Getöteter Migrant: Fahndung nach sechs Verdächtigen

Politiker schieben Verantwortung ab / Streit zwischen Fritz, Nica und Nemeth

Temeswar (ADZ) – Nach dem Angriff auf zwei Flüchtlinge, der für eines der Opfer tödlich ausgegangen ist, wurden sechs Tatverdächtige identifiziert. Die Kriminalpolizei konnte die Aufzeichnung einer Überwachungskamera, die in der Nähe des Tatortes aufgestellt war, auswerten. Die sechs Personen nach denen gefahndet wird, alle afghanischer Herkunft, waren auf zwei andere Flüchtlinge losgegangen und hatten sie zusammengeschlagen. Ein 27-jähriges Opfer verstarb im Krankenhaus, das andere schwebt in Lebensgefahr. Die Ermittlungen werden fortgesetzt.

Währenddessen streitet die Lokalpolitik erbittert, vor allem der Kreisratsvorsitzende Alin Nica (PNL) kritisierte den Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz und den Temescher Präfekten Zoltan Nemeth (beide USR) scharf. Fritz hatte am Dienstag erneut erklärt, dass die Stadt Temeswar im Alleingang das Problem der hohen Zahl der Flüchtlinge, die sich hier aufhalten, nicht lösen kann, und sagte, dass er schon vor Monaten das Innenministerium in Bukarest um Unterstützung ersucht habe. Wie die ADZ berichtete, hatte Fritz zu Jahresanfang Gespräche mit Innenminister Lucian Bode geführt und auch Regierungschef Florin Cîțu sowie Vizepremierminister Dan Barna auf das gravierende Problem hingewiesen. Allerdings sei kaum etwas geschehen, die zuständigen Behörden würden sich laut Fritz mit der Situation abgefunden haben und eine Selbstzufriedenheit an den Tag legen, die nicht hinnehmbar sei. Auch sagte Fritz, dass die Stadtverwaltung Unterkünfte zur Verfügung gestellt habe und auch für die Quarantäne der Flüchtlinge aufkomme, die Ordnungsbehörden jedoch zusehen müssten, dass sich Schlägereien unter den Migranten nicht mehr wiederholen. Auch sollte der Kreisrat nicht tatenlos zusehen und Unterstützung leisten.

Daraufhin erklärte der Kreisratsvorsitzende Nica, dass seine Behörde schon seit Wochen eine Unterkunft vorbereitet hätte und dass diese genutzt werden könne. Im Rathaus müsste man eigentlich davon Kenntnis haben, ihn verwundere sehr, dass der Bürgermeister glaube, der Kreisrat habe nichts getan. Auch berief Nica das Kreiskomitee für Katastrophenschutz ein, um über weitere Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsproblem zu beraten. Der Präfekt sagte, man müsse das auf Kreisebene funktionierende Gremium für öffentliche Ordnung ATOP einberufen, dem Nica vorsteht, weil das Kreiskomitee für Katastrophenschutz nicht zuständig sei und im besten Falle über das Problem beraten könne. Alin Nica antwortete, dass der Präfekt das Gesetz nicht kenne oder nicht kennen wolle. Er hätte wissen müssen, dass dieses Gremium zwar neubesetzt wurde, jedoch seine Arbeit noch nicht aufnehmen kann, weil der Präfekt selbst die entsprechenden verwaltungstechnischen Verfahren nicht abgeschlossen habe. Im Kreiskomitee für Katastrophenschutz sei man zur Einsicht gelangt, dass das Problem mit einer entsprechenden Gesetzesnovelle in den Griff bekommen werden könne, sodass der Kreisratsvorsitzende nun die Temescher Senatoren und Abgeordnete auf das Thema ansprechen werde.

Letztendlich soll in Bukarest erneut Druck ausgeübt werden, das Innenministerium solle härter zugreifen. Zu diesem Zweck soll der liberale Temeswarer Vizebürgermeister Cosmin Tabără in die Hauptstadt fahren und bei der Leitung des Innenministeriums vorsprechen, dies habe Bürgermeister Fritz mit seinem Stellvertreter vereinbart.