„Auf den Intensivstationen ist die Hölle los“

Temeswarer Ärzte rufen erneut zur Massenimpfung auf

Temeswar (ADZ) – Der Temeswarer Intensivmediziner Dorel S˛ndesc hat am Montag die Bevölkerung vor der Gefahr der vierten Coronawelle eindringlich gewarnt und erklärt, auf der Intensivstation des Temescher Kreiskrankenhauses sei die Hölle los. Man könne verzweifeln, wenn man Menschen sehe, die kurz vor dem Tod stünden und nur noch sagen können, dass es ihnen leidtue, sich nicht geimpft haben zu lassen. Viele solcher Fälle gäbe es, täglich bekomme er Derartiges mit, sagte Săndesc. Die Notaufnahmen seien überfüllt, die Patienten würden auf einen Platz auf der Intensivstation warten und diesen gäbe es nur, wenn jemand sterbe. Das Personal stehe unter unglaublichen Belastungen und könne kaum weitermachen. Auch habe man versucht, die Kapazitäten zu erhöhen, doch nun habe man den Eindruck, dass fast alle bisherigen Anstrengungen umsonst waren.

Andererseits sei er im Gespräch mit westeuropäischen Kollegen, die inzwi-schen entspannter seien. In Westeuropa habe man eine fürchterliche Infektionskrankheit zu einer saisonalen Virusinfektion gemacht und man könne erleichtert in die Zukunft blicken. Auch dort gäbe es hohe Inzidenzwerte, viele würden sich auch dort anstecken, aller-dings seien die Krankheitsverläufe leicht bis mittelschwer, weil die Leute geimpft seien. Auf seiner Intensivstation würden Schwerkranke die Ärzte anflehen, sie jetzt zu impfen, doch das sei zu spät. Es könne jeden treffen, unabhängig vom Alter, gesundheitlicher Verfassung oder sozialem Status. Man habe es derzeit mit sehr vielen Infizierungen unter Jugendlichen zu tun und bei einigen würde die Krankheit einen sehr schlimmen, manchmal tödlichen Verlauf nehmen, sagte Săndesc. Er habe immer wieder Gespräche mit Impfgegnern, die ihm das Argument bringen würden, dass in Israel viele Neuinfizierungen trotz der hohen Impfquote registriert werden. Die Leute würden jedoch nicht verstehen, dass es sich dort kaum noch um schwere Fälle handelt. Man müsse sie aufklären und ihnen die Wahrheit sagen.

Am Wochenende hatte auch der Infektionsarzt Virgil Musta noch einmal die Bürger aufgefordert, sich schnellstens impfen zu lassen. Leider hätten die Menschen in Rumänien die Vorteile der Massenimpfung nicht begriffen, im Gegensatz zu den Westeuropäern, die inzwischen durchgeimpft seien.

Am Montag zählte die Gesundheitsbehörde im Kreis Temesch 661 neue Coronainfektionen, 135 bei Minderjährigen. 12 Personen verstarben. In Temeswar liegt die Infektionsrate mittlerweile bei 10,59; den höchsten Wert weist die Gemeinde Rumänsch-Sanktmichael/Sânmihaiu Român mit 15,12 auf. 20 Infektionsherde stehen derzeit unter Beobachtung, die meisten Fälle gibt es im Lyzeum von Gataja/Gătaia (19), im Temeswarer Emanoil-Ungureanu-Kolleg (18), im Lyzeum von Busiasch/Buziaș und in der Temeswarer Haftanstalt (jeweils 17).

Das Kreiskomitee für Katastrophenschutz hat am Montag neue Restriktionen für die Stadt Lugosch/Lugoj und für mehrere Gemeinden beschlossen, dort gelten nächtliche Ausgangssperren die gesamte Woche über, genauso wie in Temeswar und seinen Vororten. Auch gelang es der Temescher Präfektur am Montag, erstmals klare Informationen über die geltenden Restriktionen zu veröffentlichen, nachdem über das Wochenende die Unübersichtlichkeit der für jede einzelne Ortschaft geltenden Maßnahmen vor allem in den sozialen Netzwerken für Chaos gesorgt hatte.