Kirchenburgen als „App“

Studie der Leitstelle Kirchenburgen ermöglicht Planung für Umgang mit Baudenkmälern

Burghüter Hansi ist für alle Besucher da, ob mit oder ohne „App“. Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Burghüter Hans Klatt freute sich über den Besuch aus Hermannstadt/Sibiu, der vergangenen Freitag Einlass in seine Hetzeldorfer Kirchenburg begehrte. Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, Hauptanwalt Friedrich Gunesch, Vertreter der Leitstelle Kirchenburgen und Journalisten, solcher Besuch kommt nicht alle Tage ins Dorf. Am Beispiel Hetzeldorf/Aţel stellte das Landeskonsistorium eine Kirchenburgen-App für das Handy vor.

„Die Leute sollen nicht nur die Kirchenburgen in Birthälm und Wurmloch besuchen, sondern auch die weniger bekannten“, erklärte Liliana Cazacu kurz zuvor bei der Projektpräsentation im Hermannstädter Bischofspalais. Mithilfe dieses Programms, das mit modernen Mobiltelefonen genutzt werden kann, sollen mehr Menschen auf die rund 150 Baudenkmäler aufmerksam gemacht werden, die sich unter der Obhut des Landeskonsistoriums befinden. 

Ein Problem sind fehlende oder nicht aktuelle Informationen beispielsweise was über Anfahrtmöglichkeiten, Straßenzustand, ob es einen Schlüssel zur Kirche gibt und wo sowie die Besuchszeiten. „Wir wollten ein lebendiges Instrument schaffen, das leicht aktualisiert werden kann“, meinte Cazacu. Die nun vorgestellte so genannte „App“ gibt es kostenlos im Internet unter dem Namen „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen“, vorerst nur für das iPhone, in wenigen Tagen auch für Telefone mit dem Android-Betriebssystem.

Auf einer Karte oder einer Liste kann der Nutzer das Dorf auswählen, in dem er sich befindet bzw. das er besuchen möchte. Auf Deutsch, Rumänisch oder Englisch gibt es kurze Texte zu Legenden und Geschichten eines Dorfes, historische Fakten zur Kirche und touristisch relevante Daten, wie den Namen des Burghüters, seine Telefonnummer bzw. Hausnummer, Eintrittskosten oder  Übernachtungsmöglichkeiten. Dazu kommen drei bis vier Fotos pro Kirche. Interessant ist die Spendenfunktion. Per Knopfdruck kann der Nutzer auf Wunsch eine Spende für die jeweilige Kirche zahlen.

Bislang sind 100 Kirchenburgen in das System eingearbeitet, weitere sollen folgen. Die „App“ ist  das „Nebenprodukt“ eines größeren Projektes, dass die Leitstelle Kirchenburgen im Landeskonsistorium der evangelischen Kirche A. B. in Siebenbürgen seit September 2011 durchführte. „Strategien zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes der Kirchenburgen in Siebenbürgen“ heißt dieses und wurde zusammen mit dem Lehrstuhl Denkmalpflege am Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin (TU) durchgeführt. Für Prof. Gabi Dolff-Bonekämper von der TU handelt es sich um ein „kluges, nachhaltig angelegtes Projekt“.

Für das Projekt fuhren die Mitarbeiter der Leitstelle in nahezu alle Dörfer mit Kirchenburgen, wo sie den Bauzustand der Kirchen, das touristische Potenzial, die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder und andere Daten erfassten. Die Ergebnisse der Studie werden in Kürze dem Landeskonsistorium übergeben, die diese für den weiteren Umgang mit den Baudenkmälern nutzen kann. „Es (das Projekt, d. R.) betrachtet eine ganze Landschaft systematisch, erzeugt Daten und Wissen, die für die Zukunft weiter verwertbar sind und eine Planung ermöglichen“, sagte Dolff-Bonekämper. Unterstützt wurde das 80.000 Euro Projekt durch eine Finanzierung des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.