Eine Königin der Instrumente vor vielversprechendem Winter

Für die edle Orgel von Großau wurde sehr großzügig gespendet

Zehn Hände waren nötig, um die Hülle des Rückpositivs der Orgel von Großau ohne Kratzer zu manövrieren. Foto: Brita Falch Leutert

Hermannstadt – Orgelbauer und Auszubildende der Werkstatt COT Honigberg/Hărman (Kreis Kronstadt/Brașov) reisten Ende Oktober nach Großau/Cristian und bauten die prächtige Orgel jener evangelischen Kirche, die keine sieben Wochen zuvor als Standort für das Siebenbürger Sachsentreffen 2021 genutzt worden war, von ihrem Platz auf der Westempore aus, das Gehäuse vorerst noch ausgenommen. Weil der Herbst draußen wie drinnen längst Einzug gehalten hatte, trugen alle fachgerecht Hand anlegenden Mitarbeiter aus Honigberg Mütze. Das 1775 vor Ort von Johannes Hahn dem Älteren erbaute Instrument hat sich in die Winterpause verabschiedet, um sie regenerierend im Burzenland zu verbringen. Seine Rückkehr nach Großau ist für den ersten besten Augenblick bei annehmbaren Temperaturen im Halbjahr 2022 geplant.

Orgelbauwerkstatt-Geschäftsführer Magyar Árpád und sein Team sind gerne die vertragliche Verpflichtung eingegangen, sämtliche Einzelteile der Großauer Orgel gründlich zu reinigen und von allen durch Holzwurm verursachten Schäden zu befreien. Ihr Auftrag ist auch von kulturgeschichtlich besonderer Verantwortung, da sie als sechzehnte Handwerksmannschaft binnen 240 Jahren um Rat und Tat gebeten wurden. Zunft-Vorgänger wie Melchior Achx, Johann Wilhelm Maetz, Wilhelm Hörbiger, Karl Einschenk, Carl Leopold Wegenstein und Mesnyi János haben in Großau bis spät in das 20. Jahrhundert hinein jeweils versucht, Anforderungen der Zeit und Wünsche der evangelischen Kirchengemeinde A.B. miteinander in Einklang zu bringen. Der zweitgrößten Orgel von Johannes Hahn dem Älteren – größer ist nur sein Werk in der Margarethenkirche Mediasch – wurde so nach und nach Originelles hinzugefügt. 

Obwohl schon seit 40 Jahren nicht mehr am Leben, hat Franz Xaver Dressler einen entscheidenden Anteil am spannend zu erwartenden Aussehen und Klang der Großauer Hahn-Orgel ab Frühjahr 2022. Was genau nämlich der 1712 in Leutschau (Levoca, heute Slowakei) geborene Orgelbauer der evangelischen Kirchengemeinde A.B. fast restlos erfolgreich vorgeschlagen hatte, ist im Sammel-Nachlass des Hermannstädter Kantoren ab 1922 enthalten, der aus Aussig an der Elbe (Ústí nad Labem, heute Tschechien) stammte. Forschungen im Siebenbürgischen Museum Gundelsheim haben bestätigt, dass die Auftraggeber sowohl bei der Inbetriebnahme als auch der ein paar Jahre später gefeierten Erweiterung ihrer Orgel um ein Rückpositiv zögerten, auf Rat von Johannes Hahn dem Älteren ein Pedalwerk mit einbauen zu lassen. Auch dieses letzte und noch bis unlängst fehlende Stück im Puzzle der Orgel von Großau wird bald historisch entsprechend ergänzt.