Eine Veranstaltung mit weitreichendem Echo

Am Wochenende fanden in Reschitza die 31. Deutschen Literaturtage statt

Auf dem Samstag auf den Treppen des Austragungsorts der 31. Ausgabe der Deutschen Literaturtage von Reschitza (dem Deutschen Kulturzentrum Alexander Tietz) aufgenommenen Fotos (vom DFBB) sind u.a. die überraschenderweise hinzugestoßenen Söhne von Rolf Bossert zu sehen (Frank Bossert, der Ältere, 2.v.l., Klaus Bossert, 5.v.l.), desgleichen der Preisträger des Rolf-Bossert-Gedächtsnispreises für das Jahr 2020, Alexander Estis aus der Schweiz (1. Reihe, 4.v.l.) und die Preisträgerin 2021, Britta Lübbers (1.Reihe, 7.v.l.), sowie die Große Alte Dame der rumänischen Lyrik, Nora Iuga (1. Reihe, 9.v.l.), deren Laudatio auf den vorjährigen Preisträger in einer unserer kommenden Ausgaben veröffentlicht wird. Zu sehen ist auch der Organisator des Treffens, Erwin Josef Țigla (1.v.l.).

Reschitza - Die 31. Deutschen Literaturtage von Reschitza (DLR) sind Sonntag am späten Nachmittag mit einer Begegnungsreise zu den Kroaten des Banater Berglands zu Ende gegangen, wo die noch vor Ort verbliebenen Teilnehmer (viele reisten nach ihrem Parts ab) vom Parlamentsvertreter der in Rumänien als Minderheit lebenden Kroaten, Giureci-Slobodan Ghera, im großzügig gebauten neuen Verbandshaus der Kroaten/Kraschowänen Rumäniens in der Gemeinde Kraschowa/Carasova empfangen wurden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am vergangenen Donnerstagnachmittag mit einer Eröffnungsrede des Initiators und Hauptorganisators Erwin Josef Țigla seitens des „Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins `Deutsche Vortragsreihe Reschitza`“, auf den sofort ein großes Highlight folgte: Nora Iuga (91), die zum zwölften Mal an den DLR teilnahm, las neue und alte Gedichte auf deutsch, zum Teil direkt in Deutsch geschrieben, aber auch aus dem Band „Ausgewählte Gedichte“, den der veranstaltende Verein 2020 für sie drucken lassen hatte. Prof. Dr. Rudolf Gräf, der beim folgenden Programmpunkt das Wort ergriff, meinte, „nach so einem Höhepunkt“ könne man nur noch mit größter Zurückhaltung als nächster ans Mikrofon gehen.

Denn fortgesetzt wurde Donnerstag das Programm mit zwei Themata aus der Geschichte: die Vorstellung der „Geschichte Siebenbürgens“ von Ioan-Aurel Pop und Ioan Bolovan (Übersetzung: Werner Kremm und Sigrid Kuhn), erschienen im Pop-Verlag Ludwigsburg (wie nahezu alle Bücher, die bei dieser Ausgabe vorgestellt wurden) und des 8. Bands des Monumentalwerks von Dr. Volker Wollmann über das „Vorindustrielle und Industrieerbe in Rumänien“, für welches die Freimauererbewegung Rumäniens dem Autor den hochdotierten Henri-Coanda-Preis verliehen hat.

Ioan Bolovan, einer der beiden Autoren des Kompendiums zur „Geschichte Siebenbürgens“, meinte zum Buch, es stehe in der Tradition aller Siebenbürgengeschichten, die die Herkunft ihrer Autoren nicht verleugnen könnten (Bolovan stammt aus der Arader Weingegend), denn die „Typologie des Herangehens“ ans Sujet sei auch heute an die jeweilige Ethnie der Autoren („Menschen sind nunmal subjektive Wesen, die einen Zugang zu bloß subjektiven Wahrheiten haben“) gebunden – die Qualität des Produkts bestehe allerdings in allen Fällen in der Offenheit und Ehrlichkeit, mit der die „dornigen Fragen“ angegangen werden.

Autorenlesungen (auf mehrere der Bücher, aus denen vorgelesen wurde, wird in unserer Zeitung in den nächsten Wochen noch in verschiedener Form eingegangen) bestritten im Laufe des vergangenen Literaturwochenendes: Ales Tacer aus Slowenien, Joa-chim Wittstock, Edith Ottschofski aus Berlin, Beatrice Ungar (hatte eine reichhaltige Palette von Buch- und Projektvorstellungen vorbereitet, die innerhalb dieser Tage von ihr – wie immer engagiert, kompetent - vorgestellt wurden), Mariana Gorczyca, Viorel Marineasa, Franz Remmel, Henrike Bradiceanu-Persem, Annemarie Podlipny-Hehn, Arnold Schlachter, Anton Sterbling (mit zwei „Deportationsprojekten“ und zwei Erzählbänden), Hellmut Seiler, Horst Samson, Katharina Kilzer, Heinrich Heini Höchstmann, Dagmar Dusil, Ilse Hehn (krankheitsbedingt durch Vertretung), Traian Pop Traian und Sigrid Katharina Eismann.

Aus Sicht derjenigen, die die gesamte Veranstaltung miterlebt haben: eine der gelungensten, weil abwechslungsreichsten und niveauvollsten, aber auch als menschliche und interkulturelle Begegnung eine der ausgiebigsten Veranstaltungen.