Keine Heizung in Schulen und Wohnungen – Wärmezufuhr springt nur langsam an

Bürgermeister Fritz: Rekordhoch bei Erdgaspreis nur mit Hilfe aus Bukarest zu bewältigen

Temeswar (ADZ) – Da der marode Temeswarer Fernwärmelieferant Colterm mit der Aufnahme der Wärmezufuhr zögert, obwohl der eher kalte Oktoberanfang dies erforderlich gemacht hätte, sahen sich Bürgermeister Dominic Fritz und sein Stellvertreter Ruben Lațcău am Mittwoch genötigt, noch einmal auf die akuten Probleme des Unternehmens hinzuweisen und zu erklären, dass man auf die Unterstützung der Regierung angewiesen sei. Man habe mit der Wärmezufuhr begonnen, es dauere ein paar Tage bis das insgesamt stark reparaturbedürftige System anspringe und es in Wohnungen, Behörden oder Schulen wärmer werde, sagte Fritz. Gegenwärtig würde der Erdgaspreis bei 833 Lei pro Megawattstunde liegen. Vor einer Woche lag er noch bei 550 Lei, seit Jahresanfang habe sich der Preis mehr als vervierfacht. Eine solche Preisexplosion habe es noch nie gegeben, Colterm könne ihr allein keinesfalls standhalten, so Fritz weiter. Die Kosten der Erdgasversorgung würden jetzt bei etwa zwei Millionen Lei pro Tag liegen, sie würden sich auf einer Million Euro innerhalb von zwei bis drei Tagen belaufen. Allerdings erwarte man für die Zeitspanne Dezember 2021 bis Februar 2022 Kosten von 3,5 Millionen Lei pro Tag und von 100 Millionen Lei pro Monat.

Der Erdgaslieferant E.ON würde nur noch bei Vorauszahlung liefern, Colterm sei gezwungen, sehr kurzfristige Verträge abzuschließen, weil sich E.ON wegen der angehäuften Schulden des Temeswarer Unternehmens weigere, mittel- oder langfristige Verträge abzuschließen. Seit Jahresanfang sei es der Stadt allerdings gelungen, 132 Millionen Lei an Colterm zu bezahlen und damit den historischen Schuldenstand abzubauen. Die Colterm-Rechnung sei höher als die Gesamtausgaben der Stadt für Reinigung, Straßenreparaturen und die Instandhaltung der Grünanlagen. Die Stadt müsse aber täglich Geld an Colterm überweisen, sonst drehe der Gaslieferant den Hahn zu und Colterm müsse die Wärmezufuhr einstellen, sagte der Bürgermeister. Man wollte das Unternehmen in diesem Jahr wieder auf Vordermann bringen oder zumindest damit beginnen, umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an den seit Jahrzehnten nicht mehr reparierten Leitungen begannen bereits. Auch habe man Personalkürzungen vorgenommen und einen neuen Verwaltungsrat bestellt, eine namhafte Anwaltskanzlei mit der Verteidigung der Colterm-Interessen betraut und mit der Weltbank ein Abkommen über die Erstellung einer grünen und nachhaltigen Strategie für das Unternehmen abgeschlossen. Das Problem, das all diesen Plänen einen einstweiligen Strich durch die Rechnung macht, sei der Erdgaspreis. Die Stadt könne für diesen hohen Preis, der ein historisches Hoch erreicht habe, nicht aufkommen, das Unternehmen selbst schon gar nicht. Mit diesem Problem hätten auch andere Stadtverwaltungen zu kämpfen, Temeswar sei nicht allein. Auf lokaler Ebene habe man bereits alles gemacht, was möglich war und ist; die Quote der Subventionen habe das gesetzlich Erlaubte erreicht, die Umstrukturierung sei im Gange. Es bedürfe aber auch einer Unterstützung durch die Regierung. Der Bürgermeister wisse, dass die PSD im Parlament einen Antrag auf die Deckelung der Energiepreise eingereicht habe, seine eigene Partei, die USR PLUS, habe die Kürzung der Mehrwertsteuer von 19 auf 5 Prozent sowie andere Lösungsansätze vorgeschlagen. Es spiele keine Rolle, von wem die Ideen kommen, solange sie für Rumäniens Städte und deren Fernwärmenetze rettend seien. In der Weltwirtschaft braue sich der perfekte Sturm zusammen, Temeswar könne diesem nicht alleine standhalten.

Im selben Zusammenhang erklärte Vizebürgermeister Lațcău, dass jede Immobilie, die an das Colterm-Netz angeschlossen ist, auch erwärmt werde, niemand werde an Kälte leiden müssen. Andererseits habe es viele Probleme bei den Instandsetzungsarbeiten gegeben, einige Baustellen seien noch offen, weil man dort, wie üblich, auf Unvorhergesehenes gestoßen sei, auch arbeite man an einigen Schulen, so dass dort in der Tat die Heizkörper kalt geblieben sind. Bis Anfang nächster Woche werde man aber alles in den Griff bekommen, Entschuldigungen wolle er keine mehr liefern. Die Lokalverwaltung tue ihr Bestes, doch man werde es ohne die Unterstützung aus Bukarest nicht schaffen.

Währenddessen teilte das Kreisschulinspektorat mit, dass die Allgemeinschulen Nr. 16 und Nr. 19, das Ana-Aslan-Berufskolleg und das Grigore-Moisil-Informatiklyzeum die Aussetzung des Präsenzunterrichts wegen der Kälte in den Schulräumen beantragt haben. In den Klassenzimmern würde die Temperatur bei 15 Grad liegen, so dass der Antrag genehmigt wurde. Die etwa 5000 Eleven dieser Schulen werden nun online unterrichtet. Wegen der Covid-19-Epidemie müssen derzeit weitere 17.400 Schüler im Kreis Temesch von zu Hause lernen.

Auf die Erklärungen von Fritz und Lațcău reagierte die Opposition mit Häme. In Temeswar sei die Eiszeit angebrochen, der Bürgermeister würde nach dem Motto „zu wenig, zu spät“ handeln und nur pathetisches Gejammer liefern, sagte der Vorsitzende der PSD-Fraktion im Stadtrat, Radu Țoancă. Das Colterm-Problem werde nun von den „Sektierern“ der USR angegangen, die den Verwaltungsrat mit der PNL entlaufenen Politaktivisten besetzt hätten und in Ermangelung besserer Ideen das kalte Süppchen der Weltbank-Beratung aufwärmen würden, so Țoancă. Die USR weigere sich, Lösungen anzunehmen, die nicht aus ihrer eigenen „Sektiererblase“ stammen. Das Fritz-Team sei den Problemen der Stadt nicht gewachsen, die Amtszeit des Bürgermeisters werde schändlich enden, so Țoancă. Auch die Pro-România-Stadträtin Roxana Iliescu sagte, Fritz könne es über Facebook-Gejammer nicht hinausbringen, sein ewiges Lamento würde nur die rechtlich fragwürdigen Machenschaften seiner bei Colterm platzierten Leute vertuschen.