„Ein Weg wie hundert Leben“

Ausstellung von Renée Renard

Sathmar - An die Deportation der Sathmarer Schwaben erinnerte man am 28. Januar mit der Vernissage der Ausstellung „Ein Weg wie hundert Leben“ von Renée Renard im Kunstmuseum. Die Ausstellung beinhaltet Dokumente und Werke der Banater Künstlerin in Bezug auf die Deportation ihrer Großeltern in die Sowjetunion, die Zwangsumsiedlung ihrer Urgroßeltern in den Bărăgan und ihres Vaters zur Zwangsarbeit am Donau-Schwarzmeer Kanal. Die Ausstellung wurde vom Kreismuseum Sathmar/Satu Mare, dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Sathmar und dem Johann-Ettinger-Lyzeum zum Andenken an die Russlanddeportation der Sathmarer Schwaben veranstaltet. Vor 72 Jahren wurden rund 5000 deutschstämmige junge Menschen aus dem Kreis Sathmar zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Davon kehrten mehr als 900 nie mehr in ihre Heimat zurück. „Nicht nur die Verschleppten litten, sondern auch ihre Familien.Wir sollen uns an die Eltern und Großeltern erinnern, die unter unmenschlichen Verhältnissen gearbeitet hatten und trotzdem ihrem Glauben und ihrer Traditionen treu blieben“, sagte Josef Hölzli, der Vorsitzende des DFD Nordsiebenbürgen.
„Seit mehreren Jahren organisiert das Deutsche Forum in Sathmar in Zusammenarbeit mit dem Kreismuseum Gedenkveranstaltungen als Erinnerung an die Russlanddeportation der Sathmarer Schwaben, damit solche Ungerechtigkeiten nie mehr passieren können“, sagte Daniela Bălu, stellvertretende Direktorin des Kreismuseums Sathmar.

Auch der Großvater der Künstlerin Renée Renard war unter den Verschleppten, obwohl die Künstlerin davon lange Zeit nichts wusste. „Ein Weg wie hundert Leben“ ist die Geschichte meiner französisch-deutschen Familie aus Lothringen und dem Schwarz-wald des XVIII. Jahrhunderts. Der Entschluss, unsere Familiengeschichte zu erforschen, gab mir schließlich den Mut, die kleine alte Holzschachtel zu öffnen, in der meine Großmutter die wenigen übriggebliebenen Photos, Dokumente und Briefe aufbewahrte. Dabei überwältigte mich die späte Erkenntnis dessen, was wirklich „Trennung“, „Heimweh“, „Entwurzelung“ bedeutet....Auch erkannte ich ebenso tiefgründig, dass man „nach Hause“ zurückkehren kann, auch wenn da kein Haus mehr steht; dass die Kraft des Glaubens und das Überleben des Geistes einen retten, auch wenn die Geschichte einem dazu scheinbar keine Chance lässt“, sagte die Künstlerin. Bilder aus der Ausstellung wurden bisher bei internationalen Veranstaltungen in Frankreich, Portugal, Spanien, Litauen, Texas, Griechenland und China gezeigt. Das gesamte Projekt wurde in Temeswar, in Hatzfeld/Jimbolia, in Hermannstadt/Sibiu und in Arad ausgestellt. Eines der Werke wurde 2016 mit dem Preis des Rathauses aus Portet-sur-Garonne/Frankreich ausgezeichnet. In der Zeitspanne 25.-27. Januar besuchten Schüler des Johann-Ettinger-Lyzeums die Ausstellung und beschäftigten sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind Teile der Ausstellung geworden. Die Ausstellung kann man im Sathmarer Kunstmuseum bis zum 10. Februar besichtigen.