des deutschen Liedes durch Übung des volkstümlichen Chorgesangs“. Weiter heißt es: „In der Verfolgung seines Zieles kennt der Bund nur edle Geselligkeit, freundschaftliche Beziehungen zu allen Vereinen des Bundes, vaterländische Gesinnung und unermessliche Liebe zum Gesang. Politik steht dem Bunde ferne“. Gelegentlich der Gründung des Bundes wurde das erste Bundesfest in Perjamosch abgehalten, 1923 folgte das nächste Bundestreffen in Steierdorf und am 1. und 2. August 1925 das 3. Bundesfest in Temeswar.

Dieses Temeswarer Bundesfest vereinigte mehr als 30 deutsche Gesangvereine des Banats, welche in Gruppen organisiert waren und nach bedeutenden Persönlichkeiten oder nach der jeweiligen Region benannt wurden: Lenau-, Adam- Müller-Guttenbrunn-, Eisenkolb-, Huber-Grünn-, Temesch-, Städtische-, Gebirgs-, Eintracht-, Peter-Fischer- oder Marosch-Gruppe. Der Vorstand des Bundes Banater Deutscher Sänger bestand 1925 aus folgenden Mitgliedern: Obmann Dr. J. N. Krohn (Oberstuhlrichter in Perjamosch), leitender Obmannsstellvertreter Direktorlehrer Johann Ruß (Gertianosch), zweiter Obmannsstellvertreter Nikolaus Riegler (Kantorlehrer in Lovrin), dritter Obmannsstellvertreter Peter Hore (Landwirt in Warjasch), erster Schriftführer Otto Dittrich (Pfarrer in Gertianosch), zweiter Schriftführer Dr. Matz Hoffmann (Arzt in Gertianosch) und Kassier Paul Wittmann (Lehrer in Marienfeld). Zu dem Bundesmusikausschuss gehörten: Otto Anheuer-Onette (Gesangprofessor in Temeswar), Carl Chodora (Bergoberinspektor, Anina), Desiderius Jarosy (Domkapellmeister, Akademieprofessor, Temeswar), Josef Linster (Chordirigent des Hatzfelder Gewerbegesangvereins), Fritz Pauck (Bürgermeister, Karansebesch), Karl Reiter (Dirigent des Mehalaer Gesangvereins).

Teilnahme am Schubert-Sängerfest in Wien

1928 beteiligte sich der Banater Deutsche Sängerbund am 10. Deutschen Sängerbundesfest in Wien, das Franz Schubert gewidmet war. Die deutschen Tageszeitungen berichteten in Temeswar über den großen Erfolg der Sänger. Unter der organisatorischen Leitung von Anton Titz, Dirigent des Temeswarer Schubert-Liederkranzes, beteiligte sich auch der Banater Deutsche Sängerbund bei diesem Fest und sang unter der Leitung des Bundeschormeisters Hans Eck bei einer Veranstaltung des Wiener Schwabenvereins.

Bereits 1927 versuchte man Anschluss an den Allgemeinen Deutschen Sängerbund zu gewinnen und Mitglied dieser Vereinigung von deutschen Chören zu werden. Bis dahin waren bereits einzelne Banater Chöre Mitglied des Allgemeinen Deutschen Sängerbundes. Dies belegen zahlreiche Dokumente, die heute im Deutschen Sängermuseum in Feuchtwangen aufbewahrt werden. Die Beziehungen zwischen Temeswarer Chören und dem Allgemeinen Deutschen Sängerbund sind bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt. So gab es einen regelmäßigen Austausch von Programmen und Plakaten mit dem Temeswarer Philharmonischen Verein.

Bei dem Deutschen Sängerfest 1928 in Wien war auch eine Delegation des Verbandes rumänischer Chöre und Blaskapellen des Banats anwesend. Deren Vorsitzender Iosif Velceanu, ein namhafter rumänischer Pädagoge und Musiker, schreibt darüber: „(...) In dem Sängerfestzug befanden sich über 150.000 Sänger mit fast 15.000 Fahnen. Die Begeisterung des großen Publikums wie auch der Sänger kann nicht beschrieben werden, es war ein wahrer Freudentaumel, der die hunderttausenden von Menschen beseelt hat, die entlang des breiten Boulevards auf Tribünen standen. Aber diese Festlichkeiten hatten auch eine politische Tendenz, man machte viel Werbung für die Übernahme Österreichs durch Deutschland. Uns haben diese Feierlichkeiten an unser Sängerfest in der Hauptstadt der Wallachei im Jahre 1906 erinnert, als wir auch an die Vereinigung aller rumänischen Provinzen mit dem Mutterland dachten, und in Bukarest in den Römischen Arenen von der nationalen Freiheit träumten.“

Der Banater Deutsche Sängerbund war auch 1932 beim Allgemeinen Deutschen Sängerfest in Frankfurt vertreten. Im Banater Volkskalender ist im selben Jahr ein Foto beim Aufzug der Sänger erschienen, auf dem man eine Gruppe Banater Schwaben sieht.

Das vierte Bundesfest fand am 25.-26. August 1928 in Detta statt. Der Sängerbund bestand bereits aus 93 Chören und zählte fast 5000 Mitglieder. Zum Beginn des Jahre 1928 bestand der Vorstand aus folgenden Mitgliedern: Obmann Fritz Pauck (hat abgedankt), leitender Stellvertreter Direktorlehrer Johann Ruß (Gertianosch), 2. Stellvertreter Anton Reichrath (Hatzfeld), 3. Stellvertreter Dr. Franz An-dres (Temeswar), 1. Schriftführer Otto Dittrich (gestorben), 2. Schriftführer Dr. Matz Hoffmann (Gertianosch), Kassenwart Peter Müller (Gertianosch). Auch der Musikausschuss wies Veränderungen auf: Obmann Karl Reiter (Temeswar), Schriftführer Hans Eck (Temeswar), Notenwart Martin Schlier (Hatzfeld), die Mitglieder Erwin Lurtz (Karansebesch), Andor Arato (Lugosch), Johann Weber (Schöndorf), Emmerich Schwach (Lugosch), Johann Stefan Babiak (Steierdorf), Josef Springer (Albrechtsflor) und Bundeschormeister Josef Linster (Hatzfeld).

Der Banater Deutsche Sängerbund bestand 1928 aus folgenden Gruppen: I. Adam-Müller-Guttenbrunn-Gruppe, gegründet 19. Februar 1927. Vorstand: Johann Weber (Schöndorf); II. Gebirgsgruppe, gegründet 1923. Vorstand: Rudolf Nickmann; III. Eintracht-Gruppe, Vorstand: Josef Malz (Kleinbetschkerek); IV. Eisenkolb-Gruppe, gegründet 20. Mai 1923, Vorstand: Josef Harter (Triebswetter); V. Huber-Grünn-Gruppe, gegründet 12. Februar 1923, Vorstand: Dechantpfarrer Michael Volk (Perjamosch); VI. Lenau-Gruppe, Vorstand: Josef Dietrich (Gertianosch); VII. Obermarosch-Gruppe; VIII. Peter Fischer-Gruppe; IX. Städtische Gruppe; X. Temesch-Gruppe, gegründet am 16. Juni 1924, Vorstand: Pfarrer Johann Gehl (Schag); XI. Namenlose Gruppe.

(Fortsetzung nächsten Freitag)