Alltag und Koexistenz in Siebenbürgen

30 Teilnehmer aus sieben Staaten nahmen an der Akademiewoche in Probstdorf teil

Die Teilnehmer an der Akademiewoche beim Vortrag von Roxana Licuţa. Foto: Enikö Dácz

Hermannstadt - Der offene Kreis „Studium Transylvanicum“ lud mit Unterstützung des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 24. bis zum 30. August zur 29. Internationalen Siebenbürgischen Akademiewoche nach Probstdorf/ Stejărişu ein. Das Ziel dieser jährlich stattfindenden Sommerakademie ist, so Mitveranstalterin Stephanie Danneberg, Studierenden und Jungakademikern, die sich mit der Region Siebenbürgen beschäftigen, die Möglichkeit zu bieten, ihre Projekte zur Diskussion zu stellen und Kontakte zu knüpfen. Das diesjährige Thema lautete „Alltag und Koexistenz in Siebenbürgen“, gewidmet haben sich ihm ca. 30 Teilnehmer die aus Rumänien, Ungarn, Deutschland, Österreich, Frankreich, Luxemburg und sogar aus Schweden kamen.

Die Vorträge beschäftigten sich unter anderem mit den Themen „Alltagswelt und interkulturelle Verflechtungen bei den Siebenbürger Sachsen aus Hermannstadt im 16. Jahrhundert“ (Roxana Licuţa, Bochum), „Nationale Identität und ethnische Alterität in der Presse der orthodoxen Kirche in Siebenbürgen in der Zwischenkriegszeit“ (Marian Pătru, Hermannstadt) oder „Zum Umgang mit Tod und Trauer im siebenbürgischen Alltag, vorgestellt an den Bräuchen verschiedener Ethnien des Hermannstädter Stadtteils Neppendorf“ (Angelika Beer, Hermannstadt/Berlin).

Bálint Varga (Budapest) sprach über „Mehrsprachigkeit in den Großstädten Siebenbürgens zwischen 1880 und 1910“, Cristian Cercel (Swansea) beleuchtete die Erinnerungskulturen in Bezug auf Flucht und Deportation der Rumäniendeutschen 1944/45 und Emese Veres (Kronstadt/Budapest) gab einen Einblick in Tagebücher und Gedichte von Burzenländer Tschango Bauern.  Interessant waren  darüber hinaus die Ausführungen von Catherine Roth (Lille) zur Frage „Haben die Siebenbürger Sachsen ihre Tradition erfunden und ihre Gemeinschaft imaginiert?“ sowie die Analysen von Dr. Silvia Petzoldt (Erfurt) zu Paul Schusters Roman „Fünf Liter Zuika“ und die Forschungen von Sven Niemann (Paderborn) zu „Graffiti als Quellengattung in Siebenbürgen“.

Christian Lindhorst (Berlin) leitete einen Workshop in dem der fotografische Nachlass der Gebrüder Fischer aus Hermannstadt erschlossen wurde. Zu den Höhepunkten gehörten zudem die Lesungen mit dem Titel „Mein Jahr hinter den Wäldern“ von Professor Elmar Schenkel, ehemaliger Dorfschreiber von Katzendorf (Caţa),  sowie Kurtfelix Schlattners bewegende Zeitzeugenberichte über den Alltag im rumänischen Strafvollzug  –  gestern und heute. Als Rahmenprogramm  freuten sich die Teilnehmer über eine Kutschfahrt nach Malmkrog (Mălâncrav) und Jakobsdorf (Iacobeni) und nicht zuletzt stellte Gastgeberin Barbara Schöfnagel ihr Armutsbekämpfungsprojekt in Probstdorf vor. Viele der Teilnehmenden werden sich schon am 3. Oktober beim Literaturfest in Katzendorf wiedersehen.