EU-Retrospektivprogramm wird anvisiert

Reschitza will an EU-Restgelder herankommen, die noch nicht abgerufen wurden

Reschitza - Es sind noch keine zehn Jahre vergangen, seit die Pflasterung des Hauptplatzes von Reschitza (damals unter Bürgermeister Liviu Spătaru) komplett erneuert wurde. Die Schulden, die die Stadt damals machte, stottert sie noch immer ab. Zur Stunde kann man bei Regen kaum noch den Hauptplatz überqueren, ohne durch die wackelnden Granitplatten eingespritzt zu werden – sofern sie noch nicht zerkrümelt sind. Seit Übernahme seines Mandats hat Bürgermeister Ioan Popa die Absicht kundgetan, den Hauptplatz zu erneuern und mit einer solideren und haltbareren Fliesung zu versehen. Schätzungen der kommunalen Autoritäten zufolge würde das Vorhaben um die vier Millionen Euro kosten. Der Bürgermeister zeigte sich jüngst optimistisch, dass die Stadt das Geld dazu beschaffen könnte.

In einem Statement gegenüber seinen Ratsherrn verkündete Popa, dass Reschitza dafür eine europäische Finanzierung beantragen werde, da eine sogenannte „Retrospektivachse” geschaffen wurde, dergemäss bisher nicht abgerufene Gelder der laufenden Haushaltsperiode bis Jahresende aufgebraucht werden sollen – ansonsten sind sie Brüssel zu überlassen.

Popa: „Wenn der Herrgott uns beisteht, sind unsere Hoffnungen nicht unbegründet, dass wir das Stadtzentrum schnell in Ordnung bringen können – was mir eine große Freude bereiten würde. Das Stadtzentrum ist nämlich total kaputt und die einzige Lösung ist Neumachen. Ich habe in befreundeten Städten nachgefragt, was das kostet: Großwardein/Oradea hat 150 Euro/Quadratmeter berappt, Alba Iulia 250. Wir schätzen, dass wir mit 150 Euro/Quadratmeter hinkommen. Das wären vier Millionen Euro für eine Kompletterneuerung. Das Nationalprogramm für Lokalentwicklung PNDL vergibt dafür bestimmt kein Geld, hat man mir versichert. Einzige Hoffnung, bei unserem schlappen Stadtsäckel, bleibt die EU.“

Er habe jüngst in Bacău an einer Tagung mit der EU-Kommissarin für Regionalentwicklung, Corina Crețu, mit Premierministerin Viorica Dăncilă sowie mit der Ministerin für EU-Fonds, Rovana Plumb, zum Thema Abrufung von EU-Mitteln durch Rumänien teilgenommen. Darüber der Reschitzaer Bürgermeister zu seinen Ratsherrn: „Rumänien droht eine reelle Gefahr, 800 Millionen Euro an EU-Mitteln in diesem Jahr zu verlieren, weil sie nicht abgerufen werden können oder weil sie nicht zur Gänze ausgegeben werden. Es handelt sich meist um Mittel für urbane Mobilität. Auf Regierungsebene bringt man viel Mühe auf, je mehr von diesem Geld im Land zu nutzen, um es nicht zurückweisen zu müssen, wie die Vergaberegeln es vorsehen. Das wird, allen Anzeichen nach, nicht in vollem Umfang gelingen. Aber für die Hälfte besteht noch begründete Hoffnung, dass das Geld nutzbringend ausgegeben wird. Deshalb wurde die Achse der Retrospektivprojekte geschaffen. Projekte, die begonnen wurden und laufend umgesetzt werden in diversen Phasen, finanziert mit Eigen- oder Fremdmitteln, können auf EU-Projekte umgepolt werden, wobei dann aus diesem Finanzpool geschöpft werden kann.“

Da Reschitza eine ganze Reihe fertiger Projekte hat, für die auch schon die Machbarkeitsstudien ausgearbeitet sind bzw. die sich in mehr oder weniger fortgeschrittenem Umsetzungsstadium befinden – darunter versteht Bürgermeister Popa die Modernisierung des Hauptplatzes, aber auch die Erneuerung von sechs Straßen im Lunca-Pomostului-Viertel und den Fertigbau der Bersaupromenade bis zum Dampflokmuseum –, bestünden für die Stadt gute Chancen, an EU-Finanzierungen auf diesem „Umweg” ranzukommen.