Klingklang, Flipflop, Peng-Peng, Klonk-Klonk, Blubb-Blubb

Erfahrungsbericht zum Workshop „Soundart und Hörspiel“ im Rahmen des internationalen Sommercamps für Jugendliche deutscher Minderheiten

Workshopleiter des Sommercamps (v.l.n.r Dominik Tremel, Heda Bayer, Philipp Schenker, Roman Horák, Mathias Straub) | Foto: Workshop-Organisatoren

Das diesjährige internationale Sommercamp für Jugendliche deutscher Minderheiten wurde vom 15. bis 24. Juli unter dem Motto „Gemeinsam über Grenzen hinaus!“ veranstaltet. Die Veranstaltung fand online statt. Insgesamt haben 53 Jugendliche aus zehn Ländern daran teilgenommen. Es wurden Workshops mit Themen wie Musik, Theater und Medien angeboten. Das Sommercamp wurde von der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e.V., dem Goethe-Institut Prag sowie dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) veranstaltet.

Unser Alltag ohne Geräusche wäre unvorstellbar. Musik aus diesen Geräuschen zu komponieren kann wahnsinnig klingen. Das konnten wir beim Sommercamp Online 2021 mit dem deutschen Musiker Dominik Tremel ausprobieren. Soundart und Hörspiel war nur einer der fünf Workshops, zwischen denen die Teilnehmenden des diesjährigen Sommercamps wählen konnten. Die anderen Workshops bezogen sich auf Theater, Comedy oder Bildmedien.

„Musik kann auch anders sein“. So Dominik am Anfang des Workshops. Die Art und Weise, wie wir die Musik wahrnehmen, habe sich im letzten Jahrhundert verändert. Die künstliche Avantgarde-Bewegung habe auf die Musik abgefärbt und die sogenannte Stillmusik in Gang gesetzt. Um uns zu zeigen, dass Musik auch anders sein kann, sprach Dominik mit uns über den Komponisten John Cage. Dieser wurde für sein Musikstück 4‘33“ bekannt. In diesem Musikstück wird während der gesamten Spieldauer kein einziger Ton gespielt. John Cage wollte damit den Zuhörer zum Nachdenken anregen. Was bedeutet Musik eigentlich? Was bedeutet Stille? Im Workshop „Soundart und Hörspiel“ zeigte uns Dominik damit, dass Musik nicht nur dann entsteht, wenn man ein Instrument spielt, sondern es gibt sie überall um uns herum.

Mit der Hilfe moderner Technologie wurde Musik für uns zugänglicher denn je. Auch für jene von uns, die in der Vergangenheit noch kein Instrument gespielt haben. Musik lässt sich mit den verschiedensten Programmen am Computer produzieren. Waveform heißt das Programm, dessen Funktionen wir während der zwei Wochen mit Dominik entdeckt und vertieft haben. Es ist wirklich erstaunlich, was man damit machen kann. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Man kann einen einzelnen Ton lauter oder leiser machen, seine Frequenz erhöhen oder erniedrigen und sogar auf den Kopf stellen, sodass er rückwärts abgespielt wird. Es gibt die Möglichkeit, mit mehreren Tonspuren gleichzeitig arbeiten zu können. Das heißt, man kann in der eigenen Komposition entscheiden, welche Spur sich lauter anhören soll und welche nur als Hintergrundmusik behalten wird. Waveform bietet auch ein elektronisches Klavier, mit dessen Klängen man verschiedene Nuancen in einem Musikstück hinzufügen kann.

Ein Ziel der Organisatoren des diesjährigen Sommercamps war, dass alle Workshops zusammenarbeiten. Dafür gab es mehrere gemeinsame Aufgaben. Zum Beispiel sollten alle Teilnehmenden das Wort „grenzenlos“ erklären, mithilfe der Techniken, die ihnen im Rahmen der fünf Workshops beigebracht wurden. Wir haben einen Jingle mit Dominik erstellt, die anderen versuchten, die Grenzenlosigkeit in Theaterstücken vorzuspielen oder mit Bildern anzudeuten. Darüber hinaus gab es gemeinsame Treffen mit den anderen Workshops. So konnten wir auch die Jugendlichen vom Bildmedien-Labor näher kennenlernen. Einen ganzen Tag haben wir uns ausgetauscht und gemeinsame Aktivitäten unternommen. Wir sollten Musik aus ihren Bildern machen und umgekehrt.

Zwei Wochen vergingen wie im Fluge. Bei der Abschlussveranstaltung haben wir als Höhepunkt unsere musikalischen Projekte dann allen Teilnehmenden vorgestellt. Diese enstanden aus alltäglichen Geräuschen. Flipflops, fließendes Leitungswasser und Verkehrslärm – diese drei Geräusche habe ich im Waveform-Programm bearbeitet. Ich habe verschiedene Rückmeldungen zu meiner Arbeit bekommen. Aber eine war für mich sehr besonders: Es hieß, dass mein Musikstück sehr bezeichnend dafür ist, wie unsere Welt zurzeit funktioniert. Überall hört man Lärm, aber wenn man es schafft, aus der eigenen Routine auszubrechen, kann man ruhige Orte finden. So wie das Wasser einer Bergquelle. Dies zeigt mir einmal mehr, wie unterschiedlich wir alle Musik und Geräusche wahrnehmen.

Der Referent Dominik Tremel hat sein Musikstudium in Würzburg abgeschlossen und komponiert Bühnenmusik für Film und Theater. Elektronische Musik ist eine seiner Leidenschaften, denn man kann in diesem Feld sehr innovativ sein.