Jüdische Persönlichkeiten beklagen undemokratische Repräsentation

Offener Beschwerdebrief an den scheidenden Föderations-Vorsitzenden Aurel Vainer

Hermannstadt – Achtzehn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die Wert auf ihre jüdische Identität und Zugehörigkeit zur Föderation der Jüdischen Gemeinschaften Rumäniens (FCER) legen, haben Aurel Vainer, dem amtierenden Vorsitzenden ihrer Föderation, Freitag, am 13. November, einen öffentlichen Brief geschrieben, worin sie eindringlich darum bitten, die Aufstellung von Silviu Vexler zum Kandidaten für die interne Wahl um das Amt des künftigen FCER-Vorsitzenden rückgängig zu machen. Die Unterzeichnenden betreffenden Briefes haben nichts dagegen einzuwenden, dass Silviu Vexler sich um ein weiteres Mandat als FCER-Abgeordneter in der Minderheiten-Fraktion des Rumänischen Parlaments bewirbt, hegen aber Zweifel an der Transparenz des internen Ernennungsverfahrens, das im Vorfeld des parlamentarischen Wahlkampfes abgehalten worden war. Zu den Unterzeichnenden zählen auch Tiberiu Roth, Vorsitzender des Zionistischen Vereins Rumäniens, und Marco M. Katz, stellvertretender Vorsitzender desselben Vereins, die Anstoß an der Information nehmen, dass die für Mittwoch, den 25. November, und Donnerstag, den 26. November, geplante Wahl um den FCER-Vorsitz entgegen aller pandemischen Hochgefahr unter Maßgabe physischer Präsenz an der Wahlurne statt mit Möglichkeit zur Online-Stimmabgabe stattfinden soll.

Das öffentliche Schreiben an den amtierenden Vorsitzenden der FCER missbilligt das Vorhaben, Silviu Vexler in Kürze simultan mit der Mitgliedschaft in der Fraktion der nationalen Minderheiten im Parlament Rumäniens und dem internen Föderations-Vorsitz zu betrauen, und erinnert nicht explizit, aber doch indirekt daran, dass Silviu Vexler Anfang Juli 2018 offen für eine Änderung des Strafgesetzbuches gestimmt hatte, die zum damaligen Zeitpunkt mehrheitlich durchgewunken wurde, zur Aufweichung des Korruptionsbegriffes beitrug und aus einer verwerflichen Initiative der an der Regierung stehenden Sozialdemokratischen Partei (PSD) hervorgegangen war (siehe auch „Die Komfortzone des eigenen Denkens verlassen. Mehr säkulare Binnenkritik kann das christliche Rumänien stärken“ in der ADZ vom 3. Juli 2020): „Wir, die Unterzeichnenden dieses Briefes, befinden, dass eine Person, und sei sie noch so vorbereitet und kompetent, nicht sowohl politische als auch gemeinschaftliche Funktionen auf sich vereinen kann (…) Die Besetzung der Funktion des FCER-Vorsitzes durch jemanden, der in der rumänischen Gesellschaft als eine Person wahrgenommen wird, die einem bestimmten politischen Flügel nahesteht, birgt in ihrer Natur die Gefahr der Verleumdung der FCER und aller rumänischen Staatsbürger jüdischer Identität, einschließlich derjenigen, die nicht Mitglieder der FCER sind (…) Die Rolle des Vorsitzenden der FCER und aller anderen Mitglieder des Föderations-Vorstandes muss eben genau darin bestehen, das Gleichgewicht in der Aktivität der FCER zu finden und die Aktivität desjenigen Abgeordneten, der diese Institution im Parlament Rumäniens vertritt, zu überwachen.“ Auf der Liste der Unterzeichnenden des Briefes stehen die Namen Intellektueller wie Prof. Dr. Corneliu Sabety (Craiova), Mitglied der Rumänischen Akademie, Dr. Liviu Rotman (Bukarest), Professor an der Nationalen Schule für Politische und Verwaltungs-Studien, Dr. Maria Roth, Professorin an der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca (UBB), Dr. Andrei Schwartz, Mitglied des FCER-Vorstandes, Dr. Michael Shafir, Professor an der UBB, Dr. Victor Neumann, Direktor des Kunstmuseums Temeswar, Literaturwissenschaftlerin Júlia Szilágyi, Psychologin Ligia Weiss, Architekt Lou Gelehrter, Dr. Daniel Löwy, Mitglied des FCER-Vorstandes, und Rechtsanwalt Dr. Victor Marcusohn (Bukarest).