Gegen Kahlschlag wegen LEA

Mehr als 80 Hektar geschützte Wälder in 14 Arealen sollen für eine Stromleitung fallen

Reschitza – Alarmstufe rot unter Umweltschützern und Freunden naturbelassener Wälder: Laut offiziellen Angaben sollen für das Projekt „LEA“ (d.i. „Linie Electrică Aeriană” - zu deutsch in etwa: Stromleitung auf Hochmasten) rund 80 Hektar Wald – mehrheitlich in 14 durch die „Natura 2000“-Projekte unter Sonderschutz gestellten Arealen in den Nationalparks Domogled – Cerna-Tal, Nera-Quellen – Beușnița-Wasserfälle und Semenik – Karasch-Schluchten – im Kahlschlagmodus gefällt werden.

Über die Proteste von Agent Green, der von Ga-briel P˛un geführten sehr aktiven und immer auf der Wacht befindlichen Umweltschutzorganisation ist in der ADZ bereits berichtet worden. In großen Zügen auch über die von der Nationalen Kompanie für Energietransporte „Transelectrica“ und dem Nationalen Regiebetrieb für Forste „Romsilva SA” aggressiv betriebene Verteidigungspolitik des Projekts, das ungewöhnlich dick verpackt ist mit Genehmigungen.
Mit „LEA“ soll Strom vom Donauwasserkraftwerk „Eisernes Tor I“ in Richtung Arad und Westgrenze Rumäniens transportiert werden, quer durch das Banater Bergland und seine Urwaldgebiete, mit dem Hauptzweck der Konsolidierung der energetischen Sicherheit in diesem Teil des Landes und der Sicherung von Stromreserven für Ostungarn. An sich keine schlechte Absicht. Das Projekt ist ungewöhnlich solide mit Genehmigungen und überreich mit Stempeln abgesichert und auch mit ausdrücklichen Genehmigungen seitens des Parlaments (ADZ berichtete ausführlich) versehen. Trotzdem sind Umweltschützer und Freunde naturbelassener Forste (von denen es europaweit sowieso kaum noch welche gibt) der Meinung, dass die Öffentlichkeit mit diesem Projekt während seiner Ausarbeitung und in der Genehmigungsphase im Dunkeln gelassen und bei der Umsetzung vor fertige Tatsachen gestellt wurde. Denn dass die 14 unter Naturschutz stehenden Areale nicht umgangen hätten werden können, schon direkt in der Planungsphase, und dass jetzt, sozusagen in der Stunde Null der Durchführung, nichts mehr geändert werden könne an der Trassenführung, das will den Naturfreunden partout nicht einleuchten. Zu wertvoll sind die unwiederbringlich auf die Vernichtungsliste gesetzten Wälder, unwiederbringlich der Schaden am Naturerbe Europas, den die in den Fels gesprengten Wege und die Kahlschläge auf Dauer hinterlassen, mit denen die Trassenführung der Stromleitung eingerichtet wird. Dass die Trassenführung nicht nur durch die drei bereits erwähnten Nationalparks, sondern auch durch den Naturpark Eisernes Tor I und den Geopark Plateau Mehedin]i, nicht zuletzt auch durch acht Natura2000-Areale geführt werden musste, ist eine Herausforderung zum Widerspruch für jeden Naturfreund.

Man darf da ruhig von einem wissentlichen und willentlichen Umweltfrevel sprechen, der vom Parlament mit seiner Genehmigung abgesegnet wurde. Eine Gegend mit einem Mikroklima und einer Flora und Fauna, die einzigartig sind in Europa und in der Welt werden auf ewige Zeiten zerstört – letztendlich für schnödes Geld. Der Umweltmord ist bereits im Gange, denn die staatliche Forstverwaltung Romsilva und das Energieunternehmen Trans-electrica halten sich durch das solide Genehmigungsdickicht, das um sie herum gesponnen wurde, für unantastbar. Der Urwald von Iardaștița, ein Areal zwischen Herkulesbad und Mehadia, ist samt seinen hunderte Jahre alten Buchen, Bergahorn und Eichen bereits den Motorsägen der Leute von Romsilva zum Opfer gefallen, genau derjenigen, die dafür bezahlt werden, die Wälder zu hegen und zu pflegen.

Nun hat  Agent Green auf seine Webseite eine Petition zum Schutz dieser vorgeblich unter Schutz stehenden Areale gestellt, mit der Aufforderung, den Protest und die Aufforderung an die Regierung zu unterzeichnen. Die Regierung soll umgehend eine andere Trassenführung zu finden veranlassen und allem, was noch zu retten ist, auch wirklichen Schutz angedeihen zu lassen. Dies auch, um Rumänien das Vertragsverletzungsverfahren der EU zu ersparen – bzw. es zu beenden -, das sowieso bereits läuft wegen fehlendem Schutz oder ausbleibenden gouvernamentalem Willen für den Schutz von Rumäniens Urwäldern und Quasiurwäldern. Vorausschauend und in schmerzlich erfahrener Kenntnis der Vorgehensweisen von Romsilva und der Regierungen Rumäniens, egal welcher Couleur, hat Agent Green bereits die zuständigen Stellen in Brüssel von den Vorgängen im Banater Bergland verständigt – in vielen Fällen der einzig sich bewährende Weg, so etwas zu stoppen.