Memorialul-Revoluţiei-Verein übt harte Kritik an Kulturministerium

Keine Zusammenarbeit in der Frage der Gründung eines Revolutionsmuseum

Die Revolutions-Gedenkstätte befindet sich in der Oituz-Straße in einer ehemaligen k. u. k.-Kaserne und beherbergt eine große Sammlung an Dokumenten und Gegenständen aus den Tagen der Dezember-Revolution. Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar (ADZ) - In einem Ende vergangener Woche veröffentlichten Brief hat die Temeswarer Gedenkstätte der 1989er Revolution („Memorialul Revoluției“) die Pläne des Kulturministeriums zur Gründung eines Revolutionsmuseums in Temeswar stark kritisiert. Der Verein, der die Gedenkstätte betreibt, ist gemeinnützig, im Jahre 2000 erklärten Regierung und Parlament, die Gedenkstätte sei von nationalem Interesse, später wurde dem Verein sogar der Verdienstorden „Meritul Cultural“ verliehen. Durch den im Dezember 1989 verwundeten Traian Orban gegründet, musste der Verein jahrelang für einen entsprechenden Sitz und für Fördergelder kämpfen. Letztendlich wurde die Gedenkstätte in einer ehemaligen k. u. k.-Kaserne auf dem Militärgelände Oituz-Straße untergebracht.

Nun soll das Kulturministerium in Temeswar ein Museum für die 1989er Revolution einrichten, dafür wurde nach längerem Hin und Her die ehemalige Stadtkommandantur auf dem Freiheitsplatz/Piaţa Libertăţii durch das Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt. Mehrere Versuche des Temescher Kreisrates, das Gebäude zu übernehmen und das Museum einzurichten, scheiterten, letztendlich griff das Kulturministerium durch. Dessen Konzept wird jedoch von dem Memorialul-Revoluţiei-Verein stark kritisiert, die Bukarester Behörde hätte alle lokalen Initiativen ignoriert. Das Ministerium gehe von falschen Daten aus und wolle mit dem Verein nicht zusammenarbeiten, obwohl dieser seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Beratung und Dokumentation signalisiert habe. Auch sei die schriftlich festgehaltene Behauptung des Ministeriums, dass Informationen über die Ereignisse von vor 30 Jahren der Öffentlichkeit nicht zugänglich seien, schlicht falsch. Die gesamte Tätigkeit des Vereins bezeuge das Gegenteil.

Man müsse die Öffentlichkeit darüber unterrichten, dass die Temeswarer Gedenkstätte in den Jahren 1990 bis 2000 eine Fülle an Dokumenten, Fotos, Video- und Tonaufnahmen sowie weiteren Gegenständen gesammelt hat, die die Ereignisse vom Dezember 1989 beleuchten. Die Sammlung der Gedenkstätte könne deshalb von einem künftigen staatlichen Revolutionsmuseum nicht einfach außer Acht gelassen werden. 
Der Verein habe sich der Wahrheitsfindung im Zusammenhang mit der antikommunistischen Revolution verschrieben und eine Gedenkstätte eingerichtet, die von Zehntausenden Bürgern aus dem In- und Ausland besucht wurde, allein im Jahr 2018 waren es über 10.000. Man arbeite mit Schulen aus mehreren Verwaltungskreisen des Landes zusammen, lade Schüler ein und sei mehrere Partnerschaften eingegangen, um die Revolution von 1989 den jüngeren Generationen näher zu bringen. Zu den Partnern der Gedenkstätte gehören das Temescher Kreisschulamt, die Temeswarer West-Universität, die private Dimitrie-Cantemir-Universität, der Lehrstuhl für rumänische Sprache und Literatur der Universität im ungarischen Szeged. Der Memorialul-Revoluției-Verein habe in den vielen Jahren seiner Existenz mehrere Wanderausstellungen organisiert und sich an mehreren internationalen Projekten der Erinnerungskultur beteiligt, unter anderem in Deutschland, Österreich, Ungarn, Polen und Italien. Auch könne er eine reiche publizistische Arbeit vorweisen, man habe über 45 Bücher, mehrere Sammelbände, Alben und Broschüren veröffentlicht. Seit 2011 betreibe der Verein einen Verlag, in dem unter anderem auch wissenschaftliche Sammelbände erschienen sind, auch in englischer und deutscher Sprache.

Es sei deshalb äußerst seltsam, dass der Verein über die Pläne des Ministeriums nur aus den Medien erfahren habe, die Behörde hätte niemanden zu Konsultationen eingeladen und es auch nicht für nötig befunden, interessierte Stellen über das Vorhaben zur Gründung eines Museums zu informieren.

Dessen ungeachtet werden Verein und Gedenkstätte Helden und Opfer der 1989er Revolution entsprechend ehren, ihre Arbeit fortsetzen und die Erinnerung an die damaligen Ereignisse wachhalten. Den Wunsch zur Zusammenarbeit mit allen staatlichen Stellen, die sich mit der Revolution befassen, bleibe weiterhin aufrecht, hieß es in dem dreiseitigen Schreiben.