Jazzwettbewerb im Hermannstädter Thaliasaal

Internationaler und rumänischer Nachwuchs auf Jamsession

Marta Popovici hätte den während der „Sibiu Jazz Competition 2018“ nicht vergebenen Preis für die beste Singstimme verdient. Links im Bild Alexandru Marin am Kontrabass

Hermannstadt - Acht junge Jazz-Formationen aus Kolumbien, Südkorea, Polen, Italien, den Niederlanden und Rumänien gaben am vergangenen Samstag, dem 3. November, und am Sonntag, dem 4. November, um jeweils 19 Uhr auf der Bühne des Thaliasaals in Hermannstadt/Sibiu während der zweitägigen Finalrunde der „Sibiu Jazz Competition“ ihr Können zum Besten. Beide öffentlichen Wertungsspiele wurden von den Mitgliedern der Jury Pavel Pușcaș (Klausenburg/Cluj-Napoca), Anca Romeci (Bukarest), Radu Boțian (Hermannstadt), Florian Lungu (Bukarest) und Constantin Iridon (Hermannstadt) bewertet. Am ersten Abend traten die Formationen „Blewitt“ (Italien), „Ineffable“ (Ungarn, Rumänien), „Doi de Jazz“ (Kolumbien, Rumänien), „SPA Jazz Band“ (Rumänien) und „Vittorio Esposito Trio featuring Gabriel Marciano“ (Italien) auf. Den zweiten und abschließenden Abend bildeten die Auftritte der Formationen „Sol Jang International Project“ (Niederlande, Südkorea), „On the Fly“ (Rumänien) und des „Marcin Pater Trio“ (Polen).
Die Aufgabe der Moderation beider Auftrittsrunden im Thaliasaal bestritt in Gegenwart eines zahlreichen Publikums Ștefan Naftanailă, Musikredakteur des Kulturkanals der Rumänischen Hörfunkanstalt, die heuer ihr 90jähriges Bestehen feiert. Nebst den für die musikalische Stilrichtung des Jazz unverzichtbaren Instrumenten Kontrabass, Schlagzeug und Klavier waren anlässlich der „Sibiu Jazz Competition 2018“ auch E-Gitarre, Querflöte, Saxophon, Vibraphon und selbstverständlich auch menschliche Singstimmen zu hören. Etliche der jungen Musikerinnen und Musiker spielten abwechselnd zwei verschiedene Instrumente. Mit ein und derselben Geschicklichkeit griff Alexandru Marin (Bukarest) sowohl zum Kontrabass als auch zur E-Gitarre. Regián Réka Kata (Ungarn) erwies sich als begabte Sängerin und Flötistin zugleich.
Nach Beendigung sämtlicher Wertungsspiele durch den Auftritt des Quintetts „On the Fly“ am Sonntagabend zog sich die Jury zur Beratung zurück. Augenblicke später gab Moderator Ștefan Naftanailă den von der Jury kurzfristig gefällten Entscheid, statt dem ursprünglich angedachten Preis für die beste Singstimme einen üblichen Sonderpreis zu vergeben, bekannt. Somit wurde die italienische Formation „Vittorio Esposito Trio Featuring Gabriel Marciano“ mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Den Preis für die beste instrumentale Einzelleistung erhielt der Pianist Stefano Proietti des ebenfalls aus Italien nach Hermannstadt angereisten Ensembles „Blewitt“. Als Belohnung für die von ihm selbst erstellte Jazz-Nummer „Take Down“ wurde der auf dem Vibraphon virtuos interpretierende Schlagzeuger Marcin Pater mit dem Preis für die beste Eigenkomposition ausgezeichnet. Im Ensemble mit seinen Mitstreitern Mateusz Szewczyk (Kontrabass) und Tomasz Machanski (Schlagzeug) des „Marcin Pater Trio“ erkämpfte sich der im polnischen Katowice lebende Jazz-Schlagzeuger den mit 1500 Euro dotierten Großen Preis der „Sibiu Jazz Competition 2018“. Als direkte Folge hiervon wurde das „Marcin Pater Trio“ offiziell eingeladen, während des nächstjährigen „Sibiu Jazz Festival“, das im Mai 2019 stattfinden wird, in Hermannstadt aufzutreten.
Vergangenes Jahr hatte sich die „Sibiu Jazz Competition“ zum ersten Mal als ein dem „Sibiu Jazz Festival“ nicht primär untergeordnetes Ereignis behauptet. Im Nachgang der diesjährigen Wettbewerbsauflage sei jedoch der auf Lokalebene noch nicht voll ausgeschöpfte logistische Spielraum zur Durchführung eines Jazz-Wettbewerbs von internationaler Bedeutung angemerkt, da die klassizistische Innenarchitektur des Hermannstädter Thaliasaals einschlägigen Veranstaltungen keinen geeigneten Rahmen bieten kann.