Karasch-Severin: Halb gelb, halb rot

Folgen der provisorischen Ergebnisse der Kommunalwahlen im Banater Bergland

Reschitza - Die Gemeindeleitungen im Banater Bergland sind in diesem Jahr fast zu gleichen Teilen zwischen den beiden Großparteien PSD und PNL aufgeteilt worden, zeigt die parallele Stimmenauszählung der Parteien. Die PSD stellt in 30 Gemeinden des Banater Berglands den Bürgermeister, die PNL in 28. In den restlichen Gemeinden stellen die Pro România fünf Bürgermeister, die PMP vier und USR-PLUS einen einzigen. Die Welt der Bürgermeister des Banater Berglands ist dominiert von Männern: nur sechs Frauen haben das Rennen geschafft, unter ihnen aber zwei PSD-Vertreterinnen – Mira Radovancovici in Pojejena an der Donau und Maria Damian in der wahrscheinlich reichsten Gemeinde des Berglands, Teregova – die gewissermaßen stellvertretend für ihre Ehemänner Bürgermeisterinnen wurden.

Mira Radovancovici wurde in der Serbengemeinde Pojejena gewählt, nachdem ihr Ehemann, Omer Radovancovici (Beiname: „Der Prinz der Klissura“) wegen diversen Gesetzesübertretungen (u. a. Fischfang mit illegalen Geräten in der Donau und Schmuggel) vom Bürgermeisterstuhl ins Gefängnis musste. Der Amtsantritt Maria Damians ist das Ergebnis eines Wahl-„Experiments“ der PSD Karasch-Severin von 2016, als mehrere amtierende Bürgermeister versucht hatten, statt ihrer ihre Frauen wählen zu lassen, während sie selber sich anderwärts bewarben. In diesem Fall wurde Maria Damian Bürgermeisterin in Teregova während ihr Ehemann Marius in Karansebesch als Bürgermeister scheiterte, heute aber einen hohen Posten im Kreisrat Karasch-Severin besetzt (seit den jüngsten Kommunalwahlen wohl nicht mehr lange...). 

Aufgrund derselben Parallelzählung der Parteien ließ sich Montag der Temeswarer Unternehmer Romeo Dunca (PNL) als neuer Kreisratschef feiern. Er kam auf 43,75 Prozent der Stimmen, während sein ernstester Gegenkandidat, der noch amtierende Kreisratschef Silviu Hurduzeu (PSD), auf 35,31 Prozent der Stimmen kam und damit rund 10.000 Stimmen weniger erhielt. Die anderen fünf Kandidaten kamen auf weniger als zehn Prozent. Fünf unter ihnen schafften nicht einmal die 5-Prozent-Hürde.

Elegant und ruhig wie in allen seinen Auftritten gratulierte der scheidende Kreisratspräses Silviu Hurduzeu dem Sieger: „Ein anstrengender Wahlkampf ist damit beendet. Ich danke allen Bürgern, die die Chance des Wählens wahrgenommen haben und natürlich den sehr vielen, die mir als Kandidat gern eine weitere Chance als Kreisratspräses bieten wollten. Der Sieger steht aber bereits fest: Ich gratuliere Romeo Dunca, meinem Gegenkandidaten! Ich wünsche ihm Glück und Erfolg bei der Leitung des Kreisrats.“ Von 119.516 im Banater Bergland abgegebenen Stimmen entfielen 51.200 auf Romeo Dunca und 41.374 auf Silviu Hurduzeu. Auch im Kreisrat hält jetzt die PNL eine bequeme Mehrheit.

In Reschitza haben drei von vier Wahlbürgern für den amtierenden Bürgermeister Ioan Popa (PNL) gestimmt: 74,93 Prozent. Sein vehementester Kritiker und Gegenkandidat, Senator Ioan Narcis Chis²li]² (PSD), kam auf 12,53 Prozent der Stimmen, die anderen sechs Gegenkandidaten erreichten Prozentsätze zwischen 3,29 und 1,31 Prozent. Der Reschitzaer Stadtrat sichert Popa nach diesen Kommunalwahlen eine komfortable Mehrheit seitens seiner PNL-Fraktion, für welche er (als Vorsitzender der PNL-Stadtorganisation Reschitza) ausschließlich Hochschulabsolventen nominiert hatte.

Die anderen Städte gehen (fast) zu gleichen Teilen an die PNL (Reschitza, Bokschan, Anina, Herkulesbad) und PSD (Neumoldowa, Orawitza, Ferdinandsberg, Karansebesch). Zwei der vier Städte, die jetzt „rote“ Bürgermeister haben, sind dies, weil der PNL-Kreisvorsitzende und Innenminister Ion Marcel Vela aus persönlicher Abneigung (oder als Vendetta?) fatale Fehlgriffe gemacht hat: er ließ Felix Borcean (Karansebesch) und Adrian Torma (Neumoldowa) 2019 aus der PNL feuern. Die PSD nahm sie unter ihre Fittiche und machte sie gegen den Vela-Willen zu Bürgermeistern.