Fahrverbotsumgehungen erkauft

Schwerlasterverkehr donnert mitten durch Reschitza

Reschitza - Vor Jahren hieß es selbstironisch in Reschitza, das sei das größte Dorf, in dem Straßenbahnen verkehren. Der Straßenbahnverkehr ist nun schon seit einigen Jahren eingestellt, dafür aber sind immer häufiger in den Parks grasende Pferde und Kühe zu sehen. Sogar im Stadtzentrum, vor dem Kreis- und Stadtratsgebäude oder im nahegelegenen Cărăţana-Park. Dass sie von der Kommunalpolizei abgeführt und nur gegen Strafzahlung wieder ihren Besitzern überreicht werden, ändert kaum etwas am dörflichen Gepräge der Stadt. Auch wegen dem Schwerlasterverkehr, der dauernd durchdonnert.

Reschitza hat ziemlich viele Straßenabschnitte, wo der Verkehr mit Fahrzeugen über 7-7,5 Tonnen Ladegewicht verboten ist. Trotzdem kann man tags- und nachtsüber Hunderte schwerbeladene Lkw über die Hauptstraßen donnern sehen/hören – mit der entsprechenden Umweltbelastung durch Staub, Lärm und Abgase. Und zunehmend kann man auf den Zufahrtsstraßen der Stadt auch Wettrennen – etwa zwischen den Schrottbombern der Zulieferunternehmen des Stahlwerks TMK – erleben, die am Rand der Lebensgefährdung aller Verkehrsteilnehmer liegen.

Getan hat der Stadtrat insofern etwas dagegen, als es Regelungen gibt, durch welche der Durchfahrtverkehr mit schwerbeladenen Fahrzeugen – neben Schrott werden vor allem mit Holzstämmen aus den Wäldern des Südbanats und mit Baumaterial, vor allem Stein beladene Fahrzeuge gesichtet – per Gebühr erlaubt wird. Allerdings ist es äußerst selten, dass man eine Kontrolle der Gebührenzahlungen erlebt. Und wenn, dann werden Holztransporte kontrolliert, weil – vor allem an den Wochenenden und im Herbst-Winter – sehr viele mit illegal geschlagenem Brennholz unterwegs zum „Biznis“ in die holzarme Banater Ebene sind. Sommersüber zermatschen die Schwertransporte den heißen und zähplastischen Asphalt und markieren Spurrillen wie auf vielbefahrenen Schnellstraßen. Vor allem die Straßenkreuzungen, wo Schwertransporte abbiegen, sind am Rand mit Asphaltbergen markiert – und Löchern. Aber das ist in den meisten Städten Rumäniens nicht anders.

Hingegen ist in Reschitza (theoretisch) die Möglichkeit gegeben, die Fahrverbote für Schwerlaster ganz legal zu umgehen. Illegal tun die meisten es ja wahrscheinlich sowieso. Das Rathaus hat den ganzen Sommer über in regelmäßigen Abständen Vertreter des Stahlwerks sowie der Forst- und Baubehörden zu Gesprächen eingeladen, an denen auch Entscheidungsträger der Kommunalpolizei, der städtischen Dienststellen für Öffentliche Ankäufe und Investitionen, für EU-Projekte und Internationale Beziehungen sowie für Stadtbewirtschaftung und Umweltschutz teilgenommen haben. Daraufhin kam der Vorschlag, alle Straßen hinsichtlich ihrer möglichen Höchstbelastung zu beschildern (ein Vorschlag ohne Kostenschätzung) sowie an den wichtigsten Durchfahrtstraßen Waagen aufzustellen, um sich nicht auf das von den Fahrern Deklarierte oder in die Begleitpapiere Geschriebene verlassen zu müssen. Nicht zuletzt kam die Frage von Umgehungsrouten auf – ein schwieriges Kapitel in einer im Talgrund eingebetteten Stadt. Letztendlich wurden Tarife bestimmt, die zu entrichten sind, um trotz Verbots mit Schwerlastern die Stadt durchqueren zu dürfen.

Dazu wurde der Stadtratsbeschluss HCL 406/2011 gefasst, aufgrund dessen eine Autorisierung für Schwerlaster ausgestellt wird. Sie kostet pro Tag 24 Lei, im Dringlichkeitsverfahren 120 Lei, zu der noch eine Durchfahrtsgebühr von 6 Lei/Tonne kommt (eine lächerliche Gebühr, wenn man weiß, dass unter Umständen eine Lkw-Ladung mit Baumstämmen über 100.000 Lei wert sein kann). Schwerlaster können auch dort verkehren, wo das Fahren von Fahrzeugen mit über 7 Tonnen Ladegewicht verboten ist: wenn sie eine Gebühr von 27,5 Lei/Fahrzeug/Monat entrichten. Baumstämme kann man durch Reschitza transportieren, wenn eine Jahresgebühr von 3000 Lei/Fahrzeug beglichen wird, von 600 Lei/Monat oder 250 Lei/Woche. Auch Pferdewagen dürfen durch Reschitza problemlos fahren, wenn sie sich mit einer Gebühr von 10 Lei registrieren lassen – was ohnehin alle tun müssen, die im öffentlichen Verkehr sind - und wenn sie eine Jahresgebühr von 12 Lei zahlen.