Anker für die Stadtpfarrkirche

Vor Beginn der Dacharbeiten wird das Hermannstädter Wahrzeichen standfest gemacht

Mihai Lazăr zeigt die Maschine, mit der die Löcher für die Anker gebohrt werden. Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Lautes Bohren und Fräsen hallte in den vergangenen Tagen über den Huet-Platz/Piaţa Huet. Hoch oben an der südlichen Außenwand der evangelischen Stadtpfarrkirche zeigten Staubwolken, dass hier handfest gearbeitet wurde. Wer genau hinschaut, erkennt an den Stützpfeilern und Wänden mittlerweile mehrere rechteckige Aussparungen. Eine deutsche Spezialfirma bereitet hier das Setzen von Zugankern vor, eine Arbeit, die bis nach Ostern dauern wird.

„Es gab eine Verfügung der Projektanten, dass wir keine anderen Arbeiten ausführen dürfen, solange wir nicht die Anker gesetzt haben“, erklärt Mihai Lazăr bei einem Besuch auf der Baustelle. In seinem Bürontainer neben der Kirche bereitet der Bauleiter die Pläne aus, auf denen die Anker eingezeichnet sind. Insgesamt neun solcher Anker sollen das Kirchengebäude stabilisieren, bevor die eigentlichen Arbeiten am Dach beginnen, so Lazăr. Vier Anker werden im Bereich der Ferula eingezogen, vier im Kirchenschiff und einer im Chor.

Für das Einbringen der Anker hat das Bauunternehmen Sinecon eine deutsche Spezialfirma beauftragt. Ein halbes Dutzend Arbeiter des Ingenieurbüros August Wolfsholz bei Stuttgart sind derzeit in der Stadtpfarrkirche damit beschäftigt, die notwendigen Löcher in die Außen- und Mittelpfeiler zu bohren. Keine einfache Aufgabe sei das, erzählt Edgar Hoffmann, der Leiter des Bautrupps, und weist auf eine Bohrung in der Ferula. „Die Besonderheit hieran ist, dass die Pfeiler nicht alle in der gleichen Richtung stehen.“ Die Bohrungen müssten aber so gesetzt werden, dass die Anker gerade gespannt werden können. Gleichzeitig achte man darauf, so behutsam wie möglich mit der historischen Bausubstanz umzugehen, beispielsweise an den Gewölbepfeilern.

„Wir müssen immer so genau arbeiten, dass wir mittig dieser Rippen rauskommen“ meint Hoffmann, „dass wir so wenig wie möglich zerstören“. Es werde trocken gebohrt mit Diamantkronenbohrern, sodass keine Nässe ins Mauerwerk eingebracht wird. Eine besondere Herausforderung sei auch das Spannen der Anker, meint Hoffmann, nach einer Testmessung in der Ferula. Eine Herausforderung sei die Bohrung an der Orgel gewesen, an der künftig ein Anker vorbeiführen wird.

Wenn alle Anker gesetzt und gespannt sind – wahrscheinlich in einem Monat, schätzt Bauleiter Lazăr – beginnen die Arbeiten an der Dachkonstruktion. Stadtpfarrer Kilian Dörr ist zufrieden mit der Arbeit der deutschen Handwerker. „Das erzeugt viel Staub, ist aber auch sehr interessant, weil die Bohrkerne genau über die Beschaffenheit des Mauerwerks Auskunft geben.“ Die Bauarbeiten liegen nach Aussage von Dörr im Plan. „Wir haben insgesamt einige Zeit verloren mit der Lösungsfindung bei verschiedenen Problemen. Derzeit berate man sich bei der Auswahl der Dachziegel.

Hoch über den Bohrleuten wird derzeit auch im Gewölbe gearbeitet. Hier kratzen Arbeiter alten Mörtel aus den Fugen, berichtet Stadtpfarrer Kilian Dörr, der täglich die Bauarbeiten in Augenschein nimmt. Der teilweise mehrere hundert Jahre alte Mörtel solle mit frischem Kalkmörtel vereinheitlicht werden, um die die Standsicherheit der Gewölbe zu erhöhen. Teilweise sei der Mörtel sehr fest, durch eingedrungenenes Wasser gebe es jedoch auch Schadstellen.

In die rechteckigen Aussparungen, die es sowohl im Innern als auch an den Außenwänden gibt, werden übrigens demnächst so genannte Ankerplatten eingesetzt. Diese werden anschließend mit Mörtel verschlossen, so dass sie von außen nicht mehr sichtbar sind.