Ölbild des 19. Jahrhunderts von Bauernaufstandsführer Horea

Brukenthalmuseum drängt auf die Ausstellung eines bedeutenden Porträts von Siebenbürger Ioan Constande

Porträt Horea von Ioan Constande

Hermannstadt – Ein privater Kunstsammler aus Bukarest, der seinen Namen der Öffentlichkeit nicht preisgeben möchte, hat im Herbst und aktuellen Winter den Versuch unternommen, ein für Rumäniens Geschichte bedeutendes Porträt des 19. Jahrhunderts aus eigenem Besitz zwei Museen der Hauptstadt als Leihgabe auf Zeit anzubieten – und beide wichtigen staatlichen Einrichtungen hätten kurz und trocken mit je einer Absage darauf geantwortet, will Dr. Alexandru Constantin Chituță, interimistischer Direktor des Brukenthalmuseums, gewusst haben. Obwohl er stets davon Abstand nimmt, sich mit seinem persönlichen Account unter die Kommentare zu den Facebook-Einträgen des von ihm geleiteten Hauses zu mischen, brach Dr. Chituță am Abend vor dem Feiertag der Kleinen Vereinigung am 24. Januar mit der Gewohnheit, den Diskussionen im Social-Media-Raum, die das Brukenthalmuseum betreffen, fernzubleiben. Dass eindeutig Ioan Constande (1819 – 1879) als der Maler besagten Porträts von Bauernaufstandsführer Horea identifiziert werden konnte, gibt Dr. Chituță zweifelsohne Recht, seine Kritik am vermeintlichen Desinteresse der staatlichen Museen Bukarests für autochthon historische Exponate öffentlich sichtbar zu äußern. Für das Brukenthalmuseum dagegen ist es ein schierer Glücksfall, Ansprechpartner der dritten Anfrage in Folge vonseiten des unbekannten Kunstsammlers aus der Hauptstadt gewesen zu sein. Kein Wunder, dass Letzterer nicht zweimal beim ältesten Museum des modernen Rumänien anklopfen musste, um das Porträt von Vasile Ursu Horea aus der Hand von Siebenbürger Ioan Constande einer genausten Expertise unterziehen können zu lassen.

Historiker und Bauernaufstands-Forscher David Prodan schrieb 1984 in einem Sachbuch, dass die zweihundert Jahre zuvor in Gefängnishaft genommenen Wort- und Gefechtsführer Horea, Cloșca und Crișan im Kerker von Karlsburg/Alba Iulia nicht an letzter Stelle auch von Malern besucht wurden, die sie in Porträts künstlerisch bildend festhielten. Dabei sollen nicht nur die vor Ort entworfenen Originale, sondern später auch zahlreiche Kopien und Nachahmungen entstanden sein. In tief kommunistischer Zeit aber vermerkte Buchautor David Prodan für den wissenschaftlichen und enzyklopädischen Staatsverlag, dass „uns die im Brukenthalmseum  zu Hermannstadt aufbewahrten und (…) am Hof des Gouverneurs angefertigten Porträts am lebendigsten und als der Wirklichkeit am nächsten erscheinen.“ Damit gemeint waren Franz Neuhauser, der die Bauernaufstandsführer in Kupferstichen abbildete, die später im Budapester Kunstmuseum wiederentdeckt wurden, und Anton Steinwald. Und irgendwo wurde dadurch auch das jüngst leider wieder Fahrt aufnehmende Gerücht nationalistischen Ursprungs zerschlagen, Gouverneur Samuel von Brukenthal habe persönlich die Hinrichtung von Horea, Cloșca und Crișan angeordnet. Viel eher steht zu Buche, dass der Kult, die drei Helden wie Opfer ein- und derselben Emanzipationsbewegung artistisch nachzubilden, Mitte des 19. Jahrhunderts eine Renaissance erlebte, von der auch Ioan Constande zu profitieren verstand. Er hatte ab 1834 neun Jahre lang in Budapest und Wien studieren können und diente ab 1841 als Lehrer am Hermannstädter „Theresianum“, ehe er 1848 seine Überzeugung und Kräfte der Revolution zur Verfügung stellte und mit dem Kommando der Zivilgarde von Salzburg/Ocna Sibiului betraut wurde. Maler Ioan Constande war zeitlebens vor allem als Lithograf und Zeichner bekannt. Nur wenige Ölbilder aus seiner Hand sind heute noch erhalten. Dr. Alexandru Constantin Chituță hofft auf eine Ausstellung des Ioan-Constande-Porträts von Horea aus privater Kunstsammlung im Brukenthalmuseum vor Ende des Jahres 2023. Dem unverdient in Vergessenheit geratenen Maler und überlebenden Revolutions-Zivilkämpfer kann das nur aufklärerisch in die Karten spielen.