Zwei große Kriminalgeschichten

Warum das 17. Jahrhundert nicht ganz umsonst vergangen ist


Wilhelm Andreas Baumgärtner
Die Feuer der Rebellion
Siebenbürgen in der Zeit der
Kuruzzenkriege
Schiller Verlag

Der Autor ist mit seiner siebenbürgischen Geschichte im 17. Jahrhundert angelangt. Ich lese diese Bücher mit Vergnügen, weil Baumgärtner alles zusammenfasst und mehr hineinbringt, als unsere sonstigen Historiker. Von außen – und das ist die Geschichte zwischen den Metropolen Wien und Istanbul, um die sich damals das Geschehen drehte: Mit einer Bittschrift reisten die Leute zum Kaiser nach Wien oder zum Sultan nach Istanbul, wenn sie es sich leisten konnten. Was die historischen Geschehnisse betrifft, schließt das Buch mit dem Jahr 1683, denn damals standen die Türken vor Wien. Sie wurden bekanntlich geschlagen, im nächsten Band ist also Prinz Eugen zu erwarten, der für einen Teil unseres historischen Gebiets der edle Ritter und der größte Held war. Und dann die Geschehnisse im Inneren, von denen alle Lebensbereiche aufgenommen werden. Es gehört sich, dass ich den Titel erkläre: Die Kuruzzen waren ungarische Kleinadlige, die gegen den Kaiser in Wien herumkämpften,,gelegentlich unterstützt von den Türken. Sie konnten aber das ganze Land verwüsten und nur die befestigten sächsischen Städte haben sie aufgehalten.

In dem Buch werden zwei große sächsische Kriminalgeschichten erzählt: Da ist einmal der Schäßburger Bürgermeister Johann Schuller von Rosenthal, der am Ende geköpft wurde, obwohl der Kaiser ihn von der Falschmünzerei freigesprochen hatte. Er hatte aber auch sonst so viel veruntreut, dass sein Vermögen nicht ausreichte, um die Schuld zu bezahlen und der Kopf musste rollen. Die zweite Kriminalgeschichte ist noch größer, denn sie betrifft den Sachsengrafen Sachs von Harteneck, der auf dem Großen Ring geköpft wurde: Nicht weil er den Schäßburger Bürgermeister bestraft hatte, nicht unbedingt, weil er einem Mörder in seinem Haus Unterschlupf gewährt hatte, sondern am ehesten darum, weil er den ungarischen Adel besteuern wollte.Und beim Geld hört die Geduld auf.
Es ist auch das Jahrhundert, in dem einige Ortschaften ihren Rang als Stadt gefestigt haben.

Umsonst hatten die Keisder einen Turm gebaut, der genauso aussah wie der Stundturm in Schäßburg, sie mussten am Ende dem Herrn aus Schäßburg parieren. Die Großpolder hingegen hatten in ihrem Kampf mit den Reußmärktern mehr Glück: Es ging um das Recht, einen Wochenmarkt abzuhalten, das zeitweilig auch Großpold zugesprochen wurde, trotzdem blieb Reußmarkt Stuhlsvorort und hat sich entsprechend entwickelt. Das 17.Jahrhundert  ist aber trotzdem nicht ganz umsonst vergangen, denn in diesem Jahrhundert hat der berühmte siebenbürgische Goldschmied Sebastian Hann (1644 – 1713) gelebt und sein Werk geschaffen. Sein Haus stand in der Fleischergasse und seine Goldschmiedelaube hatte der Meister auf dem Großen Ring.

Hans Liebhardt