Gericht gibt Ex-DSTT-Intendant erneut Recht

Stadt Temeswar muss Postenausschreibung fortsetzen

Temeswar (ADZ) – Der ehemalige Intendant des Deutschen Staatstheaters Temeswar (DSTT), Lucian Vărșăndan, hat noch einen Prozess gegen die Temeswarer Stadtverwaltung gewonnen. Das erstinstanzliche Temescher Gericht verfügte am Donnerstag, dass das Bürgermeisteramt das im Jahr 2017 gestoppte Ausschreibungsverfahren für den Posten des DSTT-Intendanten fortsetzen und Vărșăndans Managemententwurf von der Prüfungskommission in der damaligen Zusammenstellung benoten lassen soll.

Wie die ADZ mehrmals berichtete, wurde Vărșăndan 2017 von dem Ausschreibungsverfahren ausgeschlossen, weil die Leitung der Personalabteilung im Temeswarer Bürgermeisteramt angeblich zur Schlussfolgerung gekommen war, dass er nicht über die vom Gesetz geforderten Studien verfügen würde. Vărșăndan hatte damals vor der Verwaltungskammer des Temescher Gerichts geklagt und Recht bekommen, das Urteil des Kreisgerichts wurde durch das Temeswarer Berufungsgericht aufrechterhalten. Die ehemalige Verwaltung unter Bürgermeister Nicolae Robu, der Vărșăndan mehrmals öffentlich angegriffen und über diesen gesagt hat, er wolle sich ohne Arbeit und durch die Einleitung von Gerichtsklagen bereichern, setzte die endgültigen Urteile der Gerichte nur widerstrebend und größtenteils falsch um, so dass im Frühjahr 2019 der Managemententwurf des ehemaligen Intendanten von einer Kommission, deren Zusammenstellung die Stadtverwaltung nicht öffentlich machen wollte, mit der Note 6,81 bewertet wurde, unterhalb der Mindestanforderung von 7,00. Vărșăndan klagte erneut, am Donnerstag verkündete das Temescher Gericht sein Urteil. Die Stadt Temeswar muss innerhalb von zwei Wochen das Verfahren fortsetzen und dem Prüfungsausschuss müssen jene zwei Theaterfachleute angehören, die auch 2017 dem Ausschuss angehört hatten. Für den Fall, dass die Stadtverwaltung das Urteil nicht in der gesetzten Frist umsetzt, verhängte das Gericht eine Verzugsstrafe von 500 Lei pro Tag, die aus dem Haushalt der Stadt bezahlt werden soll, und auch noch eine Geldstrafe für den Bürgermeister.

Darüber hinaus solle die Stadt Temeswar eine Wiedergutmachung von 8000 Euro an Lucian Vărșăndan bezahlen. Das Gericht erkannte, dass die Art, in der die Stadtverwaltung rechtskräftige Gerichtsurteile umgesetzt und eine Prüfungskommission gebildet hat, deren einziger Zweck die falsche Benotung von Vărșăndans Managemententwurf (und folglich die Ablehnung seiner Bewerbung) gewesen ist, Ausdruck des Rachefeldzugs war, den Robu gegen Vărșăndan begonnen hatte. Gegen das erstinstanzliche Urteil des Temescher Gerichts kann die Stadt Temeswar in Revision gehen.

Fazit ist, dass es Ex-Bürgermeister Nicolae Robu gelungen ist, in weniger als zwei Jahren eine im In- und Ausland anerkannte und geschätzte Traditionsinstitution des Temeswarer Kulturlebens und der Banater deutschen Gemeinschaft zugrunde zu richten, obwohl er mehrmals darauf aufmerksam gemacht wurde und es zahlreiche Proteste gegen seine Vorgehensweise gegeben hat. Interimistisch wurde das Theater seit dem Abgang von Vărșăndan und bis in diesem Sommer von einem Mechaniker geleitet. Gegenwärtig leitet die Schauspielerin Ioana Iacob das DSTT.