Neuer Ruf nach serbischen Arbeitskräften

Neumoldowa und der Donauengpass verfügen über zu wenig Arbeitskräfte

Neumoldowa – Zu den sozialen Paradoxa des Banater Berglands gehört die Tatsache, dass in den alten Industriezentren wie Reschitza/Reşiţa oder Anina zwar nach wie vor viele Entlassungen vorgenommen werden, dass aber Arbeitsplatzanbieter nicht ausreichend Interessenten finden, die zur Anstellung anderswo bereit wären. Deshalb haben Unternehmer und Gewerkschafter wiederholt die Frage von Pendlertum und „Fremdarbeitern“ aus dem Nicht-EU-Raum angesprochen, ohne allerdings bis heute irgendeine relevante Antwort dazu aus Bukarest zu bekommen. Aus Desinteresse, Kompetenzlosigkeit oder Desinformiertheit schweigt bisher dazu das Arbeitsministerium, während für die Gesetzgeber im Parlament die Frage wohl zu unbedeutend ist, gemessen an deren beharrlichen Bemühungen, ihre persönlichen Löhne und Bezüge zu mehren.

Fakt bleibt, dass, etwa im Donauengpass im Raum Neumoldowa/Moldova Nouă, ein akuter Arbeitskräftemangel herrscht und dass dort die lokalen Autoritäten und Unternehmer Lösungen vorbereitet haben, die allerdings nicht ohne ein Plazet aus Bukarest oder gar Brüssel umgesetzt werden können. Dazu der Präsident der Filiale Karasch-Severin der Gewerkschaftsföderation MERIDIAN, Şerban Stan, der auch Ratsherr ist im Kommunalrat der Kleinstadt Neumoldowa am Donauufer: „Der Stadtrat Neumoldowa hat eine große Investition getätigt, indem dazu, mit Unterstützung des Abgeordneten Ion Mocioalcă (PSD) und von Bürgermeister Matei Lupu (PSD),  Staatshilfen in Anspruch genommen wurden. Drei Millionen Euro hat die Regierung zur Verfügung gestellt für den Bau einer Betriebshalle mit 8000 Quadratmeter Nutzfläche, die an die Automotive-Firma DELPHI vermietet wurde. Hier sollten bei Vollauslastung rund 1000 Arbeitnehmer arbeiten. Das müsste heute bereits eingetroffen sein. Ist es aber nicht. Denn wir können diese tausend Arbeitnehmer am linken Donauufer nicht finden.“

Eine der Lösungen, die man deshalb angedacht hat, war, aus der Almăj-Senke per DELPHI-Betriebsbussen, Pendler heranzuschaffen. Dies auch, weil allgemein bekannt ist, dass der Raum der Almăj-Senke das Gebiet des Verwaltungskreises Karasch-Severin mit der höchsten Arbeitslosigkeit ist. Auch im benachbarten, aber mehr als 110 km entfernten Verwaltungskreis Mehedinţi ist DELPHI auf Arbeitnehmersuche. Gescheitert ist eine Konkretisierung der beiden Initiativen bisher nicht an eventuell fehlendem Interesse der Angesprochenen, sondern an einer so einfachen wie die Initiative abwürgenden Tatsache: die schlechten Straßen. Die Kreisstraße von Bozovici über Şopotu Nou-Cărbunari nach Neumoldowa ist so schlecht, dass DELPHI, trotz Auftragsfülle und Arbeitnehmernot, auf den Einsatz von Pendlerbussen auf dieser Strecke verzichtet hat. Ähnlich die Lage auf der Nationalstraße DN 57 Neumoldowa-Orschowa/Orşova, die so schlecht gebaut und in Abschnitten auf dem Gebiet von Karasch-Severin immer noch nicht komplett asphaltiert ist, dass einerseits Felsstürze und Murenabgänge wintersüber die Straße immer wieder blockieren (erst jüngst ist ein solcher Felssturz durch den Katastrophenschutz weggesprengt worden), andrerseits die 110 km wegen dem teilweise schlechten Straßenzustand in unverhältnismäßig langer Zeit zurückgelegt werden müssen.

So blieb eigentlich nur eine auf der Hand liegende Lösung: Arbeitskräfte vom jenseitigen Donauufer anwerben, aus der Partnerstadt von Neumoldowa, Veliko Gradiste. Gewerkschaftschef Stan war in einer Delegation von Neumoldowa bei den Serben. Dort gäbe es jede Menge Öffnung für die Arbeitswilligen, die nach Rumänien kommen möchten und es gäbe sogar die Möglichkeit, einen Pendlerverkehr per Schiff über die Donau einzurichten, da dafür Kapazitäten frei wären. Nur: einerseits fehlt ein Staatsvertrag zum Thema Arbeitskräftemigration zwischen Rumänien und Serbien, also aus dem Nicht-EU-Raum in die EU, andrerseits werden aufgrund des fehlenden Staatsvertrags über Arbeitskräftemigration keine Arbeitsgenehmigungen ausgestellt. So bleibt es einstweilen in Neumoldowa beim Arbeitskräftemangel.