Zwei brillante Musiker und zwei strahlende Instrumente

Sonaten für Violine und Klavier von Ludwig van Beethoven im Bukarester Radiosaal

Die Konzertsaison im Mihail-Jora-Saal des Rumänischen Rundfunks ging in diesem Jahr mit einem Duoabend zu Ende, der auf doppelte Weise in die Zukunft blicken ließ. Zum einen wurde mit diesem kammermusikalischen Ereignis der neue Steinway-Konzertflügel des Rumänischen Rundfunks offiziell eingeweiht, den von nun an oft zu hören man sich jetzt schon freuen kann. Zum anderen enthielt das Konzertprogramm dieses Duoabends mit drei Sonaten für Violine und Klavier von Ludwig van Beethoven einen Vorblick auf weitere Konzerte mit Beethovenschen Violinsonaten, denn die beiden Künstler, die diesen Beethoven-Abend gemeinsam gestalteten, werden in naher Zukunft auch die übrigen sieben Violinsonaten des großen deutschen Komponisten der Wiener Klassik im Bukarester Radiosaal zur Aufführung bringen.

Zwei große Namen sorgten dafür, dass der Große Saal des Rumänischen Rundfunks, der bei kammermusikalischen Ereignissen nicht immer ganz gefüllt ist, bei diesem Kammerkonzert bis auf den letzten Platz besetzt war: Valentin Gheorghiu und Gabriel Croitoru. Die beiden weltberühmten rumänischen Musiker, die beide in Galatz/Galaţi geboren wurden – Gheorghiu 1928, Croitoru 1966 –, liegen zwar altersmäßig fast vierzig Lebensjahre auseinander, sind aber musikalisch eng miteinander verbunden. Gabriel Croitorus Lehrer am Bukarester Konservatorium war, neben Modest Iftinchi, der Bruder von Valentin Gheorghiu, Ştefan Gheorghiu.

Die Instrumente der beiden Künstler machten diesen Bukarester Duoabend zusätzlich zu einem großartigen Erlebnis: der bereits erwähnte neue Steinway-Flügel des Radiosaales sowie die in Cremona gebaute Violine von Guarneri del Gesù aus dem Jahre 1731 mit dem Beinamen „Catedrala“, die sich im Besitz von George Enescu befand und die derzeit zu spielen Gabriel Croitoru im Jahre 2008 durch einen Wettbewerb das Recht erworben hat.

Auf dem Programm des Duoabends standen folgende drei Beethovensche Sonaten für Violine und Klavier: die erste, Antonio Salieri gewidmete, Sonate in D-Dur (op. 12 Nr. 1); die fünfte, dem Grafen Moritz von Fries gewidmete, Sonate in F-Dur (op. 24), die auch unter dem Namen „Frühlingssonate“ bekannt ist; sowie die achte, dem russischen Zaren Alexander I. gewidmete, Sonate in G-Dur (op. 30 Nr. 3). Die drei Beethovenschen Sonaten entstanden innerhalb eines Jahrfünfts: im Zeitraum von 1797 bis 1802.

Die erste Violinsonate Ludwig van Beethovens macht bereits deutlich, dass der in Bonn ausgebildete und 1792 nach Wien übergesiedelte Komponist die Violine und das Klavier, darin seinem Vorbild Mozart folgend, kompositorisch als gleichberechtigte Instrumente behandelt. Dabei kam dem Komponisten zugute, dass er, wie auch Mozart, sowohl das Violin- als auch das Klavierspiel beherrschte, auch wenn er, wiederum wie Mozart, in erster Linie als Pianist Berühmtheit erlangte.

Die erste Sonate folgt noch dem traditionellen dreisätzigen Schema mit einem schnellen Kopfsatz (Allegro con brio), einem langsamen Mittelsatz (Andante con moto) und einem schnellen Finalsatz in Rondoform (Allegro). Gabriel Croitoru und Valentin Gheorghiu beeindruckten nicht nur durch die perlenden Sechzehntelläufe im Eingangssatz, sondern auch durch die stimmungsvoll vorgetragenen Variationen des langsamen Satzes sowie durch die rasant dargebotenen synkopierten Rhythmen des Schlusssatzes, die beim Publikum zur Zeit Beethovens noch auf Befremden stießen.

In der, „Frühlingssonate“ betitelten, fünften Violinsonate löst sich der Komponist dann von der traditionellen Dreisätzigkeit. Nach dem schnellen Eingangssatz (Allegro) und dem darauf folgenden langsamen Satz (Adagio molto espressivo) fügt der Komponist ein kurzes Scherzo ein, das nicht nur mit der traditionellen musikalischen Form bricht, sondern auch das Zusammenspiel der beiden Instrumente im Jux ironisiert. Der Satz ist so komponiert, als verfehlten die beiden Instrumentalisten immer wieder den gemeinsamen Takt und am Ende sogar den Schlusston. Der Finalsatz schließlich, ein Rondo, beginnt zunächst auf heitere Weise, bevor das musikalische Geschehen dieses Schlusssatzes dann dramatische Dimensionen gewinnt, vor allem in den Triolenbewegungen der Violine, die von Gabriel Croitoru, zur einfühlsamen Begleitung durch Valentin Gheorghiu, kraftvoll und energisch dargeboten wurden.

Im zweiten Teil des Konzertabends stand allein Beethovens achte Violinsonate auf dem Programm, deren rasanter Eingangssatz von den beiden Duopartnern mit Verve und Schwung, mit Esprit und Leichtigkeit dargeboten wurde. Als würden sie Beethovens unausgesprochenem Wunsch nach Geschwindigkeit folgen wollen, der in dieser Sonate bezeichnenderweise den traditionellen langsamen Satz durch ein tänzerisches Menuett ersetzte, spielten die beiden Musiker auch den Schlusssatz (Allegro vivace) in einem atemberaubenden Tempo, das im erneuten Erklingen dieses Satzes als der dritten und letzten Zugabe sogar noch gesteigert wurde.

Die beiden anderen Zugaben, mit denen Gabriel Croitoru und Valentin Gheorghiu das Bukarester Publikum beschenkten, entstammten ebenfalls den Violinsonaten Beethovens. Die erste Zugabe – das melancholische Andante più tosto Allegretto aus der zweiten Sonate – und die zweite Zugabe – das heiter-beschwingte Scherzo aus der siebten Sonate – bescherten dem begeistert applaudierenden Publikum einen wunderbaren Ausklang des Duoabends und zugleich einen anregenden Ausblick auf die neue Konzertsaison und die kommenden Beethovenabende mit Valentin Gheorghiu und Gabriel Croitoru.