Kaiserbad: noch eine Wand weggebrochen

Es gibt Spenden für die Renovierung, aber der Verfall geht schneller vor sich

Herkulesbad – Die junge Architektin Oana Chirilă, die sich seitens der Architektenvereinigung „Herculane Project“ um die Öffentlichkeitsarbeit und das Spendensammeln für die Renovierung des Kaiserbads/Băile Neptun in Herkulesbad kümmert, war geschockt: als sie Ende Dezember, kurz vor Weihnachten, die Dauerbaustelle zur Renovierung des einstigen Vorzeigebads der Donaumonarchie besuchte, war eine Wand nicht mehr da.

„Schon von draußen, aus der `rosa Halle`, habe ich gesehen, dass eine (Hinter)Wand nicht mehr stand. Mir stand das Herz still! Ich verfiel für Augenblicke in Panik! Ich schimpfte mit dem Team, dass wir uns zu schwerfällig, viel zu langsam bewegen mit der Aktualisierung der technischen Pläne zur Grundrenovierung! Dann aber stürzte ich mich noch verbissener in die Arbeit – die Planung der zweiten Etappe zur Sicherung der Immobilie des alten Kurbads. Die Mauer war zusammengebrochen gerade dort, wo die nächste Etappe der Konservierungs- und Sicherungsarbeiten starten sollte, die drei Sektoren umfasst. Leider geht der Ruin des allzu lang vernachlässigten Gebäudes mit der Zeit immer rascher vonstatten, auf alle Fälle viel schneller, als wir Spendengelder für die Renovierung zusammenkriegen oder unsere Planungen fertigstellen können. Das erschwert unsere Arbeit sehr. Auch deshalb ist jede Unterstützung für diese Arbeiten essentiell und entscheidend für die Rettung des langgezogenen Gebäudes am rechten Cerna-Ufer.“

Oana Chirilă konnte vor den Medien nicht ausschließen, dass auch die der zusammengebrochenen nächstgelegene Wand dasselbe Schicksal erleiden wird: die Feuchtigkeit ist auch dort sehr massiv eingedrungen, vor Regen- und Schneewasser ist sie genauso wenig geschützt und auch vor dem Steinschlag nicht, der im Winter immer öfter von den Kalksteinhängen niedergeht.
Haupthindernis für die Geldbeschaffung auf offizielleren Wegen ist die rechtliche Lage der Immobilie. Besitzer der Immobilie ist seit geraumer Zeit wieder das Rathaus Herkulesbad (nachdem die wilden Privatisierungen zwischen 2000 und 2004 unter Tourismusminister Dan Matei Agathon (PSD) ein totales Besitzerchaos – nicht ohne Profiteure! - geschaffen haben; nicht grundlos gilt Agathon als „Totengräber des Kurorts Herkulesbad“). Das Grundstück allerdings, auf dem das ehemalige Kaiserbad steht, gehört weiterhin drei Besitzern. Es gibt natürlich die gesetzliche Möglichkeit der Enteignung in öffentlichem Interesse (worauf man finanzielle EU-Unterstützung beantragen könnte), doch wird eine Anwendung dieses Gesetzes hierzulande meist von lang hingezogenen Prozessen begleitet, was letztendlich Zeitverlust bedeutet in einer Sache, die dringendes Handeln braucht.

Der vorwiegend aus Absolventen der Temeswarer Architekturfakultät zusammengesetzte Verein „Herculane Project“ versucht nun einen alternativen Weg: die Setzung des Kaiserbads auf die Liste der zwölf meistgefährdeten Kulturerbe-Bauten Europas, wobei es für sieben von denen jedes Jahr nicht rückzahlpflichtige Unterstützungen von 10.000 Euro für Restaurierungsarbeiten gibt. Aber auch jeder Freund von Herkulesbad kann weiterhin das Vorhaben der jungen Architekten mit Spenden unterstützen, indem man eine SMS an die Nummer 8845 mit dem Kennwort HERCULANE abschickt, wodurch man mit zwei Euro dem Vorhaben seine Unterstützung zukommen lässt.