Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuch in Hermannstadt

Gespräche im Rathaus, Besuch beim DFDR, Brukenthal-Gymnasium und in Großau

Besuch beim DFDR: Bundespräsident Steinmeier, Staatspräsident Klaus Johannis sowie DFDR-Vorsitzender Paul-Jürgen Porr sprachen vor Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Minderheit in Rumänien.

Am Großen Ring mit der Hermannstädter Bürgermeisterin Astrid Fodor. Fotos: Aurelia Brecht

Hermannstadt – Unter strahlend blauem Himmel empfingen Staatspräsident Klaus Johannis und Bürgermeisterin Astrid Fodor am Donnerstagvormittag den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vor dem Rathaus am Großen Ring. Gleich darauf folgte im Beisein der gesamten Delegation mit Mitgliedern aus Politik, Wirtschaft und Kultur aus der Bundesrepublik Deutschland der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

Auf die Gespräche im Rathaus folgte ein Besuch beim Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien: Im Spiegelsaal des Forums sprachen Bundespräsident Steinmeier, Staatspräsident Johannis sowie Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des DFDR, vor Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Minderheit in Rumänien.

Einleitend ging Porr im Besonderen auf die Brückenfunktion der deutschen Minderheit in Rumänien ein: „Jeder deutsche Politiker, der nach Rumänien kommt, spricht von der Brückenfunktion unserer Minderheit. Für viele ist das bloß ein loses Schlagwort, aber wir versuchen, diese Funktion tatsächlich mit Leben zu füllen. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft, den Erhalt unserer Schulen in der Muttersprache – ein für uns vitales Problem, das aber auch der hier angesiedelten deutschen Wirtschaft letztendlich zugute kommt. Brücken bauen wir auch mit unserer Jugendarbeit, mit der Gründung von Klein- und Mittelunternehmen und erst recht durch Kultur – die glaubwürdigste Politik, wie Richard von Weizsäcker es nannte.“

Bundespräsident Steinmeier ging zu Beginn seiner Rede auf seine früheren Besuche in Hermannstadt ein: Der erste Besuch im Jahr 2007 habe in einer sehr besonderen Situation stattgefunden. Rumänien sei zum damaligen Zeitpunkt noch nicht lange Mitglied der europäischen Union gewesen, und er habe die Stadt außerdem im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres erlebt: „Das hat mich das erste Mal fasziniert und eingenommen für diese Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger.“ Bei seinem zweiten Besuch im Jahre 2015 erhielt Steinmeier die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Auch er betonte die Brückenfunktion der deutschen Minderheit sowie die der rumänischen Diaspora in Deutschland.

In Bezug auf die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine hob der Bundespräsident die Geschlossenheit innerhalb der Europäischen Union und der NATO sowie die Bedeutung der Freundschaft zwischen Deutschland und Rumänien hervor.

Präsident Johannis betonte in seiner Rede, dass der rumänische Staat den Beitrag der deutschen Minderheit zur sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Rumäniens sowie die Loyalität schätze, die die Minderheit im Laufe der Jahre demonstriert habe. Rumänien unterstütze insgesamt die Bemühungen zum Erhalt der kulturellen, sprachlichen und ethnischen Identität seiner vielen Minderheiten. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Rolle der deutschen Sprache: „Nach wie vor gehört Rumänien zu den europäischen Ländern, in denen die deutsche Sprache gelernt und geschätzt wird und das nicht nur innerhalb der deutschen Minderheit, sondern auch in der Gesellschaft allgemein.“ Ob als Muttersprache oder Fremdsprache werde der Unterricht in deutscher Sprache von staatlicher Seite unterstützt. Passend dazu standen die Themen rund um die Zukunft von Jugend und Schule im Mittelpunkt der Gespräche.

Er hob außerdem die Rolle Deutschlands im Wirtschaftsbereich hervor: Das Land sei derzeit der größte Handelspartner Rumäniens und sei auf Platz zwei, was die Investitionen im Land betreffe. Er hoffe, dass dies in naher Zukunft weiter intensiv ausgebaut werde – auch mit Unterstützung der deutschen Minderheit.

Vom Forum aus schlugen die Staatspräsidenten unter den Augen neugieriger Passanten ihren Weg über den Großen und Kleinen Ring, über die Lügenbrücke bis zum Huetplatz ein. Für den nächsten Termin begrüßten die Schulleiterin des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums, Monika Hay, und in siebenbürgisch-sächsische Tracht gekleidete Jugendliche den Bundespräsidenten vor der traditionsreichen Schule.

In den „Römischen Kaiser“, dem ältesten Hotel der Stadt, lud Bürgermeisterin Astrid Fodor die Delegation des Bundespräsidenten und Vertreterinnen und Vertreter der Stadt zum Empfang ein.

Zuletzt besuchten der Bundespräsident und seine Delegation die Kirchenburg Großau/Cristian, wo die Stiftung Kirchenburgen und die durch Peter Maffay gegründete Tabaluga-Kinderstiftung Einblicke in ihre Arbeit gaben. Am Nachmittag reiste der Bundespräsident weiter in die diesjährige Kulturhauptstadt Temeswar. Der Besuch in Hermannstadt war Teil eines dreitägigen Staatsbesuchs, der am 24. Mai in Bukarest begonnen hatte.