Bürgermeister Fritz beschwert sich über Verhör bei der Polizei

Strafverfolgungsbehörden krümmen alten Interessengruppen kein Haar

Temeswar (ADZ) – Bürgermeister Dominic Fritz hat sich am Mittwoch sehr enttäuscht darüber gezeigt, dass die Strafverfolgungsbehörden angeblich nicht den wahren Missständen in der Stadt nachgehen und sich mit Affären beschäftigen, die keine sind. Fritz wurde von der Polizei im Zusammenhang mit einer Postenausschreibung bei der stadteigenen Gesellschaft „Piețe“ S.A. als Zeuge verhört, es ging um die Ernennung des USR-Mitglieds Cătălina Jahn zur stellvertretenden Direktorin des Unternehmens. Dass man den Fall untersuche, störe ihn nicht, die zuständigen Behörden sollen ihren Job machen und alle Verantwortlichen „bis auf die Unterhosen“ überprüfen, wenn es sein muss. Allerdings könne er nicht begreifen, warum nicht die tatsächlich korrupten Netzwerke um die „Piețe“ S.A. in Ruhe gelassen werden und ehrliche, verantwortungsbewusste und tatkräftige Menschen, die wirklich etwas bewegen wollen, von Polizei und Staatsanwaltschaft drangsaliert werden.

Jahn sei die erste Frau, die eine solche Ausschreibung bei der „Piețe“ S.A. gewinnen konnte, sie käme von außerhalb der dort etablierten korrupten Seilschaften, habe mit diesen nichts zu tun, sie sei eine Absolventin der Freien Universität Berlin und eine Fachfrau für die Verwaltung von landwirtschaftlichen Betrieben. Auch sei sie fließend in Rumänisch, Englisch und Deutsch. Früher habe es dort Direktoren gegeben, die nicht einmal der rumänischen Sprache mächtig waren, einer von denen habe sogar die Angestellten des Unternehmens beauftragt, seine eigene Wohnung in Bukarest zu renovieren und ein anderer sei einfach mit dem Dienstwagen abgehauen, sagte Fritz in Anspielung auf den von Ex-Bürgermeister Nicolae Robu eingesetzten Ionuț Nasleu und den von ihm selbst ernannten Nachfolger von Nasleu, Liviu Cocean. Wie die ADZ berichtete, soll Nasleu in der Tat seine Untergesetzten verpflichtet haben, seine Wohnung zu sanieren. Cocean, der wegen Misswirtschaft abgesetzt wurde, weigerte sich, das Dienstauto zurückzugeben und sagte, er wolle es behalten, bis ihm das Unternehmen ein angeblich ausstehendes Gehalt bezahlt.

Der Bürgermeister müsse mit Bedauern feststellen, dass gegen viele der frischen Leute in der Administration (Anm. d. Red.: der USR-Mitglieder, die in den vergangenen zwei Jahren in verschiedene Ämter ernannt wurden) Strafanzeigen erstattet wurden, um sie zu demoralisieren, das Vertrauen der Bürger in ihre Fähigkeiten zu mindern und sie letztendlich zu kompromittieren. Der Angriff verlaufe auf mehreren Ebenen, man greife diese jungen und aufrichtigen Leute auch in den sozialen Netzwerken und in den Medien an und halte ihnen oft auch das eigene Privatleben vor. 

Den alten Macht- und Interessenstrukturen würde jedoch kein Haar gekrümmt, die Polizei scheint sich an dieser korrupten und vulgären Landschaft gewöhnt zu haben und nehme sie kaum mehr wahr. Nur die Neuen müsse man rigoros überprüfen, sie seien von Anfang an verdächtig. Er und die Seinen werden jedoch den Kampf nicht aufgeben, man habe die Zustände satt. Überall gelte dieselbe Geschichte, bei der „Piețe“ S.A., genauso wie beim Fernwärmelieferanten „Colterm“ oder dem städtischen Gärtnereibetrieb „Horticultura“: Die entdeckten Missstände seien Jahrzehnte alt, man habe diese Unternehmen und dadurch die Stadt einfach nur beraubt. Jetzt miste man aus, man wechsle jene Leute aus, die sich nur mit privaten Geschäften beschäftigt haben, während die Müllberge gewachsen und gewachsen seien. Insofern wünsche sich der Bürgermeister, dass er auch in Zukunft vorgeladen werde, er habe den Strafverfolgungsbehörden sehr viel zu erzählen.