Zeitgenössische Aufführung der Passionsgeschichte in Siebenbürgen

Das Fest der Auferstehung in einer künstlerischen und ökumenischen Neubetrachtung

In der Karwoche vor dem katholischen und protestantischen Osterfest findet am Mittwoch, dem 28. März 2018, im Studiosaal der Gheorghe-Dima-Musikakademie Klausenburg/Cluj-Napoca sowie am Karfreitag, dem 30. März, im Festsaal der Charlotte-Dietrich-Schule Hammersdorf/Guşteriţa (Hermannstadt/Sibiu) die Aufführung des künstlerischen Projektes „Leid+Hoffnung“ statt. Beide Aufführungen beginnen um 19 Uhr. Im Mittelpunkt steht das 2016 in Wien/Österreich uraufgeführte Opus „Passio“ für Sopransolo, Baritonsolo/Sprecher, Männerchor, Frauenchor, Gesangssoli im Chorpart, zwei Klaviere und zwei Schlagwerke des österreichischen Kammermusikers, Komponisten und Philosophen Werner Schulze, seit 2014 emeritierter Professor für Harmonik der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Teresa Leonhard, Lehrbeauftragte an der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt (ULBS) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FNHW), aufführende Künstlerin und ehemalige Studierende in der Klasse von Werner Schulze, gestaltet als Leiterin der Compania DIS.PLACE gemeinsam mit Performern mit und ohne Behinderungen die tänzerische Ebene der Aufführung von „Passio“.

Das Projekt stützt sich auf die beiden theologisch-anthropologischen Grundpfeiler Leid und Hoffnung, die zu Ostern wie Anfang und Ende in dem Einen zusammenfallen, und vereint Konzert, Performance und Gottesdienst in ein und derselben Aufführung. Die Darbietung des Opus „Passio“ wird durch theologische Meditationen ergänzt, die von Vertretern der orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirche gesprochen werden. Die gesamte Dauer der Aufführung wird sowohl in Klausenburg als auch in Hermannstadt 90 Minuten betragen.

Das Libretto verwendet zur Nachzeichnung der Leiden und der Auferstehung Jesu Christi deutsche, lateinische und altgriechische Urtexte. Schulze hat leicht veränderte Passagen deutscher Bibelübersetzungen in die Vertonung aufgenommen und lässt zwecks theologischer Deutung auch die eigene philosophische Sprache auftreten. Die Zitate der chorischen und solistischen Gesangspartien erklingen in lateinischer und altgriechischer Sprache. In Kooperation mit der von Teresa Leonhard entworfenen Choreografie entsteht somit die liturgisch greifbare Idee der „Theologie auf der Bühne“, die der österreichische Komponist Werner Schulze dem Publikum in der Überzeugung darbietet, dass die geistige Kraft einzelner Formen wie Gottesdienst, Performance und Konzert im gegenseitigen Zusammenspiel zu voller Entfaltung gelangt.

Die künstlerische Besetzung des Projektes „Leid+Hoffnung“ ist ebenso polyglott wie das Libretto des Opus „Passio“, da die aus Österreich und Siebenbürgen stammenden Beteiligten in mindestens drei verschiedenen Sprachen und Konfessionen zuhause sind. Als Gesangssolisten treten Melinda Samson (Sopran, Hermannstadt) und Johann Leutgeb (Bariton/Sprecher, Österreich) auf, kleine Soli im Chorpart übernehmen Elisa Gunesch, bzw. Klaus Philippi. Den Klavierpart bestreiten Stadtkantorin Brita Falch-Leutert und Musikwart Jürg Leutert, das Schlagwerk werden Gabriel Barani und Andrei Marcovici bedienen. Adi Schober (Österreich) wird das Bühnendesign beider Aufführungen mit Lichttechnik ausstatten. Für die musikalische Gesamtleitung zeichnet Werner Schulze verantwortlich.

In der Klausenburger Aufführung werden die Meditationen von Vertretern aller drei genannten Konfessionen gesprochen. In Hermannstadt wird Mitsänger und Stadtpfarrer Kilian Dörr die Aufgabe der theologischen Auslegung übernehmen.

Die Durchführung sämtlicher Etappen des Projektes „Leid+Hoffnung“ geschieht dank der finanziellen Unterstützung privater Sponsoren und des Österreichischen Kulturforums Bukarest, der Logos Projekte, des Vorarlberg-Museums, des Benediktinerstifts Admont, der Evangelischen Pfarrgemeinde Klagenfurt-Johanneskirche und des Instituts für Ökumenische Forschung Hermannstadt.

In der oberen Sakristei der Hermannstädter Evangelischen Stadtpfarrkirche (Eingang Huetplatz) findet am kommenden Sonntag, dem 11. März, um 11.30 Uhr, bei Kaffee und Kuchen eine öffentliche Werkeinführung statt, innerhalb derer Kilian Dörr, Werner Schulze, Teresa Leonhard, Brita Falch-Leutert und Jürg Leutert in deutscher Sprache zu zahlreichen Aspekten des Projektes „Leid+Hoffnung“ referieren werden. Die Hermannstädter Evangelische Kirchgemeinde A.B. möchte das einmalige Experiment nicht zur Tradition werden lassen, lädt aber alle Gemeindemitglieder, Freunde und Gäste ein, einen neuartigen Blick auf die uralte christliche Botschaft der Leidenszeit und Auferstehung zu wagen, die in der Aufführung am Karfreitag mit jenen zeitgenössischen Farben beleuchtet wird, deren künstlerische Strahlkraft im christlichen Mitteleuropa gegenwärtig die größte Wahrnehmung erfährt.