Bürgermeister Fritz bereitet den Lockdown vor

Neuer Stadtvater trifft auch erste Personalentscheidungen

Zur späten Stunde noch im Rathaus: Bürgermeister Fritz beim Aktenstudium Foto: Facebook (Dominic Fritz)

Temeswar (ADZ) – In seiner ersten Pressekonferenz als vereidigter Bürgermeister hat Dominic Fritz am Dienstag Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Epidemie mitgeteilt und die Erarbeitung einer Temeswarer Strategie zur Eindämmung der Seuche angekündigt. Die Stadtverwaltung verfolge den Zweck, soviele Menschenleben wie möglich zu retten und den Bürgern ein halbwegs normales Weihnachtsfest zu ermöglichen. Deshalb ziehe der Bürgermeister einen Lockdown vor, der je früher umgesetzt werde, zu umso schnelleren und besseren Ergebnissen führen könne. Da sich die Infektionsrate in Temeswar dem Wert von 6 Fällen pro tausend Einwohner nähere, könnten die Stadt und ihr Umland unter Quarantäne gestellt werden, warnte Fritz. Die Regierung habe ein solches Szenario erlaubt, er glaube aber, dass eine solche Maßnahme nur gemeinsam mit den Verwaltungen der Vorortgemeinden und dem Kreisrat beschlossen werden könne. Geplant seien keine Alleingänge des Bürgermeisteramtes, sondern eine reibungslose Abstimmung mit den Bürgern, den Experten des Gesundheitswesens und der Wirtschaft.

Den Lockdown hätte man beschließen und umsetzen müssen, als die Krankenhäuser noch nicht an ihr Limit gestoßen waren, wie dies auch in anderen Ländern geschehen ist. In Temeswar habe man inzwischen alle vorhandenen Behandlungskapazitäten erschöpft und arbeite gegenwärtig an ihrer Erweiterung. Ein Lockdown, auch wenn mit weniger strengen Maßnahmen als im Frühjahr, sei unausweichlich, könne jedoch zu einer Entspannung der Lage und jedenfalls zu weniger Toten führen, sagte Fritz. Seine Verwaltung habe unter anderem ein Internetportal (covid19.primariatm.ro/) eingerichtet, um den Bürgern einen schnellen und sicheren Zugang zu Informationen über die Lage vor Ort zu ermöglichen, man habe gleichzeitig auch ein Spendenportal eingerichtet und befinde sich in Verhandlungen mit Lieferanten von Beatmungsgeräten. In der ersten Sitzung des neuen Stadtrates werde er den Ratsherren eine 50-prozentige Kürzung der Gebäudesteuer für alle Betriebe des Gaststättenwesens vorschlagen, die die Bedingungen der Dringlichkeitsverordnung Nr. 181/2020 erfüllen.

Ferner teilte Bürgermeister Fritz mit, dass die Fraktion der USR-PLUS-Allianz im Stadtrat Ruben Lațcău für das Amt des Vizebürgermeisters nominieren wird, man warte auf die Entscheidung der PNL, die noch keinen Beschluss gefasst hat. Lațcău habe die Teams der USR-PLUS-Allianz koordiniert, die das Wahlprogramm für Temeswar und den Kreis Temesch verfasst haben, und verfüge über eine zehnjährige Erfahrung in der Wirtschaft. In den Medien wird währenddessen davon ausgegangen, dass die Liberalen den Anwalt Cosmin Tabără, Sohn des Ex-Landwirtschaftsministers der Jahre 1992 bis 1996, Valeriu Tabără, als zweiten Temeswarer Vizebürgermeister haben wollen, doch die Verhandlungen zwischen den künftigen Koalitionspartnern wurden bisher nicht offiziell fortgesetzt. Fritz sagte, dass die Wahl seiner Stellvertreter durch den Stadtrat noch nicht erfolgen könne, weil sich jeweils ein Sozialdemokrat und ein Liberaler zurückgezogen haben und die nächsten auf den Listen noch nicht im Amt bestätigt wurden.

Fritz hat Anfang der Woche auch die erste Personalentscheidung getroffen und den interimistischen Leiter des lokalen Ordnungsamtes (der Lokalpolizei), Dorel Cojan, seines Amtes enthoben. Cojan, ein Vertrauter des gewesenen Bürgermeisters Nicolae Robu und ein pensionierter Polizist, leitete die Behörde seit 2014 als Interimschef, weil sich Robu immer wieder geweigert hatte, die Ausschreibung des Postens zu veranlassen. Cojan hatte die Lokalpolizei in eine Art persönlicher Einsatztruppe des Bürgermeisters umgewandelt, mehrere Streifen mussten Robu vor allem bei seinen Spaziergängen durch die Innenstadt bewachen. Fritz betraute am Dienstag den stellvertretenden Direktor Dumitru Dom²{neanu mit der Leitung der Behörde, den Posten werde die Stadtverwaltung demnächst ausschreiben.