„Gute Architektur erkennt man an der Ruine“

Dr. Hermann Fabini war Gast beim fünften Kirchenburgengespräch

Hermann Fabini (r.) im Gespräch mit Martin Bottesch (l.) im Anschluss an die Veranstaltung. Foto: Aurelia Brecht

Hermannstadt – „Gute Architektur erkennt man an der Ruine,“ erklärte Dr. Hermann Fabini am vergangenen Montag dem Publikum im vollbesetzten Festsaal des Hermannstädter Bischofspalais. Es war das einzige Mal an diesem Abend, dass ein leichtes Schmunzeln durch die Reihen ging. Über eine Stunde lang folgten die Zuhörer gespannt den Ausführungen des Architekten, der sich wie kaum ein anderer um die sächsischen Kirchen und Kirchenburgen verdient gemacht hat.
„Ihre Bücher liegen bei uns ständig aufgeschlagen auf dem Tisch, vollgeschrieben und versehen mit Aufklebern, Lesezeichen und Markierungen, denn sie bilden für uns eine ganz wichtige Arbeitsgrundlage.“ Mit dieser Aussage eröffnete Philipp Harfmann, Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, das fünfte Kirchenburgengespräch und bezog sich damit insbesondere auf den „Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen“, der in zwei Bänden mit zusammen etwa 1300 Seiten alle siebenbürgischen Kirchenburgen und Dorfkirchen beschreibt.

„Es gibt Kirchenburgen, die werden verschwinden“, stellte Fabini im Gespräch mit Stefan Bichler heraus. Doch müsse man „eine Strategie entwickeln, die nicht vom Untergangsszenario geprägt ist.“ Hermann Fabini ist Optimist und Pragmatiker. Er sagt, zum einen sei das Geld gar nicht das Problem in der Denkmalpflege und zum anderen ist es legitim, auch eingestürzte Bauwerke wieder aufzubauen, wie in Holzmengen geschehen. „Das verlangt das Ortschaftsbild.“ Er plädierte dafür, die im Februar 2016 in Rothbach/Rotbav und Radeln/Roadeş eingestürzten Türme neu zu errichten. „Wenn man den Turm in Rothbach wieder aufbauen würde, dann ist das ein Zeichen.“ Er prägte die Landschaft und war ein Orientierungspunkt, den man aus kilometerweiter Entfernung sah, stellte Fabini diesbezüglich fest.
„Es gibt in der Denkmalpflege eine große Diskussion über Rekonstruktion. In Polen wurde darüber diskutiert, ob man das Warschauer Schloss wieder aufbauen soll, das im 2. Weltkrieg total zerstört wurde. Man hat es wieder aufgebaut. In Deutschland gab es die Diskussion um die Frauenkirche (…) Schwieriger wird es mit dem Wiederaufbau vom Schloss in Berlin (…) Grundsätzlich sagt man, wenn die originale Bausubstanz von einem Bauwerk nicht mehr vorhanden ist, dann ist Schluss und man sollte nichts mehr daran machen, aber es gibt eben auch gerechtfertigte Ausnahmen. (…) Und in diesem Kontext würde ich auch Rothbach sehen“, erklärte Hermann Fabini den Zuhörern.

Abseits der Diskussion um die Rekonstruktion eingestürzter Türme stellte Hermann Fabini allerdings auch fest, dass sich schon mit kleinen Beträgen viel erreichen lässt, was die Instandhaltung betrifft. Denn Denkmalpflege hänge insbeson-dere auch von den Menschen ab und ihrer Identifikation mit den Bauwerken. Eine Delegation an Institutionen reiche nicht aus, so Fabini. „In Felldorf/Filitenic gab es eine Initiative von einzelnen Personen, die sich dort massiv eingesetzt haben und dann kommt wieder Leben in die ganze Geschichte.“ Viel Geld könne hingegen sogar Schaden anrichten, was die Repser Burg zeigt, die aufgrund einer zu weit gehenden Intervention nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck repräsentiert.

Ohne es explizit auszusprechen, hat Hermann Fabini alle diejenigen, die sich mit dem Kulturerbe identifizieren wollen, aufgefordert, sei es auch nur in geringem Maße, sich einzubringen. „Es gibt keine Institution, die unsere Kulturdenkmäler erhalten kann. (…) Es ist unsere Geschichte und wenn wir uns mit ihr identifizieren, dann haben wir auch die Pflicht, uns um die Denkmäler zu kümmern.“